VfL Potsdam und HV Grün-Weiß Werder: Aus Partnern werden Kontrahenten
Etliche Jahre lang kooperierten die beiden Handballvereine VfL Potsdam und HV Grün-Weiß Werder. Damit ist nun vorerst Schluss, denn sie treten beide in der 3. Liga Nord an. Potsdam zählt zu den stärkeren Teams, für Werder geht es nur um den Klassenerhalt.
Auch wenn eine Partie mit zwölf Toren Differenz verloren geht, kann das Spaß machen. So zumindest verhielt es sich am Dienstagabend bei den Handballern des VfL Potsdam. Sie unterlagen in der MBS-Arena zu ihrer feierlichen Saisoneröffnung dem amtierenden Vereinsweltmeister Füchse Berlin in einem Testspiel 29:41 – und waren danach dennoch selig.
„Für uns war das ein absolutes Highlight. Vor wenigen Tagen haben wir einige der Berliner Spieler noch im Fernsehen bei Olympia bewundert und jetzt standen wir ihnen hier selbst gegenüber. Da musste man jede Sekunde einfach auskosten“, schwärmte VfL-Abwehrchef Robert Weiß. Angesichts der herausragenden Zuschauerzahl von 1760 meinte Potsdams Trainer Jens Deffke: „Diese tolle Kulisse war eine Belohnung für die Jungs.“
Das Wort "Aufstieg" wird beim VfL nicht in den Mund genommen
Aber zugleich auch ein Motivationskick. Nach dem außergewöhnlichen Erlebnis und mit dem Wissen, gegen den Erstligisten aus der Hauptstadt gute spielerische Ansätze gezeigt zu haben, können die Adler schwungvoll in die neue Saison der 3. Liga Nord abheben. Bereits am heutigen Freitag treten sie zum ersten Mal an – um 20 Uhr beim SV Beckdorf.
„Zurück in die Zukunft“ ist das Motto des VfL, das unter anderem auf der Internetseite des Vereins prangt. Soll heißen: Es wird davon geträumt, wie einst in der 2. Bundesliga auf Torejagd zu gehen. Doch für die aktuelle Saison mag Coach Deffke das Wort „Aufstieg“ nicht in den Mund nehmen. „Nein, das wäre vermessen“, findet er und begründet: „Die Liga ist viel stärker geworden im Vergleich zum Vorjahr. Es gibt einige Top-Teams, die die großen Aufstiegsanwärter sind.“ Diese seien vor allem der Zweitliga-Absteiger HSG Norderstedt/Henstedt-Ulzburg sowie der Champions-League-Sieger von 2013, HSV Hamburg, der aufgrund seiner Insolvenz nunmehr von der ersten Liga zwei Etagen tiefer gestuft wurde.
Deffke: "Wir haben als Team an Qualität gewonnen"
Nichtsdestotrotz hegen auch die Potsdamer Ambitionen – wenngleich nicht die ganz großen. Der neue Kapitän Robert Weiß erklärt: „Vergangenes Jahr sind wir Dritter geworden. Daran werden wir gemessen. Wieder in diesen Bereich zu kommen, ist ein Ziel.“ Jens Deffke sieht das Potenzial dafür vorhanden. „Wir haben als Team an Qualität gewonnen“, sagt er. Acht neue Akteure stehen in seinem Kader – darunter ein junges, gut ausgebildetes Trio (Matti Spengler, Nils Gugisch, Dominik Steinbuch), das vom VfL-Partner Füchse Berlin gekommen ist.
Stichwort Partnerschaft. Einige Jahre lang war der für gute Nachwuchsarbeit bekannte Potsdamer Club das Mittelstück einer Kooperationskette im regionalen Handball. In die eine Richtung wurde und wird mit den Füchsen zusammengearbeitet, in die andere ist die Verbindung derweil vorerst unterbrochen. Aufgrund des Aufstiegs des HV Grün-Weiß Werder in die 3. Liga Nord lässt sich dies momentan nicht vereinbaren. „Das Regelwerk“, betont Jens Deffke, „lässt so etwas überhaupt nicht zu.“ Aus Partnern werden somit Kontrahenten.
Atmosphärisch wird Werder wohl zur Spitze der Liga gehören
Bis zum direkten Aufeinandertreffen ist es auch nicht mehr lange hin. Für übernächsten Sonntag ist die Partie terminiert. Ursprünglich sollte in Potsdam gespielt werden. Da dort jedoch das Volleyball-Masters des SC Potsdam stattfindet, wurde kurzerhand das Heimrecht getauscht. Dadurch stehen für den VfL drei Auswärts- und für den HV Grün-Weiß drei Heimauftritte in Serie zum Saisonstart auf dem Plan. „Für uns ist das ein Vorteil. So wird es uns leichter fallen, in die neue Liga reinzufinden“, meint Hendrik Schorz, Sportlicher Leiter der Werderaner. Match eins des Zuhause-Triples steigt am morgigen Samstag um 19 Uhr gegen die SG Flensburg-Handewitt II. Austragungsort ist die Halle des Ernst-Haeckel-Gymnasiums, für die gerade einmal 199 Zuschauer zugelassen sind – ausverkauft ist ein Dauerzustand, wenn das Team von Trainer Silvio Krause antritt. „Die Halle ist eng und unsere Fans frenetisch. Es herrscht stets bombastische Stimmung“, versichert Schorz.
Atmosphärisch wird Werder wohl zur Spitze der Liga gehören. Rein sportlich eher nicht. „Unsere Mittel sind eben begrenzt. Aber ich denke, wir haben eine gute Truppe zusammen, die realistische Chancen auf den Klassenerhalt hat“, urteilt der Sportliche Leiter. Zehn Neuzugänge haben die Blütenstädter zu verzeichnen - unter ihnen Tobias Frank und Yannick Schindel, die Drittligaerfahrung vom VfL Potsdam mitbringen. „Von ihnen erwarten wir auch, dass sie eine Führungsrolle übernehmen.“ Und von der gesamten Mannschaft wird das erwartet, was sie schon in den Vorjahren ausmachte: nicht etwa spielerischer Glanz, sondern starker Zusammenhalt und großer Wille.
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