Zukunft der Biosphäre in Potsdam: Biosphäre soll Klima-Erlebniswelt werden
Die Biosphäre im Bornstedter Feld soll umgebaut werden. Dafür hat sich ein mit Stadtpolitikern besetzter Workshop ausgesprochen. Am Freitag wurde das entsprechende Konzept präsentiert.
Potsdam - Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) hat für die 17 Millionen Euro teuren Pläne zum Umbau der Biosphäre in eine Klimaerlebniswelt geworben. „Wir wollen die ,Biosphäre 2.0’ zu einer überregional bekannten Marke transformieren“, sagte Schubert am Freitagabend vor Journalisten. Vorausgegangen sei ein einheitliches Votum eines seit Monaten tagenden Workshops zur Zukunft der in die Jahre gekommenen Tropenhalle, in den die Fraktionen der Potsdamer Kommunalpolitik eingebunden waren. Nun wolle man noch vor der Kommunalwahl im Mai einen Grundsatzbeschluss im Stadtparlament erreichen, damit das Konzept auch umgesetzt werden kann, so Schubert. Frühestens 2020 könnte der Umbau beginnen, hieß es.
Im Kern soll laut dem Konzept aus der Feder der auf Freizeitanlagen spezialisierten Agentur Dan Pearlman die zur Bundesgartenschau 2001 errichtete Tropenhalle erhalten, aber um neue Attraktionen erweitert werden. So sind wie berichtet Bio-Erlebniswelten aus allen vier Klimazonen der Welt vorgesehen, von der Wüste über Korallenriffs bis zur Arktis. Auch ein Simulator, in dem man Extremwetter hautnah spüren kann, ist vorgesehen. „Und ältere Attraktionen, die derzeit nicht zu Wow-Gefühlen führen, sondern zu Enttäuschung, werden entfernt“, sagte einer der Pearlman-Planer. Gerade für die besucherschwachen Sommermonate wolle man neue Angebote schaffen.
Mehrwert für das ganze Viertel
Vor dem Umbau sind aber noch viele Details zu klären. Klar ist: Wissenschaftliche Einrichtungen der Stadt, die sich wie das Klimafolgenforschungsinstitut PIK oder das Geoforschungszentrum mit den Ursachen und Folgen des Klimawandels für die Erde befassen, sollen mit in die Ideenfindung einbezogen werden. „Erste Gespräche laufen“, so Schubert. Damit würde die Potsdamer Forschungslandschaft neben ihrer wenig frequentierten Wissenschaftsetage im Bildungsforum ein zweites Schaufenster erhalten. Eine Idee: Die Einrichtungen könnten in einem „Nature Lab“ auch Erlebnispädagogik für Kinder und Jugendliche anbieten.
Ebenso sei eine Beteiligung der Anwohner des Bornstedter Felds geplant, kündigte Schubert an. Denn gerade für das an Infrastruktur noch arme Viertel soll die neue Biosphäre einen Mehrwert schaffen. So will man das Haus nach außen öffnen, unter anderem mit einem Biergarten samt einer öffentlichen Kleingärtnerkolonie, in der sich auch Anwohner verwirklichen könnten. Auch der Restaurantbereich soll erweitert, der jetzt kahle Eingangsbereich vor der charakteristischen Halle um einen Brunnen ergänzt werden. Und, das Wichtigste: Neben der Erlebnishalle ist ein Hotel samt Tagungs- sowie Wellness- und Saunabereichen geplant. Letzteren könnten dann auch die Anwohner nutzen. „Das wird viele Möglichkeiten schaffen“, sagte Matthias Finken, Sprecher der Interessenvertretung Bornstedter Feld und Chef der CDU-Stadtfraktion: „Das ist der richtige Weg.“
Für das Hotel soll ein privater Investor gesucht werden, hieß es auf Nachfrage. Dieser soll das Grundstück von der Stadt für mindestens drei Millionen Euro kaufen, was der Refinanzierung der Investition dient. Selbst wolle die Stadt dieses Hotel aber nicht betreiben, machte die Stadtspitze deutlich – so etwas sei schlicht nicht kommunales Kerngeschäft. Zudem wäre der Verkauf für die Stadt wirtschaftlicher, machte Bert Nicke vom kommunalen Entwicklungsträger für das Bornstedter Feld deutlich.
Nullsummenspiel nicht möglich
Die für den Stadthaushalt seit Jahren defizitäre Biosphäre soll hingegen weiterhin in kommunaler Regie laufen. Wie berichtet gehen die Planer weiterhin von einem jährlichen Defizit in Höhe von rund 450.000 Euro aus – bisher lag dieses bei bis zu 1,5 Millionen Euro. Damit hat sich die Hoffnung nicht erfüllt, die auch durch ihre hohen Betriebskosten berüchtigte Halle könnte zu einem Nullsummenspiel für die Stadt werden. Schubert sagte, die umgebaute Halle werde einen klaren Bildungsauftrag besitzen, „so etwas wird immer ein Zuschussgeschäft bleiben“. Immerhin werde sich das Defizit deutlich verringern – die hohen Kosten hatten der Stadt schon mehrfach eine Rüge vom Bund der Steuerzahler eingebracht. Die zusätzlichen Investitionskosten wolle man innerhalb von 20 Jahren refinanzieren, so Nicke. Man hoffe auf Fördermittel.
Bei den Besucherzahlen hofft man auf 260.000 Gäste pro Jahr, jetzt sind es 150.000. Zugleich sollen die Eintrittskarten für Erwachsene von jetzt 11,50 auf 16 Euro erhöht werden. Allerdings sei die Zielgruppe vor allem jüngeres Publikum mit ermäßigten Preisen, so die Pearlman-Planungen. Daher werde im Schnitt nur 8,80 Euro Eintritt gezahlt werden müssen, jetzt sind es 7,80 Euro. Gerade für Potsdamer wolle er eine attraktive Jahreskarte anbieten, sagte Schubert.
Seit Jahren wird über die Zukunft der Biosphäre debattiert, viele Nutzungskonzepte wegen der Kosten verworfen. Selbst ein Abriss stand bereits im Raum.