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Blick auf die brennende Sporthalle in Nauen (August 2015). Die Sportstätte war als Notunterkunft für etwa 100 Flüchtlinge geplant.
© Julian Stähle/dpa

Anschläge in Nauen: Die Chronik der Schande

Rechte Aufmärsche, immer wieder Anschläge auf das Parteibüro der Linken, eine geplante Asylunterkunft wurde angezündet: In den vergangenen Monaten gab es viele rechtsextreme Aktivitäten in Nauen. Ein Überblick.

6. Februar 2015: Im Stadtgebiet tauchen Dutzende Plakate mit der Aufschrift "Nein zum Heim" auf. An einem leer stehenden Haus und einer Brücke werden gleichartige Transparente aufgehängt. 

12. Februar 2015: Dutzende Neonazis sprengen eine Sitzung der Stadtverordneten, bei der über den Bau eines Flüchtlingsheims in der Stadt abgestimmt werden soll. Die Rechtsextremisten schlagen von außen gegen die riesige Fensterfront, rufen "Ausländer raus". Der Saal muss geräumt werden.  

25. März 2015: Das Parteibüro der Nauener Linken wird attackiert. Vermutlich mit einem Hammer wird 29 Mal auf die Fensterscheibe des Parteisitzes eingeschlagen. 

16. April 2015: Mehr als 120 Rechtsextremisten demonstrieren gegen die geplante Unterbringung von Flüchtlingen in der Stadt. Das Motto: "Nein zum Heim". Maik Schneider meldete die Versammlung an.

17. April 2015: Am Auto des Nauener Mikado-Vereins, der sich auch für Flüchtlinge engagiert, werden die Reifen zerstochen. Die Täter hinterlassen einen Brief mit der Drohung "Liebe Asylanten-Freunde, Tröglitz ist auch hier. Bis bald!". Wenige Tage zuvor brannte in Tröglitz (Sachsen-Anhalt) eine Asylunterkunft. 

17. Mai 2015: Mindestens drei maskierte Täter verüben einen fremdenfeindlichen Brandanschlag auf das Auto eines Polen. Der Vorfall war ausschlaggebend für die aktuellen Haftbefehle gegen die Neonazi-Zelle.

25. Mai 2015: Das Linke-Büro in Nauen wird mit Farbbeuteln und nicht ausgebrüteten Eier - in denen bereits Kükenembryonen heranwuchsen - beworfen. 

29. Mai 2015: 90 Asylgegner demonstrieren gegen die Unterbringung von Flüchtlingen in der Stadt. 

1. Juni 2015: Auf dem Gelände der Nauener Lidl-Filiale wird eine Explosion herbeigeführt. Daraufhin stürzt das Vordach des Supermarktes ein. Die Ermittler rechnen den Anschlag der Neonazi-Zelle zu. 

3. Juni 2015: Erneut wird auf die Scheibe des Nauener Linke-Büros eingeschlagen. Vier Hammereinschläge sind zu zählen. 

7. Juni 2015: Das Linke-Büro wird mit Farbbeuteln beworfen. Die Polizei kann zwei Tatverdächtige festnehmen. 

10. Juni 2015: Ein polizeibekannter Sympathisant der rechten Szene verklebt Tür- und Briefkastenschloss des Nauener Linke-Büros. Er wird nach der Tat von der Polizei gefasst. 

28. Juni 2015: Eine "Bürgerbewegung freies Nauen" demonstriert in der Stadt, um Nauens Bürgermeister Detlef Fleischmann (SPD) abzusetzen. Das Vorhaben scheitert: Gerade einmal 30 Teilnehmer folgen dem Aufruf. 

10. Juli 2015: Etwa 35 Neonazis demonstrieren in Nauen gegen die Unterbringung von Flüchtlingen in der Stadt. Als Organisatoren der Versammlung werden die NPD Nauen und die "Freien Kräfte Neuruppin/Osthavelland" genannt - beide Gruppen werden von Maik Schneider angeführt. 

25. August 2015: Auf eine als Asyl-Notunterkunft geplante Sporthalle wird ein Brandanschlag verübt. Dabei verwendeten die Täter Brandbeschleuniger. Die Halle brennt vollständig aus. 

19. September 2015: Die rechtsextremistische NPD hält eine "Wanderkundgebung" mit jeweils 14 Teilnehmern in Brieselang, Wustermark und Nauen ab. In Nauen versucht ein NPD-Politiker aus Halle einer Gegendemonstrantin ein Schild zu entreißen.  

20. November 2015: Nach einer Anti-Asyl-Demo in Jüterbog - angemeldet von NPD-Mann Schneider - kommt es in der Kleinstadt zu einer Explosion in einer kirchlichen Begegnungsstätte für Flüchtlinge. Es entsteht ein erheblicher Sachschaden. 

13. Februar 2016: Brandanschlag auf das Auto eines Politiker-Paars der Linken. Auf das hintere Rad des Wagens wird ein Brandsatz gelegt, das Feuer greift aber nicht auf das Fahrzeug über.

20. Februar 2016: In den Briefkästen von Nauener Bürgern tauchen Zettel mit Anleitungen zum Bau von Rohrbomben, Molotow-Cocktails und Plastiksprengstoff auf. Die Urheber fordern in dem Pamphlet zum "absoluten Widerstand" gegen die "Invasion der Ausländer" auf.

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