Potsdams Sozialbeigeordnete Müller-Preinesberger geht: An erster Stelle: Ihr Mann
Potsdams Sozialbeigeordnete Elona Müller-Preinesberger geht in den Ruhestand, um mehr Zeit für ihren Mann und ihre Familie zu haben. Die Entscheidung kommt für die Öffentlichkeit überraschend. Oberbürgermeister Jann Jakobs verliert eine seiner wichtigsten Stützen.
Potsdam - Ignaz Preinesberger bekannte nach der Pressekonferenz am Montagabend: „Ich bin sehr glücklich.“ Gerade hatte seine Frau, Potsdams Sozialdezernentin Elona-Müller Preinesberger, vor Journalisten bekannt gegeben, dass sie kurz nach ihrem 63. Geburtstag im August in den vorzeitigen Ruhestand geht. Eine Entscheidung, die sie ausdrücklich auf ihren bereits pensionierten Ehemann bezog, der sich noch während der Pressekonferenz im Rathaus zu ihr gesellte. Müller-Preinesberger betonte: „Ich habe meine Entscheidung einzig aus der Verantwortung gegenüber meiner Familie und meinem Ehemann getroffen.“ Jahrelang hätten diese zurückstecken müssen – nun sei es an der Zeit, das zu ändern.
Die Entscheidung kommt für die Öffentlichkeit überraschend. Müller-Preinesberger sagte, über Monate hinweg habe sie überlegt. Mit Amtsmüdigkeit habe das nichts zu tun. Es gehe einzig um ihre „Patchwork-Familie“, wie sie sagte, sie habe inzwischen sechs Enkelkinder. „Ich laufe nicht vor der Arbeit weg.“ Daher habe sie ihre Entscheidung auch schon jetzt bekannt gegeben, um einen „guten Übergang“ zu gewährleisten.
Jakobs konnte sich politisch auf Müller-Preinesberger verlassen
Oberbürgermeister Jann Jakobs, der sie nicht mehr umstimmen konnte, verliert mit der 62-Jährigen eine seiner wichtigsten Stützen im Stadthaus. Er persönlich traute sie und ihren heutigen Mann vor fünf Jahren, ihr Umgang miteinander ist offen – im Gegensatz zum Beispiel zur Bildungsbeigeordneten Iris Jana Magdowski (CDU), der Jakobs hinter den Kulissen eine schwache Amtsführung attestiert. Auf Müller-Preinesberger konnte sich Jakobs dagegen politisch fast immer verlassen. Länger ist nur der seit 2002 amtierende Finanzdezernent Burkhard Exner (SPD) im Amt. Die Mutter von zwei erwachsenen Töchtern hatte wie Jakobs zunächst – noch vor der Wende 1990 – Karriere in der Verwaltung von Berlin-Spandau gemacht, war dort etwa Ausländerbeauftragte und später Sozialamtschefin in Berlin-Pankow. 2003 begann sie dann im Potsdamer Rathaus als Beigeordnete, lebte aber weiter in Spandau.
Die Stimmen der oppositionellen Linke-Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung hat Müller-Preinesberger seitdem zwar nie erhalten: Weder bei ihrer ersten Wahl 2003, noch bei ihrer ebenso recht knapp verlaufenen Wiederwahl 2011. Doch als am Montag die Nachricht von ihrem Rücktritt durchsickerte, zollten auch Oppositionspolitiker wie Linke-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg ihr Respekt. Sie habe, speziell beim Thema Flüchtlinge, „eine zum Teil bewundernswerte Arbeit“ geleistet, sagte er den PNN. Zwar habe es inhaltliche Auseinandersetzungen bei Themen wie der Straßenreinigung oder dem Tierheim gegeben, jedoch sei ihre Amtsführung bestimmt gewesen von „hoher inhaltlicher Präzision“ und auch „starker Durchsetzungsfähigkeit“. Auch Die-Andere-Fraktionschef Sandro Szilleweit attestierte ihr via Facebook, sie sei immer eine „gut vorbereitete, engagierte Beigeordnete“ gewesen.
Ihr Weggang wird nicht einfach zu kompensieren sein
Ähnliche klang es in der Rathauskooperation im Stadtparlament. CDU-Fraktionschef Matthias Finken lobte den Fleiß und den Sachverstand der Beigeordneten. Grünen-Kreischef Nils Naber sagte, er sei wirklich beeindruckt von ihrer Arbeit für Flüchtlinge gewesen. Oberbürgermeister Jakobs sagte noch bei der Pressekonferenz „Wir haben ihr viel zu verdanken“ – und nannte als Beispiel den seit Jahren laufenden Ausbau der Kita-Plätze in Potsdam, die Umsetzung der Hartz-IV-Reformen sowie den Titel „Familienfreundlichste Stadt“. Als willensstark und ehrgeizig beschreiben sie Mitarbeiter, als eine, die auch austeilen kann, die aber auch eine Frohnatur und sportbegeistert ist, sogar Marathon läuft. Zu ihrem Ressort gehören unter anderem das Jugend- und das Ordnungsamt.
Ihr Weggang wird nicht einfach zu kompensieren sein – zumal nach der Abwahl des Baubeigeordneten Matthias Klipp (Grüne) auch die Stelle des wichtigen Bauressorts neu besetzt werden muss. Jakobs sagte, demnächst würde nun eine Ausschreibung gestartet. Wichtig sei ihm ein nahtloser Übergang. Der oder die Nachfolgerin sollte eine hohe soziale Kompetenz und fachliche Eignung besitzen. Eine Mitgliedschaft in der SPD schade zumindest nicht, so Jakobs. Im Endeffekt müssen die Stadtverordneten zustimmen.
Noch bis Ende August im Amt
Die scheidende Beigeordnete jedenfalls betonte, sie wolle bis Ende August so weitermachen wie bisher – speziell die Integrationsarbeit für die Flüchtlinge werde das Thema 2016. Im Ruhestand werde sie dann überlegen, ob und welche anderen Aufgaben sie in Potsdam übernehmen könne. Schon jetzt ist sie zum Beispiel Vorsitzende des Kuratoriums der Potsdamer Stiftung Altenhilfe. Doch einer steht künftig an erster Stelle: Ihr Mann. Konkrete Pläne, wie sie die gemeinsame Zeit nutzen wollen, gebe es aber noch nicht, sagte er. Und lächelte seine Frau an.
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Viele Potsdamer Politiker bedauern, dass Elona Müller-Preinesberger vorzeitig geht. Ihr Weggang birgt aber auch eine politische Chance, meint PNN-Autor Henri Kramer. Lesen Sie hier seinen Kommentar >>
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