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Der Kutschstall in Potsdam. Das Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte (HBPG) wird umgebaut.
© Sebastian Gabsch

Landesgeschichte: Brandenburg-Lab statt Glasvitrine

Das Haus für Brandenburgisch-Preußische Geschichte wird bis 2024 zum digital-multimedialen "Education Center", um zeitgemäß Geschichte und Geschichten der Mark zu erzählen. Kulturministerin Martina Münch (SPD) bekam dafür jetzt grünes Licht von der Regierung  

Dieses Museum blieb immer etwas im Potsdamer Schatten. Nun fasst Brandenburgs Kulturministerin Martina Münch (SPD) in einem Satz zusammen, warum das Haus für Brandenburgisch-Preußische Geschichte (HPBG) am Neuen Markt in den nächsten Jahren radikal umgestaltet und umstrukturiert wird - weg vom verstaubten Museum klassischer Art, hin zu neuen Formen für die  Vermittlung der Geschichte des Landes, also digital, multimedial, erlebnisorientiert. Münch formuliert das so: "Wer in alten Formen stecken bleibt, der erreicht vielleicht alte Menschen, die am Preußentum hängen."

Aber eben nur die, und das reiche nicht mehr. Zuvor hatte die Landesregierung am Dienstag endgültig das von Münch vorgelegte neue Konzept abgesegnet, mit dem bis 2024 aus dem HPBG und dem  alljährlichen über das "Kulturland Brandenburg" organisierten Themenjahr ein "Brandenburgisches Zentrum für die Vermittlung von Landesgeschichte und Kultur" entstehen soll. Beide Institutionen, schon jetzt unterm gemeinsamen Dach der "Brandenburgischen Gesellschaft für Kultur und Geschichte" mit dem Land und der Landeshauptstadt Potsdam als Gesellschafter, sollen dann noch enger zusammenarbeiten.

Es hatte sich schon länger abgezeichnet, dass über das Haus für Brandenburgisch-Preußische Geschichte neu nachgedacht werden muss. Es hatte Schwierigkeiten, seinen Platz in der immer reicheren Potsdamer Mitte mit Barberini, Stadtschloss, Potsdam-Museum im Alten Rathaus und Filmmuseum zu behaupten. Zuletzt fanden jährlich nur noch 27 000 Besucher hierher. "Und die bisherige Dauerausstellung war nach 15 Jahren in die Jahre gekommen", sagt Münch. Das HBPG hatte keine eigene Sammlung, keinen Fundus. Und das historische Kutschstallgebäude ohne Räume für Sonderausstellungen schränkte die Möglichkeiten weiter ein, sich neu zu erfinden

So wurde im letzten Jahr das Konzept entwickelt, aus dem HPBG ein "Education-Center" zu machen, bei dem nicht wie bisher das Ausstellen, das Museale, sondern das Vermitteln von Landesgeschichte im Vordergrund steht: Mit Räumen, wo Brandenburgs Geschichte digital erzählt wird, mit einem Experimentalsaal "Brandenburg Lab" und kleineren, häufig wechselnden Sonderschauen. 

Nachdem die alte Dauerausstellung „Land und Leute. Geschichten aus Brandenburg-Preußen“ im Sommer ihre Pforten schloss, hat der Umbau begonnen. Alles bei laufendem Betrieb, wie Münch betonte. Wo die Reise hingehe, zeigte schlaglichtartig etwa die aktuelle Ausstellung  „Beiderseits der Oder: Geschichtsraum / Grenzraum / Begegnungsraum“, angelegt als als „dokumentarisch-künstlerische Rauminszenierung“.

Ein Haus für Familien, Schüler, Geschichtsinteressierte

Das Land lässt sich, mit dem vom Kabinett bestätigten Konzept, das alles Beachtliches kosten. Allein in den Umbau des Kutschstalls werden 3,7 Millionen Euro investiert. Und die Zahl der Beschäftigten werde nach Auskunft von Münch bis 2014 auf 26 feste Stellen (aktuell 14) fast verdoppelt, womit vor allem Mitarbeiter mit befristeten Verträgen eine dauerhafte Perspektive erhalten.

Das neue Konzept hat die Münchener Kulturberatungsagentur actori entwickelt. Nach der "Potenzialanalyse" vom Mai 2017 sehen die Experten Chancen, mit dem baulichen und konzeptionellen Umbau die Besucherzahlen mindestens verdreifachen. "Das Education Center erreicht am Kutschstall im eingeschwungenen Zustand ca. 70 000 Besucher p. a. mit Potenzial nach oben." Nämlich dann, wenn man keinen Eintritt nehme. Als Zielgruppen stehen demnach in der "Priorität 1" vor allem "Familien mit Kindern", "Lernende, Mittler und Lehrende" sowie "Geschichts-/Kultur-Interessierte" im Fokus. Erst danach folgen etwa Touristen. Da ist noch so ein Satz von Münch: "Es geht ja nicht darum, dem Barberini Konkurrenz zu machen." Das ginge ja auch gar nicht.

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