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Für Freitag hat Verdi erneut zu einem Warnstreik, wie hier am 29. September 2020, aufgerufen. 
© Soeren Stache/dpa
Update

Verdi ruft zum Warnstreik in Potsdam auf: Am Freitag stehen Busse und Bahnen erneut still

Der letzte Warnstreik ist gerade mal eine Woche her, da folgt bereits der nächste. Am Freitag wird auch in Potsdam der Nahverkehr lahm gelegt. Fahrgastverbände äußern Verständnis.

Potsdam - In Potsdam werden am Freitag erneut Busse und Straßenbahnen stillstehen. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hat für den 9. Oktober die Mitarbeiter der Verkehrsbetriebe Potsdam GmbH (ViP), Regiobus Potsdam Mittelmark GmbH, Havelbus Verkehrsgesellschaft mbH und der Verkehrsbetriebe Brandenburg an der Havel GmbH zu einem Warnstreik von Betriebsbeginn bis um 12 Uhr aufgerufen. Bei der BVG in Berlin soll sogar 24 Stunden lang gestreikt werden. Erst am vergangenen Dienstag hatte es enorme Einschränkungen im öffentlichen Personen- und Nahverkehr gegeben.

Voraussichtlich werden keine Straßenbahnen fahren und nur einige wenige Buslinien bedient.

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Bei allen anderen brandenburgischen Verkehrsunternehmen wird der Betrieb voraussichtlich normal laufen. Nicht vom Streik betroffen sind in Berlin die Buslinien, die an private Busfirmen vergeben sind. Der S-Bahn-und Regionalbahnverkehr wird nicht bestreikt, teilte die Gewerkschaft mit. Die kommunalen Arbeitgeber seien auch weiterhin nicht zu Verhandlungen bereit, kritisierte die Gewerkschaft. 

Schon der erste Warnstreik hatte Folgen

Berufstätige und Schüler müssen sich auf erhebliche Probleme auf dem Weg zur Arbeit und zum Unterricht einstellen. Zehntausende Menschen nutzen täglich die Angebote des Potsdamer Verkehrsbetriebs (ViP) und des für Mittelmark zuständigen Regiobus-Unternehmens, gerade in den Morgenstunden und am Nachmittag. 

Einzig einige Buslinien könnten in Potsdam durch Subunternehmer wie das Unternehmen Anger wieder bedient werden - so die Linie 692 von Bornim in die Innenstadt und zurück, wo allerdings auch beim vergangenen Warnstreik einzelne Fahrten entfielen.

Um was geht es in dem Konflikt?

Die Gemengelage bei den Tarifverhandlungen ist kompliziert. Verdi verlangt bundesweit einheitliche Regelungen unter anderem beim Ausgleich von Überstunden und den Zulagen für Schichtdienste. Ferner sollen zentrale Regelungen wie 30 Urlaubstage oder Sonderzahlungen künftig bundesweit vereinheitlicht werden. 

Auf Länderebene wird noch extra verhandelt - da will Verdi in Brandenburg die "schnelle Angleichung" der Entgelttabelle auf das Niveau der Berliner Verkehrsbetriebe BVG. Die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände hatte den ersten Streikaufruf der Gewerkschaft bereits als „Anschlag auf die Allgemeinheit“ kritisiert.

Fahrgastverbände äußern Verständnis 

Der Berliner Fahrgastverband IGEB hat Verständnis für die angekündigten Warnstreiks in Brandenburg und Berlin geäußert. „Natürlich ist das mehr als ärgerlich“, sagte der stellvertretende Vorsitzende der Interessengemeinschaft Eisenbahn, Nahverkehr und Fahrgastbelange, Jens Wieseke, der Deutschen Presse-Agentur. „Aber es hat ja auch seine Gründe, warum gestreikt wird.“

Die Aktion sei auch das Ergebnis eines jahrelangen Desinteresses der Politik gegenüber den Problemen im ÖPNV. „Die schlechte Lohnentwicklung ist ja keine neue Erkenntnis.“ Wieseke appellierte an beide Seiten, schnell zu einer Lösung zu kommen, denn die aktuelle Corona-Situation mache die Lage für die Fahrgäste nicht einfacher. 

Auch der Landes-Fahrgastverband Pro Bahn bezeichnete die Forderungen der Beschäftigten am Mittwoch als „berechtigt“. Allerdings treffe die Aktion ausschließlich die Fahrgäste. Arbeitgeber würden „sogar noch Lohn- und Sachkosten (z.B. Energie) einsparen“, hieß es. Der Verband forderte deshalb von den Verkehrsunternehmen in Berlin und Brandenburg Not-Fahrpläne, „die bei einem weiteren Streik in Berlin oder Brandenburg aus der Schublade geholt werden können“. 

(mit dpa)

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