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Blick über den Hauptstadtflughafen in Schönefeld.
© dpa

Nächtlicher Lärm: BER-Flugroute sorgt für Ärger in Blankenfelde

Mit dem BER wird es in Blankenfelde extrem laut. Und dennoch soll der Ort noch mehr belastet werden - mit Überflügen im Zwei-Minuten-Takt.

Schönefeld - Ein halbes Jahr vor der angekündigten Eröffnung des neuen Hauptstadtflughafens in Schönefeld gibt es erneut Ärger um Flugrouten: Nach PNN-Informationen will das Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung (BAF) plötzlich eine Flugroute festlegen, die in den Nachtstunden Blankenfelde-Mahlow (Teltow-Fläming) noch stärker belastet, obwohl der unmittelbar an die Nordbahn grenzende Ort schon nach bisheriger Planung am stärksten vom Lärm des BER betroffen sein wird: mit Überflügen in niedrigen Höhen im Zwei-Minuten-Takt. Die von der Gemeinde strikt abgelehnte Geradeaus-Abflugroute, die das BAF erneut festsetzen will, hatte das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg 2013 zwar für den Tag erlaubt, aber für die Nacht gekippt.

Die Fluglärmkommission, in der Brandenburger Anrainergemeinden und Berliner Südbezirke vertreten sind, soll dazu schon auf ihrer Sitzung am heutigen Montag ein Votum abgeben. Es droht Krach. Bislang hat das Gremium, das einbezogen werden muss, aber kein Vetorecht hat, aus Rücksicht auf die Extrembelastung von Blankenfelde-Mahlow eine andere Route favorisiert.

Bürgermeister reagierte „überrascht“

Der Bürgermeister von Blankenfelde-Mahlow, Michael Schwuchow (SPD) reagierte „überrascht“ auf den BAF-Vorstoß. Er erinnerte an den bisherigen Konsens, die Flugrouten erst einmal ein Jahr in der Praxis zu testen, und dann zu evaluieren: „Ich wüsste nicht, was sich geändert haben sollte.“ Die Gemeinde lehne einen West-Geradeausabflug von der Nordbahn ab, ein Beschluss der Kommunalvertretung aus dem Jahr 2015 gelte weiter. „Das ist unsere Position.“ Die Gemeinde favorisiert eine Nordumfliegung, bei der die Maschinen nach dem Start nach Norden abdrehen.

Blankenfelds Bürgermeister Michael Schwuchow.
Blankenfelds Bürgermeister Michael Schwuchow.
© promo

In einem den PNN vorliegenden Schreiben des Bundesaufsichtsamtes für Flugsicherung (BAF) vom 17.2.2020 an die Fluglärmkommission wird die stärkere Belastung für Blankenfelde-Mahlow bei der Geradeausroute auch nicht bestritten. Bei der Nordumfliegung gäbe es in den Nachtstunden „eine Entlastung einer erheblichen Anzahl von Betroffenen im Bereich des unzumutbaren Fluglärms“, heißt es. Danach wären 2873 Menschen weniger im Lärmbereich 50 bis 60 Dezibel betroffen. Das hätten aktuelle Erhebungen bestätigt. Nach einer anderen Berechnungsmethode könnte mit der Alternative 4, „die Zahl der in der Nacht unzumutbar Betroffenen um 1549 von 29309 auf 27 760 gesenkt werden.“

Gründe gegen die Nordumfliegung

Seine Position begründet das Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung damit, dass es mit der Nordumfliegung von Mahlow-Blankenfelde bei geringeren Lärmpegeln „eine höhere Gesamtzahl an Betroffenen bei der Vorzugsvariante 4 (8100 Personen mehr) im Vergleich zum Geradeausabflug geben würde. „Dementsprechend käme es zu einer Neubelastung mit unzumutbaren Fluglärm in der Nacht für Betroffene in einem Gebiet, das bisher tatsächlich und nach den Annahmen der Planfeststellung fast gar nicht vom Fluglärm betroffen war.“ Und: „Auch führt die Nordumfliegung den Flugverkehr insgesamt näher an große, dicht besiedelte Gebiete von Berlin heran, weshalb auch deshalb eine höhere Zahl von Fluglärmbetroffenen zu erwarten ist...“. Und deren tatsächliche Anzahl sei vor Aufnahme des Flugbetriebs nahezu unmöglich zu ermitteln. Ausdrücklich wird im Schreiben der Bezirk Lichtenrade erwähnt. Auch Teltow (Potsdam-Mittelmark) liegt in Richtung der Alternativroute. „Bei einem Geradeausabflug könnten dagegen Mahlow Nord und Lichtenrade weiterhin nahezu frei von Fluglärm gehalten werden.“

Die Fluglärmkommission soll also darüber befinden, ob es mehr unzumutbaren Fluglärm in Blankenfelde oder leichte Belastungen im Berliner Süden gibt. Das BAF drängt mit Hinweis auf die kurze Zeit bis zur geplanten Eröffnung des BER auf ein Votum der Kommission an diesem Montag. Merkwürdigerweise soll das Umweltbundesamt erst danach beteiligt werden.

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