"Tröglitz ist auch hier": Rechtsextreme Drohungen in Nauen
Rechtsextreme gehen immer offensiver gegen Unterstützer der geplanten Asylbewerberunterkunft in Nauen vor.
Nauen - In der Nacht zum Freitag sind die Reifen eines Autos vom Mikado-Verein zerstochen worden – die Täter hinterließen ein Bekennerschreiben mit Drohungen gegen die Befürworter des Heims. Der Staatsschutz ermittelt. Die platten Reifen des Autos hatte die Mikado-Vorsitzende Anke Bienwald am Freitagmorgen bemerkt, also nur wenige Stunden nach der Tat. Da das Vereinsfahrzeug am Donnerstagabend noch bis etwa 21.30 Uhr bei einer Demonstration gegen eine „Nein zum Heim“-Demo in Nauen im Einsatz war, kann sich die Tat nur in der Nacht zum Freitag ereignet haben, teilte eine Polizeisprecherin auf Anfrage mit.
An dem VW fand Bienwald außerdem ein Bekennerschreiben, hinter den Scheibenwischer geklemmt: „Liebe Asylantenfreunde, Tröglitz ist auch hier! Bis bald!“ ist auf dem Zettel zu lesen. Der Verein ist in Nauen dafür bekannt, sich für Offenheit und Toleranz einzusetzen. Der Angriff sei aber auch „ein Schlag gegen die Jugendarbeit“ vom Mikado e.V., sagte Bienwald. Am gestrigen Freitag wollte man beispielsweise mit Jugendlichen zur Eröffnung des „Zeitensprünge“-Projekts nach Potsdam fahren, bei dem die Teilnehmer historische Nachforschungen anstellen. Wegen des Reifenschadens musste die Fahrt aber ausfallen. Was der Verein für Konsequenzen aus der Attacke zieht? „Wir werden nicht zurückstecken und werden uns nicht einschüchtern lassen“, sagte Bienwald. Auch das vom Mikado-Verein mitorganisierte Toleranzfest am Montag werde wie geplant stattfinden.
Am Donnerstag war es in der Kleinstadt zu Protesten gegen die geplante Asylbewerberunterkunft in der Stadt gekommen. Anmelder war der ehemalige NPD-Stadtverordnete Maik Schneider. An der Demonstration beteiligten sich etwa 120 Personen, der Großteil davon Rechtsextreme. Gegen einen Teilnehmer, der den Hitlergruß zeigte, wurde eine Strafanzeige gefertigt.
Erst vor wenigen Wochen war in Nauen das Parteibüro der Linkspartei angegriffen worden (PNN berichteten). Mitte Februar hatten zudem Dutzende Neonazis mit Tumulten dafür gesorgt, dass bei einer Stadtverordnetenversammlung zu der geplanten Flüchtlingsbleibe der Saal geräumt werden musste. Nur die Bereitschaftspolizei konnte Schlimmeres verhindern.
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