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Der brandenburgische AfD-Chef Alexander Gauland will für den Bundestag kandidieren - in Frankfurt (Oder).
© dpa

AfD-Vizebundeschef tritt doch in Frankfurt (Oder) an: Alexander Gauland kandidiert für den Bundestag

Der Brandenburger AfD Landtagsabgeordnete Alexander Gauland wird 2017 für den Bundestag kandidieren. Er will im Landkreis Frankfurt (Oder) antreten, was er vor bis vor Kurzem allerdings noch ausgeschlossen hatte.

Potsdam - Der Brandenburger AfD-Landeschef und Bundesvize Alexander Gauland kandidiert 2017 für den Bundestag. Der 70-Jährige wird als Direktkandidat im Wahlkreis 63 Frankfurt (Oder)-Oder-Spree“ antreten. Gauland sei in Bad Saarow von der AfD-Basis einstimmig gewählt worden, teilte die Partei mit. Der Wahlkreis 63 besteht neben Frankfurt (Oder) aus Oder-Spree. Laut Mitteilung hat Gauland in seiner Antrittsrede gesagt: „Wir müssen die kulturelle Hegemonie der 68-er brechen und dazu gehören wir in den Bundestag: Das werden wir schaffen.“

Gauland noch im September: Es wäre völlig falsch und unauthentisch

Noch am 27. September 2016 hatte Gauland, der seit Jahren in Potsdam lebt, auf einer AfD-Pressekonferenz im Landtag eine Kandidatur in der Oderstadt ausgeschlossen. „Das ist auch so ein Blödsinn, den irgendjemand aufgebracht hat: Warum soll ich nach Frankfurt (Oder) gehen? ... Es ist doch völlig falsch und unauthentisch, wenn ich plötzlich den Bürgern von Frankfurt (Oder) sagen würde, ich würde sie gerne vertreten. Wo ich wahrscheinlich noch nicht einmal die Hauptstraße mit Namen kenne.“ Er würde das „niemals tun“.

Im September ließ Gauland zugleich offen, ob er zur Bundestagswahl 2017 in Potsdam antritt. Die Entscheidung hatte Gauland, der 2015 über Wochen krankheitsbedingt ausgefallen war, von seinem Gesundheitszustand abhängig gemacht - und für Frühjahr 2017 angekündigt. „Dann werde ich entscheiden, ob ich auch gesundheitlich in der Lage bin, die Aufgabe zu erfüllen.“

In Potsdam hätte Gauland starke Konkurrenz

In Potsdam wäre Gauland allerdings in Konkurrenz zur CDU-Direktkandidatin und früheren Landesvorsitzenden Saskia Ludwig angetreten, die als Merkel-Kritikerin gilt, für ein strukturkonservatives Profil der Union steht und ähnliche Positionen wie er vertritt. Gauland hatte vor einigen Monaten im Fernsehen bestritten, Angela Merkel auf einer Kundgebung als Kanzlerdiktatorin bezeichnet zu haben, was dann ein Mitschnitt widerlegte.

Bemerkenswert an Gaulands Wechselspiel: Bereits seit geraumer Zeit vor Gaulands erster Absage an Frankfurt (Oder) im September hatten die PNN mehrfach berichtet, dass es ihn für die Bundestagswahl an die Oder in Richtung Osten zieht. Schon seit Monaten gab es dazu in der Partei Verabredungen. Und dennoch hatte er eine Kandidatur in Frankfurt (Oder) öffentlich zunächst ausgeschlossen.

Zwei Verlegenheitsbewerber, der-Spree-Kreisparteichef Hans-Peter Kulkowski und der Frankfurter Stadtverbandschef Wilke Möller, zogen nun wegen Gauland als „aussichtsreichsten“ Kandidaten „einvernehmlich“ zurück.

AfD in Frankfurt (Oder) bei 19,7 Prozent

Tatsächlich sind Teile des Wahlkreises Hochburgen der AfD im Land. Bei der jüngsten Landtagswahl im Jahr 2014 hatte die AfD in Oder-Spree zweistellige Ergebnisse erzielt. Schwerpunkte waren Eisenhüttenstadt mit den umliegenden Dörfern wie Brieskow-Finkenheerd, wo die AfD 21,3 Prozent geholt hatte, und Frankfurt (Oder) mit 19,7 Prozent.

In ganz Oder-Spree, das zum Bundestagswahlkreis gehört, kam die AfD auf 15,6 Stimmen. Auch ohne Direktmandat dürfte die AfD Gauland auch über die Landesliste der Partei absichern. In Potsdam hatte die Partei bei der Landtagswahl zwischen 7,5 und 11 Prozent geholt. Landesweit betrug der Stimmenanteil 12,2 Prozent, in den Umfragen liegt sie bei mehr als 20 Prozent.

Schärfster Konkurrent: Frankfurts ehemaliger Oberbürgermeister

Der Wahlkreis ist durchaus prominent besetzt. Für die Linke tritt der frühere Landeschef der Brandenburger Linke, Thomas Nord, an. Der aktuelle Schatzmeister der Bundes-Linke erklärte über Twitter, Gauland sei unwichtig. „Die USA zeigt: wichtig ist, dass die Anständigen wählen gehen.“ Gauland sei kein Freund des Friedens, sondern der Bismarck-Losung von Blut und Eisen.

Gaulands schärfster Konkurrent dürfte sicherlich Frankfurts früherer Oberbürgermeister Martin Patzelt (CDU) sein, der entschieden für den Kurs von Kanzlerin Angela Merkel in der Flüchtlingspolitik eintritt. 2014 rief er die Bürger dazu auf, Flüchtlinge in Privatwohnungen aufzunehmen. Er selbst beherbergte 2015 zwei Asylsuchende aus Eritrea bei sich.

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