Dauer der Schweinepest ist offen: Bund sagt Brandenburg weitere Hilfe zu
Bei mehr als zehn Tieren wurde in Brandenburg bisher die Schweinepest nachgewiesen. Die Suche nach weiteren toten Wildschweinen läuft auf Hochtouren. Ab Montag sollen auch Hunde zum Einsatz kommen.
Neuzelle - Nach der Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest in Brandenburg ist aus Expertensicht offen, wie lange die Tierseuche die Wild- und Hausschweine in Deutschland gefährden wird. Der Präsident des Friedrich-Loeffler-Instituts, Thomas Mettenleiter, sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Es gibt die ganze Bandbreite.“ Der Chef des Bundesforschungsinstituts für Tiergesundheit in Greifswald nannte dafür Beispiele in mehreren europäischen Ländern. In Brandenburg, wo alle 13 bisher nachgewiesenen Fälle auftraten, wird der Schutz gegen eine weitere Ausbreitung verstärkt.
Der Institutspräsident sagte, in Sardinien sei die Seuche 1978 eingeschleppt worden und existiere bis heute. Spanien und Portugal hätten 30 Jahre lang bis Mitte der 1990er Jahre mit der Krankheit zu tun gehabt, Tschechien hingegen nur etwa ein Jahr. In Belgien seien nach den ersten Fällen 2018 im Frühjahr 2020 Virusgenome nur noch in alten Kadavern nachgewiesen worden. Während mehr als 90 Prozent der infizierten Schweine sterben, ist der Erreger für Menschen ungefährlich. Wegen der Schweinepest verboten wichtige Abnehmerländer wie China deutsche Schweinefleisch-Einfuhren.
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Suche nach Kadavern läuft auf Hochtouren
Die Suche nach toten Wildschweinen zur Eindämmung der Schweinepest läuft in Brandenburg auf Hochtouren. Ab Montag werde sie in der Kernzone des Gefahrengebiets mit speziell ausgebildeten Suchhunden unterstützt, teilte der Landkreis Oder-Spree am Sonntag mit. Dort sollten vier Hunde aus Rheinland-Pfalz mithelfen.
Am Samstag waren in der Nähe von Neuzelle im Kreis Oder-Spree Suchtrupps unterwegs, die vom Technischen Hilfswerk unterstützt wurden. Fünf Kadaver seien gefunden worden, die nun untersucht würden. Auch im Landkreis Spree-Neiße soll die Suche mit Hunden verstärkt werden.
Das Bundesagrarministerium sagte Brandenburg weitere Unterstützung zu. Am Dienstag werde Staatssekretärin Beate Kasch den zentralen Krisenstab für Tierseuchenbekämpfung in Potsdam besuchen.
Virus kann sehr lange überleben
Das Virus kann Institutspräsident Mettenleiter zufolge sehr lange überleben, über Wochen und Monate. Bei kälteren Temperaturen bleibe der Erreger länger infektiös als bei wärmeren. „Deshalb ist die Kadaversuche so wichtig“, sagte er. Das Virus befindet sich in großen Mengen im Blut infizierter Tiere, so dass Kontakt mit Blut ein hohes Risiko birgt. Auch in rohem Schweinefleisch, Rohwürsten und Rohschinken kann der Erreger überdauern. Dies gelte auch für die Oberflächen kontaminierter Futtermittel, Werkzeuge und Kleidung, mit denen das Virus in Schweineställe eingeschleppt werden könne. Die beste Vorsorge sei es, die Ställe sicher zu machen. Mit einem Impfstoff rechnet Mettenleiter in überschaubarer Zeit nicht.
Der erste infizierte Wildschweinkadaver wurde in Schenkendöbern im Kreis Spree-Neiße gefunden. Danach wiesen die Behörden ein Gefahrengebiet mit einem Radius von 20 bis 25 Kilometern aus. Dort gilt ein Jagdverbot. Ein Kerngebiet, in dem Wald und Landschaft nicht betreten werden dürfen, war nach Bestätigung neuer Fälle bei Neuzelle im Kreis Oder-Spree vergrößert worden. Etwa 60 Menschen arbeiteten am Bau eines elektrischen Zauns, sagte der Kreissprecher. Der Tourismusverband Seenland Oder-Spree informierte über Einschränkungen: So darf der Oder-Neiße-Radweg in dem Kerngebiet nicht genutzt werden.
„Die Kernzone muss hermetisch abgeriegelt werden“
Der FDP-Bundestagsabgeordnete Karlheinz Busen forderte wie der Bauern- und Jagdverband in Brandenburg einen festen Zaun. „Die Kernzone muss hermetisch abgeriegelt werden“, sagte er. Wann der feste Zaun gebaut wird, war nach Angaben des Verbraucherschutzministeriums Brandenburg noch offen. Ein mobiler Elektrozaun von 120 Kilometer Länge existiert bereits an der Grenze zu Polen im Bereich von Frankfurt (Oder) und der Kreise Oder-Spree und Spree-Neiße - also südlich bis zur brandenburgisch-sächsischen Grenze. Im Bereich des Kreises Spree-Neiße soll er durch einen festen Zaun ersetzt werden.
Ohne einen festen Zaun gegen Wildschweine aus Polen wird Deutschland nach Ansicht des niedersächsischen Landvolk-Vizes Jörn Ehlers die Schweinepest nicht besiegen können. Alle Abwehrmaßnahmen seien unvollständig, solange neue Infektionen aus dem stärker von der Tierseuche betroffenen Nachbarland drohten, sagte Ehlers der dpa. Mit 8,08 Millionen Tieren hat Niedersachsen den größten Bestand an Schweinen bundesweit. In ganz Deutschland gab es nach Zählung des Statistischen Bundesamtes Anfang Mai 25,4 Millionen Schweine. (dpa)
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