Illegale Abholzung im Welterbe: Baum-Vandalen im Neuen Garten
An einem 50 Meter langen Bereich des Heiligen Sees haben unbekannte Täter Erlen abgeholzt. Die Bäume sollten das Ufer vor Schäden schützen. Nun werden Zeugen gesucht.
Potsdam - Auf den ersten Blick könnte man denken, Gärtner hätten das Ufer am Heiligen See systematisch bereinigt. Doch die zahlreichen jungen Bäume im Neuen Garten wurden nicht von Mitarbeitern der Schlösserstiftung gefällt – sondern illegal am Wochenende abgeholzt. „Ich bin fassungslos“, sagte Stiftungssprecher Frank Kallensee den PNN über den Vandalismus. „So etwas habe ich noch nie erlebt.“ Auf einem Uferabschnitt von etwa 50 Metern haben Unbekannte Gotischer Bibliothek und Marmorpalais die rund fünfjährigen Erlen abgesägt, die Bäume liegen in einem langgestreckten Stapel am Wasser.
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Wie viele Bäume genau gefällt wurden, kann Kallensee nicht sagen. Es handelte sich um einen sogenannten natürlichen Aufwuchs. Das bedeutet, die Erlen wurden nicht gepflanzt, sondern seit fünf Jahren wurden die Bäume wachsen gelassen. Und das mit einem konkreten Ziel: der Sicherung des Ufers. „Der Erlenbestand ist so wichtig, weil er die Uferlinie stabilisiert“, erläutert Kallensee. So liegt der entstandene Schaden auch weniger im reinen Wert der Bäume, den der Sprecher auf einen niedrigen zweistelligen Betrag beziffert. Vielmehr drohen nun Uferschäden, die durch die Bäume vermieden werden sollten.
Durch die Bäume sollte das Ufer vor Schäden geschützt werden
Entdeckt haben den Schaden am Montagvormittag die Gärtner der Schlösserstiftung. Wann die Baumfäller am Wochenende angerückt sind, kann die Stiftung nicht näher eingrenzen. „Natürlich haben wir auch am Wochenende Sicherheitspersonal, aber die Mitarbeiter können nicht überall sein“, so Kallensee. Nachdem der Schaden entdeckt wurde, hat die Stiftung Anzeige wegen „gemeinschädlicher Sachbeschädigung“ gestellt. „Wir hoffen, dass Spaziergänger etwas Verdächtiges beobachtet haben und sich nun bei der Polizei melden“, sagte Kallensee weiter.
Über das Motiv möchte er nicht spekulieren. Bislang gebe es keinen Hinweis auf den Grund für die Baumzerstörung. Allerdings ist der Neue Garten und auch dieses Uferstück bekanntlich eine beliebte, wenn auch wilde Badestelle. Ob die illegale Fällaktion ein Mittel sein könnte, um den Zugang zum Ufer für Badende wieder freizuräumen, möchte Kallensee nicht kommentieren.
Nachwachsen neuer Pflanzen wird Jahre dauern
Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten klagt schon seit vielen Jahren über die Schäden durch Badegäste: Niedergedrückte Rasenflächen und zertrampelte Pflanzen, abgesackte Uferstellen und Müll gehörten zu den Hinterlassenschaften am Heiligen See. Laut Parkordnung der Schlösserstiftung, die im Neuen Garten das Hausrecht hat, ist das Liegen das Liegen auf Wiesen und das Baden im See nicht erlaubt.
Die abgeholzten Bäume am Ufer sollen nicht nachgepflanzt werden, so Kallensee. Die Gärtner wollen die Wurzeln im Boden lassen – so soll dafür gesorgt werden, dass neue Pflanzen nachwachsen. Doch das braucht Zeit, so der Sprecher: „Das wird Jahre dauern.“
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