Wachsender Potsdamer Norden: Bauboom im Bornstedter Feld
Der Potsdamer Norden wächst rasant, Wohnungen in der Gegend sind schnell vermietet. Dabei fehlt es dem Bornstedter Feld vor allem an sozialer Infrastruktur.
Potsdam - Es ist ein etwas trostloses Bild, das sich dem Besucher des Bornstedter Feldes im Potsdamer Norden bietet: Einheitliche Häuserblöcke, Bauzäune an jeder Ecke, über allem drehen sich die Baukräne. Viel Platz für Grün ist da nicht. Und doch sind Wohnungen hier beliebt. Sehr beliebt sogar.
Jessica Beulshausen, die Sprecherin der kommunalen Bauholding Pro Potsdam, die in dem Viertel mehrere Wohneinheiten betreut, sagte den PNN: „Die Nachfrage ist wirklich sehr groß. Schon zwei bis drei Monate nach dem Start der Vermietung sind meistens ein Großteil der Wohnungen weg.“ Im Neubau in der Reinhold-Schneider-Straße etwa seien bereits für 90 Prozent der insgesamt 32 Wohnungen Mieter gefunden worden. Unter den Mietern seien viele Potsdamer, ein Gros komme auch aus dem Brandenburger Umland. „Erstaunlich wenige Berliner sind darunter.“
Zwei neue Bauvorhaben feierten Richtfest
Am Freitag feierten gleich zwei Bauvorhaben im Bornstedter Feld Richtfest: Die Pro Potsdam baut über ihren Entwicklungsträger auf einem Grundstück in der Hermann-Kasack-Straße, gleich neben der Richard-Schneider-Straße, 96 Wohnungen. Fast 16 Millionen Euro investiert die Pro Potsdam dort. Die Mila-Bauträgergesellschaft, die ebenfalls bereits im Bornstedter Feld vertreten ist, errichtet derzeit für 35 Millionen Euro in der Kiepenheuerallee in sieben Neubauten 220 Wohneinheiten.
Elf Euro beziehungsweise 10,50 Euro pro Quadratmeter betragen die Kaltmieten in den Neuwohnungen. Es geht vor allem um Wohnungen mit ein bis vier Zimmern. „Die Wohnungen sind zwischen 29 und 105 Quadratmetern groß“, sagt Uwe Hammermann, Projektleiter der Mila-Unternehmensgruppe. Ähnlich bei der Pro Potsdam: „Wir orientieren uns an der Nachfrage der Mietinteressenten“, sagt Beulshausen. Dabei seien kleine und kompakte Wohnungen besonders gefragt, daneben entstehen aber auch familienadäquate Vierraumwohnungen. Auch die Mila berichtet von einer enormen Nachfrage. „Wir haben so viele Anfragen, dass wir mitunter gar nicht hinterherkommen“, sagte Chefassistentin Jacqueline Hirth den PNN. Auf der anderen Seite des Wiesenparks, etwa in der Mies-van-der- Rohe-Straße, ist die Vermietung zum 1. Januar gestartet. Bereits 75 Prozent der Wohnungen seien vergeben.
Mit den Richtfesten befindet sich das in den vergangenen Jahren rasant gewachsene Bornstedter Feld auf der Zielgeraden: 1993 als städtebaulicher Entwicklungsbereich ausgewiesen, erhielt das Areal vor allem durch die Bundesgartenschau 2001 einen Schub. Mittlerweile zählt das Bornstedter Feld fast 9000 Einwohner. 12 000 Einwohner sollen es insgesamt werden. Allein der kommunale Entwicklungsträger baute mehr als 5500 Wohnungen und Singleapartments.
Wunsch nach Jugendklub und Stadtteiltreff für das Bornstedter Feld
Allerdings gibt es immer wieder Klagen darüber, dass soziale Infrastruktur in dem Viertel fehlt. Unter anderem werden ein Jugendklub, ein Stadtteiltreff und mehr gastronomische Angebote gewünscht. Der Entwicklungsträger betont indes, dass fünf Kitas sowie drei Grundschulen vorhanden seien und eine Gesamtschule derzeit im Bau. Auch zwei kleinere Einkaufscenter sind mittlerweile entstanden, nachdem es zuvor jahrelang zum Beispiel keine Drogerie gab.
Erschlossen wird das Viertel über Bus und Tram, eine Trasse wird derzeit bis zum Campus Jungfernsee verlängert. Laut Entwicklungsträger ist das Viertel auch zum Wirtschaftsstandort geworden: Insgesamt 3000 Arbeitsplätze in der Dienstleistungsbranche und im produzierenden Gewerbe gebe es. Durch die Gesamtausgaben des Entwicklungsträgers für das neue Viertel in Höhe von 395,7 Millionen Euro würden am Ende nach aktuellem Stand Investitionen von rund 2,1 Milliarden Euro durch private Investoren generiert, hieß es weiter. 2020 soll die Entwicklung beendet sein, mit einem Defizit von dann noch 7,7 Millionen Euro für den kommunalen Haushalt – für einen kompletten Stadtteil.
Der Volkspark wird ab Ende 2018 verkleinert
Das Bornstedter Feld locke immer wieder auch auswärtige Besucher in den Potsdamer Norden, sagte eine Sprecherin des Entwicklungsträgers. Mehrfach hätten sich schon andere Kommunen über diese Erfolgsgeschichte informiert – auch über den zentralen, zur Bundesgartenschau eingerichteten Volkspark. Allerdings soll die beliebte Freizeitanlage mit mehr als 400 000 Besuchern pro Jahr wie berichtet ab Ende 2018 planmäßig verkleinert werden. Dann müssen unter anderem die Grillzone, das Grüne Klassenzimmer, die Partygärten sowie der Betriebshof des Volksparks innerhalb des Areals umziehen. Dieser Teil des Parks, westlich der Georg-Hermann-Allee gelegen, soll zugunsten von Häusern mit zusätzlich mehr als 300 Wohnungen weichen.
Die beiden Richtfeste am Freitag stehen gleichzeitig für den generellen Bauboom in Potsdam. Allein im ersten Quartal dieses Jahres sind in Potsdam 151 Baugenehmigungen für insgesamt 1071 Wohnungen erteilt worden, wie das Landesamt für Statistik jetzt mitteilte. Einen höheren Wert gab es bisher nur im vierten Quartal 2014, als das Bauamt 259 Genehmigungen für 1393 neue Wohnungen ausstellte. Das war ein Wert, der in der Zeit davor maximal in einem ganzen Jahr erreicht wurde, meist war es nur die Hälfte. Seit 2014 allerdings liegt die Gesamtzahl genehmigter Wohnungen in Potsdam pro Jahr zwischen 1700 und 2500. Die Entwicklung dürfte in den kommenden Jahren anhalten, speziell wenn ab 2019 die frühere Kaserne Krampnitz zum Wohngebiet für bis zu 6500 Menschen entwickelt wird – auch das passiert unter der Regie der Pro Potsdam und mit Hilfe von privaten Investoren.
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