Tesla-Gigafactory in Grünheide: Elon Musk verspricht "umweltfreundlichste Fabrik der Welt"
Elon Musk schaute sich erstmals die Baustelle seiner Tesla-Gigafactory in Grünheide an. Es gab Lob, eine Party-Einladung, beruhigende Worte für Projekt-Kritiker und eine überraschende Zeremonie.
Grünheide - Fast eine Stunde hat er gebraucht, als er sich am Morgen extra aus dem Berliner Wedding auf den Weg nach Grünheide machte. Allein in der Hoffnung, Elon Musk zu sehen, falls der heute hier auftaucht, vielleicht ein Autogramm zu ergattern. Der Y-Tesla, den er sich persönlich gerade bestellt hat, wird „nächstes Jahr aus Grünheide“ kommen, erzählt Hans-Jürgen Michelsen, 71 Jahre, früher Polizist und Dozent an der Polizeischule in der Hauptstadt, ein Tesla-Käppi auf den Kopf. Ja, er verehre Musk, „er hat Ideen und macht es einfach“. Das sei auch in Deutschland zunehmend nötig. Es ist Donnerstagvormittag, blauer Himmel, Sonnenschein.
Vor dem Eingang der Großbaustelle nahe der Autobahnabfahrt Freienbrink haben sich nur ein paar Schaulustige versammelt, Tesla-Fans wie Michelsen, und zwei Dutzend Journalisten. Anders als am Vortag, als alle vergeblich über Stunden ausharrten, sind diesmal keine Kritiker des Projektes dabei. Wird es nun doch einen Elon-Day in Brandenburg geben? Kommt er, kommt er nicht?
Und dann geht es plötzlich ganz schnell. Mit einer kleinen Kolonne aus drei leisen Elektro-Autos, natürlich von seiner eigenen Marke, fährt Elon Musk (49) kurz vor 13 Uhr in Grünheide vor. Es ist der mit Spannung erwartete erste Besuch des Tesla-Chefs auf der Baustelle seiner neuen Gigafabrik, deren Bau er voriges Jahr im November angekündigt hatte. „Hey guys!“, sagt er, als er auf die Medienvertreter zugeht. Und: „Deutschland rocks!“ Mit einem Lachen.
Es folgt ein launig-ernster Auftritt, eine Mischung aus Teslas-Energiewende-Mission und einem geradezu schwärmerischen Lob, für die vierte Gigafabrik einen idealen Standort gefunden zu haben. Es solle auch „Spaß“ machen, in der Tesla-Fabrik zu arbeiten, sagt Musk in seinem Statement, in der improvisierten Pressekonferenz, für die er sich über zehn Minuten Zeit nimmt, deutlich mehr als zu erwarten war. „Das hier soll ein toller Arbeitsort werden.“ Dazu gehöre nicht zuletzt, dass die Beschäftigten künftig mit dem Zug aus Berlin direkt die Fabrik erreichen sollen. „Grünheide“ spricht er akzentfrei aus. Und er verspricht, öfter zu kommen, das nächste Mal seinen Sohn mitzubringen.
Musk lobt den Baufortschritt als „exzellent“, was an der „super Arbeit“ der deutschen Baufirmen und auch den vorgefertigten Teilen liege. So stehen sechs Wochen nach dem Start der Hochbauarbeiten die Rohbauten der Lackiererei und der Fabrikhalle, in der die Antriebe gefertigt werden.
Warum er so auf Tempo drücke? „I believe in speed“, antwortet Musk. Er glaube an Geschwindigkeit. Denn es sei wichtig für das Klima und die Welt, dass der Übergang zu erneuerbarer Energie so schnell wie möglich gelinge, das sei Teslas Mission. Noch immer fahre nur ein kleiner Teil der Fahrzeuge elektrisch, was auch mit Hilfe der Fabrik geändert werden soll, „der fortschrittlichsten der Welt“, die im Hintergrund da gerade hochgezogen wird. Von hier aus will Musk Europa erobern. Er kündigt an, dass später auch Batterien, Zellen und andere Dinge gebaut werden sollen.
Große Party für die Nachbarschaft
Schon ab Sommer 2021 sollen hier die ersten Fahrzeuge vom Band rollen, nach dem Hochfahren rund 500.000 Elektroautos pro Jahr. Noch zehn Monate. Es wäre Rekord in Deutschland.
Hat er eine Botschaft an die Bevölkerung der Region? Ja, die hat er, eine die typisch für ihn ist. Musk lädt schon mal, da ist Schalk dabei, „die gesamte Nachbarschaft“ der Region zur Eröffnungsparty ein – im nächsten Jahr. Die Party werde früh anfangen und bis in die Nacht dauern, mit einem Family-Event und natürlich mit einem Techno-Rave am Ende.
Es gibt Bedenken
Also schöne heile Tesla-Welt in Grünheide? Wo das Projekt nicht nur Befürworter hat. Wo es etwa Befürchtungen gibt, dass die neue Gigafactory zu viel Wasser verbrauchen könnte. Wo auch eine Bürgerinitiative mobil macht und Naturschützer Bedenken haben. Die große Anhörung im laufenden Genehmigungsverfahren, für die beide Seiten sich rüsten, steht am 23. September in der Stadthalle von Erkner an. Kritiker und Macher werden dort direkt aufeinander treffen.
Am Donnerstag endete die Frist, in der Einwände vorgebracht werden konnten. Und es kam noch eine, vom Brandenburger Landesverband der Ökologisch-Demokratischen Partei (ÖDP), die alle Bedenken zusammengetragen haben, zu möglichen Auswirkungen auf Naturschutzgebiete der Umgebung, zur Wasserfrage und auch, dass Tesla auf eigenes Risiko schon bauen darf, obwohl das umweltrechtliche Genehmigungsverfahren noch läuft.
Tesla will Wasser wiederverwenden
Als Musk nach dem Wasserproblem gefragt wird, antwortet er ernst: Es sei im Grunde keine „trockene Region“, „keine Wüste“, die Bäume rundherum würden nicht wachsen, wenn es nicht genügend Wasser gäbe, so der Konzernchef. Die Fabrik sei kein großer Wasserverbraucher, es werde so viel wie möglich Wasser wiederverwendet. Tesla sei offen für Ratschläge und Kritik, er sei zuversichtlich, dass „es die umweltfreundlichste Fabrik der Welt“ wird. Es folgt ein Versprechen: „Alles, was wir tun können, um die Umwelt besser zu machen, werden wir auch tun.“
Ein "Dankeschön" für die geleistete Arbeit
Und dann drängen Begleiter zur Eile, rauscht die leise Tesla-Kolonne davon, und zwar rauf auf das Werkgelände. Allein, ohne Medien. Es ist vielleicht das eigentliche Ereignis des Tages. Hinten, in der künftigen Lackiererei, die nach knapp sechs Wochen Bauzeit im Rohbau steht, wird nämlich ein Richtkranz hochgezogen, Richtfest gefeiert, nachdem es weder einen ersten Spatenstich, noch eine Grundsteinlegung gab. Mit Richtspruch, wie es sich gehört. Gut 150 Leute sind im Gebäude, wie Augenzeugen schildern, alle auf Abstand, Bauarbeiter, Vertreter von beteiligten Firmen, das Tesla-Team der Gigafactory, keine Politik. Man ist unter sich.
Und ehe Elon Musk, der sein Jackett auszieht und gegen eine Zimmermannsjacke tauscht, eine Motivationsrede hält, sagt er dieser Truppe, die in den vergangenen Monaten schaffte, was viele nicht für möglich hielten, auf Deutsch ein „Dankeschön“ für die Super-Arbeit. Hans-Jürgen Michelsen ist da längst auf dem Rückweg in den Berliner Wedding. Glücklich und zufrieden an diesem Elon-Day, mit einem Autogramm.
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