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Die entscheidende Szene. Der Luckenwalder Torhüter Robert Petereit pariert den Elfmeter von Lovro Sindik und brachte damit den FSV im Elfmeterschießen auf die Siegerstraße gegen den SV Babelsberg 03 im Achtelfinale des AOK-Landespokals.
©  Jan. Kuppert

SV Babelsberg 03 im AOK-Landespokal: Beim siebten Mal war’s schön

Pokal-Aus vom Punkt I: Titelverteidiger SV Babelsberg 03 scheitert im AOK-Landespokal-Achtelfinale nach Elfmeterschießen gegen den FSV 63 Luckenwalde, der seinem Trainer Ingo Nachtigall damit einen besonderen Moment bescherte.

Ingo Nachtigall hat im Karl-Liebknecht-Stadion schon einige emotionale Augenblicke erlebt – als Spieler und als Trainer. Unvergessen der Zweitliga-Aufstieg des SV Babelsberg 03 vor 15 Jahren mit dem Trainergespann Nachtigall und Hermann Andreev. Am vergangenen Freitag gab er einen kleinen Ausblick für seine Trainerlaufbahn: „Ich werde nicht mehr lange auf der Bank sitzen“, sagte der 55-Jährige und fügte den für diesen Abend wesentlichen Fakt hinzu: „Deshalb war es für mich schön, heute noch einmal so etwas zu erleben.“

Nachtigall ist derzeit Trainer des FSV 63 Luckenwalde, der Minuten zuvor den SV Babelsberg 03 im Achtelfinale des AOK-Fußball-Landespokals im Elfmeterschießen besiegt hatte. 0:0 hatte es nach 120 Minuten gestanden. Dann scheiterte Babelsbergs dritter Elfmeterschütze Lovro Sindik an FSV-Keeper Robert Petereit, während die Luckenwalder fünf Mal vom Punkt die Nerven behielten und – für nicht wenige der 1705 Zuschauer im Stadion – die Überraschung besiegelten.

Nulldrei beißt sich am gut geordneten FSV die Zähne aus

Auch Ingo Nachtigall war nicht mit den „besten Gefühlen“ an seine einstige Wirkungsstätte gereist. Während die Autoren der Luckenwalder Vereins-Homepage kühn schrieben, dass es nach sechs erfolglosen Pokalspielen gegen den SVB an der Zeit wäre, den Rivalen aus der Landeshauptstadt endlich einmal zu schlagen, blieb der Trainer skeptisch. Zu viele Leistungsträger stehen auf der aktuellen Verletztenliste, sodass der FSV-Coach des Regionalligisten seine Mannschaft derzeit nicht zwingend auf Augenhöhe zu vermeintlich stärkeren Liga-Rivalen wie den SVB sieht. Doch mit einer taktisch disziplinierten Leistung in einem – trotz fehlender Tore – spannenden und kurzweiligen Spiel boten die Luckenwalder Nulldrei Paroli. „Wir waren eine Mannschaft auf dem Platz“, lobte Nachtigall die Geschlossenheit seiner Elf.

Der SVB war spielerisch überlegen, hatte deutlich mehr Spielanteile und weitaus mehr Torchancen. Doch fand der FSV immer wieder schnell zu seiner Ordnung im System und agierte bei eigenem Ballbesitz ruhig und mitunter auch gefährlich. Unaufgeregt und mit Bedacht gelang es immer wieder – vor allem über rechts – Überzahlangriffe zu initiieren und die Babelsberger Defensive zu beschäftigen – in der die zuletzt nicht immer überzeugenden Innenverteidiger Laurin von Piechowski und Erdal Akdari eine gute Partie machten. Die größte Luckenwalder Chance hatte Kiyan Soltanpour, der nach einem Konter nur die Latte traf (18.). Zuvor hatte Nulldrei-Spielmacher Bilal Cubukcu, von dem einmal mehr weitestgehend alle kreativen Offensiv-Impulse ausgingen, den Ball im Mittelkreis vertändelt.

SVB-Trainer Efe: „Ich kann meinen Jungs nichts vorwerfen“

Dem SVB gelang es zu selten, Tempo in seine Aktionen zu bekommen. Zudem offenbarte sich das gleiche Problem wie zuletzt in der Liga beim 0:0 gegen Schönberg: In wirklich klare Abschlusssituationen kamen Shala, Steinborn & Co. nicht. Und selbst klare Möglichkeiten blieben ungenutzt: Torjäger Andis Shala verfehlte mehrmals knapp, Matthias Steinborn wurde nach einem schönen Steilpass von Apo Beyazit im letzten Moment im Luckenwalder Strafraum noch am Torschuss gehindert (84.). Als in der 90. Minute Mike Eglseder den Ball um Millimeter am Luckenwalder Kasten vorbeischob, blieb der schon entfachte Torjubel den Nulldrei-Fans im Ansatz stecken. Und in der 113. Minute parierte FSV-Keeper Petereit sehenswert einen klasse getretenen Freistoß von Bilal Cubukcu.

„Wir haben die entscheidenden Situationen nicht nutzen können“, brachte es SVB-Trainer Cem Efe nüchtern auf den Punkt. Mehr zu sagen, fiel ihm schwer. „Ich kann meinen Jungs nichts vorwerfen“, sagte er. Die Enttäuschung war ihm und seinen Spielern nach dem Abpfiff sichtlich anzusehen. Und es wird ihn wenig getröstet haben, als sein Gegenüber Nachtigall bemerkte: „Ich weiß, wie schwer es ist, ein Pokalspiel zu verlieren.“ In der Tat hatten die Luckenwalder ihre letzte Pokalniederlage Ende Mai kassiert – 1:3 im Finale gegen den SV Babelsberg. Dass gegen den Titelverteidiger nun im Achtelfinale die Revanche geglückt ist, nannte Jonas Schmidt „einfach nur überragend“. Für den einstigen Nulldreier sei das Weiterkommen auch ein verdienter Lohn. „Wenn du hier 120 Minuten gegenhälst und kein Tor kassierst, ist es nicht unverdient“, sagte er.

SV Babelsberg 03: Gladrow – Fiegen (79. Eglseder), von Piechowski, Akdari, Cepni – Sindik, Cubukcu – Steinborn, Özgöz (109. Salla), Hoffmann (68. Beyazit) – Shala.
FSV 63 Luckenwalde: Petereit – Koplin, Schmidt, Hadel, Bogdan – Müller, Fouley – Häsen (72. Stober), Borowski – Bilali (77. Juhasz), Soltanpour.
Elfmeterschießen: 0:1 Aaron Bogdan, 1:1 Matthias Steinborn, 1:2 Jonas Schmidt, 2:2 Abdulkadir Beyazit, 2:3 Marcel Hadel, Robert Petereit hält gegen Lovro Sindik, 2:4 Kiyan Soltanpour, 3:4 Andis Shala, 3:5 Quentin Fouley.

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