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Weitersuchen. Rebeccas Familie gibt die Hoffnung nicht auf, die 15-Jährige noch lebend zu finden. Doch alles deutet darauf hin, dass das Mädchen zum Opfer eines Gewaltverbrechens geworden ist.
© Christoph Soeder/dpa

Seit fünf Wochen vermisst: Rückschlag im Fall Rebecca

Der Schwager der vermissten Schülerin Rebecca ist wieder frei Die Mordkommission steht wieder am Anfang, es fehlt eine neue Spur.

Berlin- Für die Ermittler ist es ein herber Rückschlag. Sie halten den Schwager der seit fast fünf Wochen vermissten Berliner Schülerin Rebecca Reusch für tatverdächtig, der 27-Jährige saß fast drei Wochen in Untersuchungshaft. Doch jetzt ist er wieder auf freiem Fuß – die Beweislage ist zu dünn.

Am Freitag hat ein Ermittlungsrichter am Amtsgericht Tiergarten nach einer Haftbeschwerde des 27-Jährigen den Haftbefehl aufgehoben. Damit kommt Rebeccas Schwager ohne weitere Auflagen frei. Der Richter hat „aufgrund des gegenwärtigen Ermittlungsstandes Zweifel am dringenden Tatverdacht“, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Die Behörde räumt sogar ein, dass die Entscheidung, den Haftbefehl aufzuheben, im „Hinblick auf die gegenwärtig bestehende Beweislage vertretbar“ sei. Daher werde die Staatsanwaltschaft vorerst auch keine Beschwerde gegen die Entscheidung einlegen.

Ein Sprecher der Behörde erklärte: Die Beweislage in diesem Fall sei schwierig und reiche nicht aus, um einen dringenden Tatverdacht und die hohe Wahrscheinlichkeit einer Verurteilung zu begründen. Das alles sei ein normaler Vorgang – und zeige, dass es sich die Staatsanwaltschaft nicht leicht mache.

Keine neuen Beweise

Die Ermittler hatten darauf gehofft, im Zuge der Untersuchungshaft weitere Hinweise zu bekommen. Doch seit Wochen sind keine neuen Indizien oder Beweise gegen den Schwager bekannt geworden. Der Verdacht konnte nicht weiter erhärtet werden, hieß es.

Dabei hatten die Staatsanwaltschaft und die Mordkommission des Landeskriminalamts alles versucht – sie sind sogar äußerst weit gegangen, wie die Vereinigung Berliner Strafverteidiger fand: zu weit. Per Richterbeschluss veröffentlichten die Behörden ein Foto des Schwagers, um Hinweise zu bekommen. Deren Zahl reicht bereits an die 2000 heran. Die Kritik: Auch wenn dem Schwager in Zukunft nichts nachgewiesen werden könnte, so wäre er doch für alle Zeit gebrandmarkt. Vorerst wird er aber weiter als Beschuldigter geführt: Er gelte noch immer als tatverdächtig, gegen ihn werde weiter ermittelt, erklärte die Staatsanwaltschaft. Wegen der Indizien gebe es eine Richtung – und in die werde vorrangig ermittelt.

Der Schwager galt für die Ermittler schnell als Tatverdächtiger. Nach der ersten Festnahme am 28. Februar war er stundenlang vernommen worden, dennoch gab es zunächst keinen Haftbefehl. Erst nach der zweiten Festnahme ordnete ein Richter am 4. März Untersuchungshaft an. Die Ermittler stützen sich bei ihrem Verdacht etwa darauf, dass der Mann am Vormittag des 18. Februar, also am Tag, als Rebecca verschwand, und am späten Abend des Folgetags auf der A12 zwischen Berlin und Frankfurt (Oder) unterwegs war. Dort war sein Wagen von einem Kennzeichenerfassungssystem der Brandenburger Polizei erfasst worden.

Laut Polizei hatte nur der Schwager an diesen Tagen Zugriff auf den Wagen, den er gemeinsam mit seiner Partnerin, also Rebeccas ältester Schwester, teilt. Zudem waren im Wagen Haare von Rebecca und Fasern einer Decke gefunden worden, die ebenfalls aus dem Haus verschwunden war. Daneben soll der Schwager widersprüchliche Aussagen gemacht haben. Die Familie hatte jedoch erklärt, dass er für ein Drogengeschäft mit dem Wagen unterwegs gewesen sein soll, dies aber nicht gegenüber der Polizei einräumen wollte.

Dramatisch ist die Entlassung aus der Untersuchungshaft vor allem, weil es immer noch keine Spur zu Rebecca gibt. Zwar versicherte die Staatsanwaltschaft, die Suche dauere „mit unverändertem Aufwand und mit unveränderter Intensität an“. Es lägen zwar keine neuen Erkenntnisse vor, dennoch sagte ein Sprecher: Die Staatsanwaltschaft hoffe, den Fall zeitnah aufklären zu können.

Die Hoffnung schwindet

Rebecca war am Morgen des 18. Februar verschwunden. Sie hatte sich am Wochenende zuvor bei ihrer Schwester und ihrem Schwager in Britz aufgehalten. Am Montagmorgen wollte sie in die Schule gehen. Seither wird sie vermisst. Die Mordkommission ging davon aus, dass Rebecca getötet wurde und das Haus des Schwagers nicht lebend verlassen hat.

Wochenlang hat die Polizei Wälder, Straßen und den Wolziger See 50 Kilometer südöstlich von Berlin mit zahlreichen Einsatzkräften, Booten, Spürhunden und sogar mit Tauchern abgesucht. Zuletzt suchten Ermittler an der Autobahn 12 zwischen Berlin und Frankfurt (Oder) rund um die Abfahrt Fürstenwalde, an Landstraßen und am Scharmützelsee nach Spuren – bislang ohne jeden Erfolg. Zwar geht die Familie weiter davon aus, dass Rebecca noch am Leben ist. Doch die Ermittler haben einen Erfahrungswert: Vier Wochen nach dem Verschwinden geht die Wahrscheinlichkeit gegen null, das Mädchen lebend zu finden.

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