Ein Besuch in der Westernstadt Eldorado Templin: Warum "Squaw" ein Schimpfwort ist
Mehr als nur Cowboy-Land: Kendall Old Elk vom Stamm der Apsaalooké erklärt in der Westernstadt Eldorado Templin seine Kultur.
Das Kleinkind hat ihn sofort im Blut: den Rhythmus der Trommel. Ohne zu zögern stampft es im Takt im Kreis umher, während die Eltern einige Probleme haben, die richtige Schrittfolge zu finden. Dabei soll es so einfach sein: „Der Rhythmus der Trommel, ist der Rhythmus des Herzens“, sagt Kendall Old Elk. „Dem müsst ihr folgen.“ Er kann das leicht sagen, schließlich ist der heute 50-Jährige mit Trommeltänzen wie diesen aufgewachsen. Kendall Old Elk stammt aus dem Stamm der Apsaalooké, einem Tribe der Ureinwohner Nordamerikas und arbeitet seit drei Jahren in der Westernerlebnisstadt „Eldorado Templin“.
Gemeinsam mit seiner Frau Maria gestaltet er die etwas nachdenklicheren Programmpunkte der sonst von Cowboys dominierten Westernstadt. Egal, ob er mit Kindern kleine Tipis und Federschmuck bastelt oder dem Publikum traditionelle Tänze beibringt – es geht ihm vor allem darum, den Gästen die Kultur seines Stammes näherzubringen und mit Stereotypen zu brechen. Ein besonders tiefsitzendes sei gleichzeitig ein besonders schlimmes: das Wort „Squaw“, das häufig als Synonym für eine indianische Frau verwandt wird, bezeichne eigentlich die weiblichen Genitalien und sei somit eine Beleidigung, wie Old Elk erklärt. „Der Begriff wurde zu Kolonialzeiten eingeführt, wir würden unsere Frauen niemals so bezeichnen“, sagt er.
Die Frau ist dem Mann überlegen
Überhaupt sei die Frau dem Mann übergeordnet, denn nur sie kann Leben schenken. Auch das Tragen eines großen Federschmuckes, des sogenannten „Kriegs-Bandes“, auf Modenschauen oder beim Karneval sei eine kulturelle Beleidigung. „Jede Feder muss verdient werden, sie beschützen uns“, erklärt Old Elk. Die Bezeichnung „Indianer“ hingegen sei in Ordnung – zumindest in Europa. „Ich bevorzuge natürlich Apsaalooké, denn das ist mein Stamm oder Native“, sagt er. Doch mit dem englischen Wort für Ureinwohner würden die meisten Deutschen eher ein Olivenöl verbinden, fügt er zwinkernd hinzu. In den USA jedoch sei der kulturhistorische Kontext ein ganz anderer und „Indianer“ nicht akzeptabel.
Bereits seit 20 Jahren ist er mit diesem „Lehrauftrag“, wie er ihn selbst nennt, in Europa unterwegs. „Ich war zu Hause auch Lehrer, es ist mir ein Anliegen“, sagt Old Elk. Ursprünglich aus Montana stammend, verschlug es ihn über Spanien und Frankreich nach Deutschland. Inzwischen lebt er mit seiner Familie in Templin und ist festes Ensemblemitglied in Eldorado – auch für die kommenden Saisons.
Eine Stadt wie eine Filmkulisse
In dem am Südufer des Röddelinsees gelegenen, etwa 70 000 Quadratmeter großen Park, kommen auch Besucher auf ihre Kosten, die eher Action als sinnliche Trommeltänze suchen. Schon die ganz in Holz gehaltenen Gebäude – inklusive Restaurant mit originalgetreuer Saloonschwingtür – lassen sie in eine filmkulissenartige Welt eintauchen. Beim Bogen- oder Revolverschießen, über Lassowerfen bis hin zum Axtwerfen können sie ihre Westerntauglichkeit testen. Für besonders Mutige steht außerdem ein schwarzer Kunststier zur Verfügung, der zum Rodeoreiten auffordert. Alle zehn Sekunden wird hier das Tempo erhöht, der Durchschnittscowboy hält sich 45 Sekunden im Sattel. Der Rekord liegt bei 76 Sekunden.
In der noch relativ neuen Attraktion „Mining Adventure“ kann man sich außerdem auf Goldsuche begeben. Echtes Westernfeeling also, für das sich Besucher in verschiedenen Läden auch passend einkleiden können. Vom Cowboyhut in verschiedenen Farben und Formen, über das passende Hemd bis hin zum gerüschten Damenkleid lässt sich hier alles finden.
Wer lieber zuguckt, als selbst Cowboy zu spielen, kann den Stuntprofis beim Reiten und Schießen zuschauen. Mit der Stuntfrau Christina Jung darf hierbei auch eine Dame etwas rauer werden.
Hochzeiten im Westernstil
Das Geschäft läuft gut, wie Günter Mainka sagt, der gemeinsam mit Potsdams Filmpark-Chef Friedhelm Schatz Geschäftsführer der Westernstadt ist. Genaue Zahlen möchte er nicht nennen, aber 2018 sei bisher das Besucherstärkste Jahr seit der Eröffnung im Jahr 2006. Täglich kämen etwa 700 Besucher, am vergangenen Wochenende zum Reenactors Day – einem Tag, an dem Hobbycowboys in originalgetreuer Westernkleidung des 19. Jahrhunderts den Park besuchen – waren es etwa 2000 an einem Tag.
Auch Übernachtungsmöglichkeiten gibt es vor Ort, die unter anderem für Hochzeiten genutzt werden. Denn in der Westernstadt darf auch geheiratet werden. Ob der anschließende Tanz dann zum Quietschen der Mundharmoniker oder zum Klang der Trommel vollzogen wird, ist jedem selbst überlassen.
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