Aus dem "Minsk" in Potsdam wird keine Groß-Kita: Abriss offenbar besiegelt
Das frühere Terrassenrestaurant "Minsk" verfällt seit Jahren zusehends. Nun sind die Pläne gescheitert, dort eine Groß-Kita einzurichten und das Gebäude zu retten. Das "Minsk" wird voraussichtlich abgerissen.
Potsdam - Alle Rettungsversuche waren vergebens: Das marode Terrassenrestaurant „Minsk“ am Brauhausberg wird voraussichtlich abgerissen. Eigentlich hatte der Landessportbund (LSB) in dem Gebäude eine Groß-Kita einrichten wollen. Doch habe die Stadt dem Träger nun eine Absage zugeschickt, erklärte Sozialdezernentin Elona-Müller Preinesberger (parteilos) den Stadtverordneten am Mittwoch – es bestehe kein Bedarf für eine derartige Einrichtung.
Wie berichtet hatte der LSB über eine Tochtergesellschaft 1,5 Millionen Euro für das marode Gebäude geboten, entstehen sollte eine Kita für 220 Kinder. Mit der Absage scheint nun der Abriss des „Minsk“ besiegelt, stattdessen sollen dort nun neue Wohnungen entstehen. Die Einnahmen aus dem Grundstücksverkauf sind für die Finanzierung des bereits im Bau befindlichen neuen Bades am Brauhausberg geplant.
Wann das "Minsk" abgerissen wird, ist noch unklar
Wann die Abrissbirne für das „Minsk“ tatsächlich anrückt, war am Donnerstag noch offen. Die für die Entwicklung des Areals am Brauhausberg zuständigen Stadtwerke hatten am Donnerstag offiziell noch keine Kenntnis von der Absage der Stadt an den LSB. Solange keine Klarheit bestehe, könne man nicht mit der Vermarktung des Grundstücks beginnen, teilten die kommunalen Stadtwerke auf PNN-Anfrage mit.
Die Reaktionen fielen am Donnerstag heftig aus. Linke-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg reagierte enttäuscht auf die Absage an den LSB. Die Verwaltung setzte damit ihren Weg fort, Hindernisse für einen Erhalt des „Minsk“ aufzubauen. Er stellte infrage, dass der Bedarf nach Kitaplätzen am Standort nicht ausreiche. „Im Umkreis werden überall Wohnungen gebaut“, sagte Scharfenberg. Er sei sich nach wie vor sicher, dass eine Kita im „Minsk“ keine Fehlinvestition sei. Darüber hinaus sehe er den Erhalt des Gebäudes als Zweck an sich. Viele Potsdamer hätten eine Beziehung zu dem Bauwerk, die der Rathausspitze fehle, so Scharfenberg.
Kritik am baldigen Abriss des "Minsk"
Auch der linke Potsdamer Bundestagabgeordnete Norbert Müller kritisierte die Entscheidung scharf. „Das ganze Verfahren war eine Farce. Das Minsk sollte einfach nur weg.“ Bereits im Stadtparlament hatte Sigrid Müller (Linke) erklärt, der angeblich nicht vorhandene Bedarf sei aus ihrer Sicht „nicht plausibel“.
Der Landessportbund gab am Donnerstag keine Stellungnahme zum Scheitern seines Kita-Vorhabens ab. Eine PNN-Anfrage blieb unbeantwortet, die Führungsriege war nicht erreichbar.
Dass das „Minsk“ überhaupt als Kita ins Gespräch kam, war ohnehin nur politischem Druck zu verdanken. Besonders die Linke und die Bürgerinitiative Pro Brauhausberg hatten sich für einen Erhalt des Gebäudes eingesetzt. Im Mai 2014 hatte deshalb ein Interessenbekundungsverfahren begonnen, mit dem eine künftige Nutzung gefunden werden sollte. Allerdings war das Investoreninteresse überschaubar: Am Ende blieb als einziger Interessent der LSB. Dessen Angebot wurde jedoch vom Rathaus als zu niedrig bezeichnet, woraufhin der bereits in Potsdam aktive Kitaträger sein Angebot aufstockte. Doch das hat offenbar nichts gebracht.
Nicht im Kita-Bedarfsplan von Potsdam vorgesehen
Tatsächlich gibt es ein Hindernis: Der Standort steht nicht im laufenden Kita-Bedarfsplan der Stadt. Stattdessen sind dort unter anderem zusätzliche Kapazitäten in der Waldstadt vorgesehen. Außerdem sind zwei Standorte in der Heinrich-Mann-Allee mit 120 Plätzen und am Havelblick mit 90 Plätzen geplant. Die Stadt bezuschusst nur Kitas, die auch in der Bedarfsplanung aufgeführt sind. Diese Mittel hatte der LSB jedoch eingeplant, um die für Kauf und Umbau anfallenden Kosten zu refinanzieren.
Das Terrassenrestaurant „Minsk“ wurde 1977 nach etwa sechs Jahren Bauzeit als weißrussische Folklore-Gaststätte eröffnet – zu Ehren des 60. Jahrestages der „Großen Sozialistischen Oktoberrevolution“. Nach der Wende machte das Restaurant dicht. Das Gebäude verfiel zusehends, es gab Vandalismus-Schäden. Im Jahr 2011 war ein von der Bürgerinitiative Pro Brauhausberg gestellter Antrag auf Denkmalschutz vom Landesdenkmalamt abgelehnt worden.
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