Integration: Zweisprachler schreiben offenen Brief an CSU
Die CSU schwächt ihre Forderung nach einer Deutschpflicht ab. Währendessen haben sich Migranten mit einem Offenen Brief an Parteichef Seehofer gewendet.
Die CSU durchlebt gerade schwere Zeiten. Von allen Seiten hagelt es Spott für ihren Vorstoß, eine Deutschpflicht für Migranten einzuführen - auch in den eigenen vier Wänden. In einem Leitantragsentwurf zum Parteitag in dieser Woche heißt es: "Wer dauerhaft hier leben will, soll dazu angehalten werden, im öffentlichen Raum und in der Familie Deutsch zu sprechen." Ein gesellschaftliches Miteinander funktioniere nur, wenn alle dieselbe Sprache sprächen.
Nun hat Parteichef Horst Seehofer Post von den Angesprochenen bekommen. Auf dem Journalistenblog Ruhrbarone haben Künstler, Journalisten und Aktivisten mit Migrationshintergrund einen offenen Brief verfasst. Auf sieben Sprachen - darunter spanisch, türkisch und ungarisch - schreiben die Verfasser: "Wir sind die sogenannten 'Menschen mit Migrationshintergrund'. Wir sprechen Deutsch, aber nicht nur. Sie brauchen keine Angst davor zu haben.
Wir bereichern dieses Land. Machen Sie doch auch mit!"
yIqIm, Seehofer joH (klingonisch)
Sogar auf klingonisch ist der Text zu lesen, wohl als ironische Bezugnahme auf einen Tweet des CDU-Generalsekretärs Peter Tauber. Dieser hatte auf den CSU-Vorstoß mit dem Kommentar reagiert, es gehe die Politik nichts an, "ob ich zu Hause lateinisch, klingonisch oder hessisch rede". Initiiert hat den offenen Brief der Autor und Psychologe Sebastian Bartoschek. Unterstützt wurde er unter anderem von der deutsch-italienischen Comic-Künstlerin Sarah Burrini und Najib Karim, dem Parteivorsitzenden der Neuen Liberalen.
Die CSU ist mittlerweile zurückgerudert. In dem am Montag beschlossenen neuen Leitantrag heißt es nun, Migranten sollten zum Deutschsprechen im Alltag motiviert werden. Zuvor hieß es, sie sollten "angehalten" werden, sich auch zu Hause auf deutsch zu unterhalten.
Martin Niewendick