Senioreneinrichtung auf Hermannswerder: 38 Bewohner in Potsdamer Pflegeheim infiziert
Die Seniorenpflege auf Hermannswerder verzeichnet einen massiven Corona-Ausbruch. Die Bewohner sind jedoch weitgehend symptomlos.
Potsdam - Knapp die Hälfte der Bewohner der Seniorenpflege auf Hermannswerder sind positiv auf das Coronavirus getestet worden. 38 von 80 Bewohnern sind infiziert. Das teilte der Träger am gestrigen Mittwochnachmittag bei einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz auf der Halbinsel mit. Verwaltet wird die Einrichtung von der EvB Care GmbH, einer gemeinsamen Gesellschaft des städtischen Klinikums „Ernst von Bergmann“ und der Hoffbauer-Stiftung. Die Einrichtung betreut in der Regel Personen zwischen 80 und 95 Jahren – also Angehörige einer durch das Coronavirus besonders gefährdeten Risikogruppe.
„Wir wissen nicht, woher der Ausbruch kommt“, sagte der Geschäftsführer von EvB Care, Hans-Ulrich Schmidt vor der Presse. Anlass für einen flächendeckenden Test von Mitarbeitern und Bewohnern war der positive Test bei einer 82-jährigen Bewohnerin. Die bettlägerige Frau war wie berichtet am Freitag nach einem dreitägigen Aufenthalt im St. Josefs-Krankenhaus positiv auf das Coronavirus getestet worden und verstorben. Zunächst seien daraufhin alle Mitarbeiter getestet worden, sagte der Vorstandsvorsitzende der Hoffbauer-Stiftung, Frank Hohn. Als der Test bei drei von 50 Mitarbeitern positiv ausfiel, seien auch alle Bewohner einem Abstrich unterzogen worden.
Kein Bewohner in kritischem Zustand
„Wir wissen seit Dienstagabend von dem Ausbruch“, so Hohn. Am Mittwoch seien alle Angehörigen informiert worden. Diese hätten verständnisvoll und besonnen reagiert, sagte Co-Geschäftsführer von EvB Care, René Schmidt. Allerdings, so betonte alle drei Vertreter der Einrichtung mehrfach, seien die allermeisten Infizierten symptomfrei. Lediglich eine Handvoll habe leichtes Fieber. Keiner befinde sich derzeit in einem kritischen Zustand, sagte Schulz.
„Wir haben bisher keine kritische Situation, sondern wir haben einen Befund“, sagte Schmidt. „Im Vordergrund steht, dass wir die Infektionsketten in Haus unterbrechen und auch von außen“, ergänzte Hohn. Noch am Freitag hatte er gesagt, man sehe derzeit keine Anzeichen für einen Ausbruch. „Wir verwenden nicht viel Energie darauf, herauszufinden, wo es herkam“, so Hohn. Das könne man wohl nicht mehr nachvollziehen. „Hier gehen Menschen hinein und hinaus. Aber alle Maßnahmen die wir ergreifen, sind nur ein relativer Schutz“, gab Schmidt zu, auch wenn bereits seit Mitte März ein Besuchsverbot in der Einrichtung bestehe. Ob die im St. Josefs Krankenhaus verstorbene 82-Jährige bereits vor ihrem Klinikaufenthalt infiziert und ansteckend war, wisse man nicht und wolle auch nicht spekulieren.
Hohn betonte, aus seiner Sicht habe die EvB Care sehr umfassend reagiert. Beim ersten Fall sei getestet worden. Mitarbeiter sind bereits zwei Mal getestet worden. Teile der Ergebnisse stehen noch aus, doch die Zahl der infizierten Mitarbeiter hat sich auf fünf erhöht. Auch die Bewohner sollen erneut getestet werden. Zusätzlich seien, in Abstimmung mit dem Gesundheitsamt, die Schutzmaßnahmen stufenweise mit dem Bekanntwerden der Fälle verschärft worden.
Bewohner und Mitarbeiter in zwei Bereiche eingeteilt
Seit Sonntag trügen alle Mitarbeiter ständig volle Schutzmontur, inclusive Mundschutz und Handschuhe. In der Einrichtung wurden die Bewohner zwei Gruppen geteilt, ein „schwarzer“ Bereich mit infizierten Personen und ein „weißer“ Bereich mit negativ getesteten Personen. Auch die Mitarbeiter wurden in zwei Teams eingeteilt, so dass diese jeweils nur in einem von beiden Bereichen eingesetzt werden. Die infizierten Mitarbeiter befinden sich in häuslicher Isolation.
Schutzkleidung sei in ausreichendem Maß für einige Wochen vorhanden, sagte Hohn. Sollten weitere Einrichtungen von EvB Care betroffen werden, so Hohn, etwa die Seniorenpflege am Charlottenhof, könne sich das jedoch ändern. Präventive Tests seien dort aber derzeit nicht geplant, sagte Hohn: „Bei einem qualifizierten Anhaltspunkt sollte flächendeckend getestet werden.“ Sollte also ein Bewohner Symptome zeigen, werde man umfassend testen.