Pannen-Flughafen: Kabelpfusch an BER-Südbahn lange bekannt
Der Flughafen prüft Regress gegen Firmen und gerät unter Druck, weil der Kabelpfusch schon 2016 entdeckt wurde. Trotzdem wurde es verschwiegen - bis zum PNN-Bericht.
Schönefeld - Wegen des Kabelpfuschs an der südlichen Start- und Landebahn des BER-Airports prüft die Flughafengesellschaft (FBB) nun Regressforderungen gegen Firmen und Planer. Das erfuhren die PNN am Montag aus Unternehmenskreisen. Wie berichtet müssen vor der für Oktober 2020 geplanten BER-Inbetriebnahme nun auch noch die Elektroleitungen an der südlichen Start- und Landebahn komplett ausgetauscht werden – wegen Kurzschlussgefahr an der Befeuerung. Leitungen sind angegriffen, weil 70 Prozent der Kabelschächte an der Südbahn permanent unter Wasser stehen. Einen entsprechenden Bericht dieser Zeitung hat die FBB bestätigt. Ein „Austausch der Kabel für die Südbahn ist eine Maßnahme, die bereits im August im Aufsichtsrat beschlossen wurde“, hieß es dazu in einer FBB-Erklärung via Twitter. Auf der Pressekonferenz nach der Sitzung im August, auf der der Aufsichtsrat rund zehn Millionen Euro für diese Kabelsanierung bewilligte, wurde nichts davon erwähnt. Wie die FBB jetzt erklärt, handelt es sich um „eine Vorsorgemaßnahme, die die Sicherheit und Funktionsfähigkeit weit über die Inbetriebnahme des BER im Oktober 2020 hinaus sicherstellt“.
Flugbetrieb an der Südbahn könnte eingestellt werden
Nötig und intern begründet wurde die Kabelsanierung aufgrund des Risikos von Ausfällen am Befeuerungssystem, die zu Einschränkungen oder sogar zur Einstellung des Flugbetriebes auf der Südbahn führen könnten. Nach PNN-Informationen ist das Kabelproblem an der Südbahn der FBB schon lange bekannt, es wurde bereits 2016 bei Wartungsarbeiten festgestellt.
"Ein Rückfall in alte Zeiten"
In Berlin wollen CDU und FDP Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup wegen der Turbulenzen diesen Freitag in den BER-Untersuchungsausschuss zitieren, was die Koalition am Montag ablehnte. „Wir erleben einen Rückfall in alte Zeiten“, sagt CDU-Obmann Christian Gräff. „Pfusch erfährt die Öffentlichkeit durch die Medien, statt von dem verantwortlichen Flughafenchef oder Aufsichtsrat. Das Pannenprojekt ist wieder eine Blackbox.“
Auch die Grünen sehen die Lage kritisch. „Bewahrheiten sich die bekannt gewordenen Probleme“, sagt der Abgeordnete Marc Urbatsch, „muss das Bauprojekt völlig neu bewertet werden mit allen daraus erwachsenen Konsequenzen.“ Für den Flughafenplaner Dieter Faulenbach da Costa sind die jüngsten Erkenntnisse ein Hinweis darauf, „dass die FBB die 2010/2011 verlorene Kontrolle über die Baustelle noch nicht zurückgewonnen hat“.
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