Lernen unter Corona-Bedingungen: Vorbereitungen für Schulbeginn laufen auf Hochtouren
Am 10. August soll für die Schüler in Brandenburg der Unterricht wieder starten. Das Bildungsministerium spricht von Regelbetrieb. Der Landeselternrat warnt vor fehlender Vorbereitung, die Gewerkschaft GEW fordert mehr Corona-Tests.
Potsdam - Lüftung, Hände waschen, Abstand halten - und daneben der ganz normale Schulbetrieb: In Brandenburg bereiten sich Schulen auf die Wiedereröffnung nach den Ferien unter erschwerten Bedingungen vor. „Wir müssen uns neben der Umsetzung der Hygiene-Konzepte auch noch um neue Seiteneinsteiger und die individuelle Förderung der Schüler kümmern“, sagte Günther Fuchs, Vorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Brandenburg.
Es gehe nicht nur um Corona und dem Umgang mit Hygiene- und Abstandsregeln, sagte Fuchs. Ein Teil der Lehrkräfte sei nicht einsetzbar, weil sie zur Risikogruppe zählten. Und jedes Kind müsse nach der langen Pause nun individuell gefördert werden. „Wir sind nicht auf dem Stand, den wir erwarten können“, sagte Fuchs mit Blick auf monatelanges sogenanntes Homeschooling. „Das aufzuholen, geht nicht in zwei Wochen, dafür brauchen wir mindestens ein halbes Jahr.“
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Am 10. August sollen die Schulen nach den Sommerferien wieder öffnen - und nach insgesamt vier Monaten, in denen es nicht den vor der Coronakrise gewohnten Unterricht gegeben hat. In dieser Woche beginnt für die Bildungseinrichtungen die Vorbereitung auf das neue Schuljahr. Brandenburg plant bisher - anders als Berlin - keine Maskenpflicht auf Fluren und in Gemeinschaftsräumen.
Keine Maskenpflicht an Schulen
„Unser Hygieneplan sieht erstmal die Maskenpflicht an Schulen nicht vor“, hatte Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) gesagt, aber zugleich auf die Zuständigkeit von Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) verwiesen. SPD-Bildungspolitikerin Katja Poschmann brachte am Sonntag eine Maskenpflicht für alle gemeinsam genutzten Flächen ins Spiel. „Dann müsste im Falle einer Infektion nur die betroffene Klasse isoliert werden und nicht die ganze Schule geschlossen werden.“ Masken im Unterricht lehne sie aber ab.
Laut dem neuen Hygieneplan wird Lehrern empfohlen, im Kontakt zu Kollegen, Eltern und anderen Besuchern, bei der Schülerbeförderung und in Pausen auf dem Schulhof Masken zu tragen, wenn der Abstand von 1,5 Meter nicht eingehalten werden kann. Die Abstandsregel gilt für den Kontakt zwischen Lehrern, zwischen Lehrern und Eltern und anderen Besuchern - vor allem im Lehrerzimmer und in Pausenbereichen.
Schüler sollen sich möglichst viel im Außengelände aufhalten. Mehrmals täglich, mindestens in jeder Pause, sollen Räume laut dem Plan gelüftet werden. Der Unterricht soll soweit möglich in festen Gruppen stattfinden, die Lehrer sollen so wenig wie möglich zwischen den Klassen wechseln. Treten Krankheitsanzeichen bei Schülern auf, sollen die Eltern sofort informiert und Symptome abgeklärt werden. Lehrer müssen die Arbeit „sofort“ beenden und sich an den Hausarzt, den ärztlichen Bereitschaftsdienst oder das Gesundheitsamt wenden.
Lehrkräfte stimmen weiteres Vorgehen ab
Am kommenden Mittwoch wollen sich Lehrkräfte treffen, um das weitere Vorgehen abzustimmen. Rahmenpläne müssten geändert, Hygiene-Konzepte besprochen werden, sagte Helmut Stäker, Präsident des Brandenburgischen Pädagogen-Verbandes. Er hofft, dass der Schulstart „möglichst normal“ abläuft. Wichtig sei es, dass vor allem die Eltern mitspieltenr. Beim geringsten Verdacht auf das Coronavirus sollten sie ihre Kinder zum Arzt schicken.
Dass die Politik beim Tragen der Masken auf Freiwilligkeit setzt, findet Stäker richtig. Lehrer müssten mit Schülern gemeinsam entscheiden, wenn sie eine Maske im Unterricht tragen sollen. Aber was ist, wenn sich ein Schüler weigert? „Dann muss sein Tisch eben 1,50 Meter entfernt von den anderen Tischen gerückt werden. So würde ich das lösen“, sagte der Lehrer für Mathe und Physik.
Nach Angaben des Bildungsministeriums gab es bereits Besprechungen mit den Schulämtern. „Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren“, sagte Sprecherin Ulrike Grönefeld. Zu Beginn dieser Woche soll es weitere Handreichungen an die Schulämter geben. „Wir gehen von einem Regelbetrieb aus“, sagte Grönefeld. Dennoch müssten die Schulen einen Plan B haben, falls es zu einem Ausbruch kommt.
„Ein Test reicht nicht aus“
René Mertens vom Landeselternrat rechnet fest damit, dass es zu Schulschließungen kommen wird. „Die Zeit in den Ferien wurde nicht gut genutzt. Wir hätten uns besser vorbereiten müssen“, sagte er. „Mir fehlt der Plan B.“ Einige Eltern seien mit Blick auf den Schulstart sehr besorgt. Die Kinder weiter zu Hause zu lassen, sei aber nicht die Lösung.
GEW-Landeschef Fuchs hält die an Schulen vorgesehenen Corona-Tests nicht für ausreichend. Nach den Sommerferien sollen sich Lehrer innerhalb von drei Monaten 14-tägig kostenlos auf das Coronavirus testen lassen können - freiwillig. Auch ein Prozent der Schulkinder in Brandenburg soll getestet werden, ohne dass Eltern dafür in die eigene Tasche greifen müssen. „Ein Test reicht nicht aus“, sagte Fuchs. „Wir müssen sehen, wie wir die Infektionsketten unterbrechen können.“ Das Abstandsgebot einzuhalten, sei in den Schulen ein großes Problem. „Zu volle Klassen, zu wenig Räume...“ Das Schulsystem habe keine Reserven mehr. (dpa)
Anna Kristina Bückmann
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