Abraham-Geiger-Kolleg in Potsdam: Auf gutem Weg
Im Nordtorgebäude am Neuen Palais entsteht mit dem Abraham-Geiger-Kolleg ein Zentrum für jüdische Theologie an der Uni Potsdam.
Potsdam - „Unsere Synagoge wird im März oder April fertig sein“, sagt Walter Homolka. Der Rektor des Abraham-Geiger-Kollegs, der Ausbildungsstätte für jüdische Rabbiner und Kantoren an der Universität Potsdam, steht im Innenhof des so genannten Nordtorgebäudes am Neuen Palais und schmunzelt. Denn während über die neue Potsdamer Synagoge seit Jahren diskutiert und gestritten wird, schafft die Potsdamer Universität Fakten. In dem einst vom Hofgärtner des Neuen Palais bewohnten Gebäude entstehen derzeit Seminar- und Büroräume für das Abraham-Geiger- und das orthodoxe Zacharias-Frankel-College. In der zu DDR-Zeiten als Turnhalle genutzten Orangerie werden Räume für die „Jüdischen Studien“ der Universität Potsdam geschaffen. Und in einem Anbau des Nordtorgebäudes entsteht eine kleine Synagoge, vorrangig für Dozenten und Studierende, mit knapp 50 Sitzplätzen.
Am gestrigen Mittwoch führte Homolka Kulturministerin Manja Schüle (SPD) und die religionspolitischen Sprecher einiger Landtagsfraktionen über die Baustelle. Zu sehen waren moderne Büroräume hinter den historischen Mauern: So wurde die Südseite der Orangerie, von der im Grunde keine originalen Bestandteile mehr erhalten waren, komplett verglast. Die Seminarräume und Büros wurden in das Gebäude als eigener Baukörper hineingebaut, ohne dabei die Fassade zu verändern. „Die große Herausforderung dieses Ensembles ist der Denkmalschutz“, sagt der Rabbiner. Für die in der Sanierung und Umnutzung historischer Gebäude erfahrene Architektin Elisabeth Rüthnick allerdings stellten sich ganz andere Herausforderungen: „Ich habe noch nie eine Synagoge gebaut“, sagt Rüthnick. Mit dem Abraham-Geiger-Kolleg diskutierte sie deswegen intensiv die liturgischen Anforderungen, die sich an so einen Gebetsraum stellen. „Wie muss ein Thora-Schrein gestaltet sein? Was muss eine Bima – also das Lesepult für die Thorarolle – für Anforderungen erfüllen?“ Doch auch wenn die Diskussion ein paar Mal hin- und herging – bei dieser Potsdamer Synagoge waren sich am Ende alle Beteiligten einig.
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Und auch Kunst am Bau findet sich schon im Gebäudeensemble: „This is not a thornbush“ („Das ist kein Dornbusch“) heißt das Werk der Künstlerin Eva Leitolf, bei dem die abstrakte Darstellung eines Dornbusches in kleinen, farbigen Quadraten verpixelt auf die Glasfläche der früheren Orangerie gedruckt wurde. Eine Verbindung zum Landtagsschloss, an dessen Fassade das Zitat „Ceci n'est pas un Chateau“ („Dies ist kein Schloss“) prangt, drängt sich ebenso auf wie der Bezug zur biblischen Erzählung vom brennenden Dornbusch.
Gebäudesicherheit und Wachschutz sind geklärt
Insgesamt jedenfalls ist Homolka mit dem Fortgang der Arbeiten sehr zufrieden: „Wir kommen gut voran, haben vielleicht zwei Monate Verzug“, berichtet der Rabbiner. Alte Streitpunkte, etwa die Frage nach Gebäudesicherheit und Wachschutz seien geklärt. „Seit dem Anschlag von Halle ist das kein Thema mehr“, sagte Homolka. Während man vorher darüber diskutieren musste, ob auch in kleineren Städten Anschläge auf jüdische Einrichtungen drohten, gebe es darüber keine Kontroversen mehr: Das etwas abgelegene Gebäude wird mit zahlreichen Schutzeinrichtungen ausgestattet sein, über die allerdings keine Details veröffentlicht werden sollen. Zudem soll sich auch Wachpersonal auf dem Gelände befinden. Insgesamt soll der Umbau der beiden denkmalgeschützten Gebäude rund 12 Millionen Euro kosten. „Hier entsteht ein Ort europäisch-jüdischer Gelehrsamkeit“, sagt Homolka. „Ein Leuchtturmprojekt mit internationaler Ausstrahlung.“
Jüdische Theologie über Kapazitätsgrenze hinaus belegt
Schon heute ist die Universität Potsdam weltweit für ihr Engagement in der jüdischen Theologie bekannt – was bis in die Studentenzahlen hinein spürbar ist: Von den 30 Rabbinern und Kantoren, die an den beiden Kollegs ausgebildet werden, stammt ein gutes Drittel aus dem Ausland. Mit 160 Studierenden ist das Studienfach jüdische Theologie sogar über die Kapazitätsgrenze hinaus belegt. Die Zusammenarbeit mit dem Potsdamer Wissenschafts- und Kulturministerium hebt Homolka dabei ausdrücklich hervor. „Ministerin Schüle hat sich dieses Projekt zu ihrem Projekt gemacht“, sagt Homolka. „Aus unserer Sicht bleiben hier keine Wünsche offen.“ Nur ein einziger, kühner Traum des Rabbiners konnte nicht erfüllt werden. „Ich hätte den Innenhof gern überdacht gehabt, und als Bibliothek genutzt“, sagt Homolka. Aber da hatte der Denkmalschutz doch etwas dagegen.
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