Potsdam und die European Championships 2018: Da geht was
Bei der Premiere der European Championships ist Berlin Schauplatz der Leichtathletik-Europameisterschaft. Fünf Potsdamer Aktive nehmen teil – allesamt Geher. Während die Männer Richtung Podium blicken, reift bei den Frauen eine neue Generation mit Perspektive heran.
Gemeinsam stärker. Unter diesem Motto bündeln von Donnerstag bis zum 12. August sieben Sportartengruppen ihre Kräfte, um sich über ein neues Format zu präsentieren – die European Championships. Während in Glasgow die Europameister im Schwimmen (Becken, Freiwasser, Synchron, Wasserspringen), Radsport (Bahn, Straße, Mountainbike, BMX), Golf, Gerätturnen, Triathlon und Rudern ermittelt werden, ist Berlin Schauplatz für den Wettstreit der besten Leichtathleten des Kontinents. Aus deutscher Sicht ist vor allem das heimische Championat von großer Bedeutung. Mit dabei sind auch fünf Aktive des SC Potsdam: Saskia Feige, Teresa Zurek, Christopher Linke, Hagen Pohle und Nils Brembach. Allesamt Geher.
Peter Frenkel versetzt dies in Verzückung. Der Potsdamer Geh-Olympiasieger von 1972 sagte am Montag beim Sommerfest im Sportzentrum Kienbaum: „Das ist Kontinuität, die hier sichtbar wird. Fünf Teilnehmer an den Start zu bringen, zeugt von einer herausragenden Arbeit.“ Geleistet wird sie besonders durch Bundestrainer Ronald Weigel und Nachwuchs-Bundestrainerin Manja Berger, die beide am Luftschiffhafen tätig sind. „Für mich ist Beständigkeit entscheidend“, erklärt der dreifache Olympiamedaillengewinner Weigel. „Ich bin nicht kurzfristig erfolgsgeil, sondern möchte Athleten über langen Zeitraum stabil in die Spitze führen und dort halten.“
Werderaner Fanbus reist zum Breitscheidplatz
Ein Prozess, den er mit Christopher Linke, Hagen Pohle und Nils Brembach immer weiter vorantreibt. Das Trio hat sich bereits zum vierten Mal in Folge kollektiv für den internationalen Saisonhöhepunkt qualifiziert. Und strebt bei der EM in Berlin nach vorne. „Ich denke, wir drei sind mittlerweile alle in der Lage, die Medaillenplätze anzugreifen“, meint Pohle, der voriges Jahr 17. bei der WM in London über 20 Kilometer wurde und damit zwei Ränge hinter Kollege Brembach landete. Den fünften Platz hatte Linke belegt. Wie schon bei Olympia 2016 und der EM 2014. „Der ist jetzt eigentlich mal dran mit einer Medaille“, findet Peter Frenkel. Auch Linke selbst glaubt, dass die Zeit reif ist. Er wolle Edelmetall holen, betont der 29-Jährige und freut sich, für diese Mission große Unterstützung zu erfahren. Aus seiner Heimatstadt Werder reist ein Sonderbus voller Fans zur Anfeuerung an die Ein-Kilometer-Pendelstrecke.
Diese befindet sich in der City West rund um den Breitscheidplatz. Als „Europäische Meile“ soll der kostenlos zugängliche Veranstaltungsort die EM auch außerhalb des Olympiastadions erlebbar machen – mit den Geherwettbewerben, den Marathonrennen, Kugelstoßqualifikationen und Siegerehrungen. „Wir müssen raus zu den Menschen gehen und ihnen Appetit auf mehr machen“, erklärte Jürgen Kessing, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes, in Kienbaum. Hagen Pohle wünscht sich, dass das Konzept gut aufgeht und viele Zuschauer kommen. „In der sportlichen Karriere hat man vielleicht nur einmal eine internationale Meisterschaft vor heimischem Publikum“, sagt er. „Das ist etwas Besonderes und soll uns beflügeln.“
„Unermüdliche Aufbauarbeit der letzten Jahre trägt erste Früchte“
Am 11. August erfolgt um 10.55 Uhr der Start für die 20 Kilometer der Männer. Dann wird auf der Flaniermeile richtig Tempo gemacht. Bereits um 9.05 Uhr sind die Frauen über dieselbe Distanz gefordert. Erstmals seit 2012 ist dann auch wieder Deutschland vertreten. Nach dem Ende der Ära um die Potsdamerinnen Melanie Seeger und Sabine Zimmer ist nun eine neue weibliche Geher-Generation herangereift. „Die unermüdliche Aufbauarbeit der letzten Jahre trägt erste Früchte“, urteilt Bundescoach Weigel über die EM-Normerfüllung durch die beiden Potsdamer Sportschulabiturientinnen Saskia Feige und Teresa Zurek sowie Emilia Lehmeyer aus Berlin.
Feige und Zurek trainieren bei Manja Berger, deren Mann Volker Umlauft-Berger wiederum Lehmeyer betreut. Letztere kommt auch zu gemeinsamen Einheiten an den Luftschiffhafen. „Es war der Auftrag, drei Damen zur EM zu bringen. Daher sind wir glücklich, dass es geklappt hat“, sagt Manja Berger. Die Novizinnen sollen in Berlin möglichst ihre Bestzeiten knacken. „Aber vorrangig geht es darum, Erfahrungen zu sammeln. Saskia und Teresa sind die Jüngsten im ganzen Starterfeld.“ Das lässt Geherikone Peter Frenkel für die Zukunft hoffen. „Es sind sehr talentierte Mädels, die sehr diszipliniert trainieren“, urteilt er. „Sie haben Perspektive.“ Da geht also was in den nächsten Jahren. Und bei den Potsdamer Männern geht vielleicht schon jetzt etwas in puncto Podest.
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