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Nicht nur Senioren. Eine Pflegefachkraft hält die Hand eines dreijährigen Mädchens einer Intensivpflege-Wohngruppe für kranke Kinder. -
© Patrick Pleul /dpa

Barmer beklagt Versorgungslücke: Zu wenig Platz für junge Pflegebedürftige

Jung und pflegebedürftig - darauf ist das System offenbar zu wenig ausgerichtet. Betroffenen bleibt der Wunsch nach Kurzzeitpflege oder selbstbestimmtem Wohnen oft unerfüllt.

In Deutschland fehlt es offenbar an Tausenden von Betreuungsplätzen für junge Pflegebedürftige. Darauf macht die Barmer Krankenkasse in ihrem aktuellen Pflegereport aufmerksam. Die Wünsche von Betroffenen unter 60 Jahren übersteigen demnach nach das vorgehaltene Angebot bei weitem. Für die Tagespflege würden etwa 4000 Plätze, für die Kurzzeitpflege 3400 Plätze mehr benötigt.

13,5 Prozent der Pflegebedürftigen sind noch keine 60

Tatsächlich betrifft Pflegebedürftigkeit hierzulande keineswegs nur ältere Menschen. Der Studie zufolge sind 386.000 Betroffene noch keine 60 – das entspricht 13,5 Prozent der 2,86 Millionen Pflegebedürftigen im Land. Und ihr Krankheitsbild unterscheidet sich stark von der Älteren: 35 Prozent leiden unter Lähmungen, 32 Prozent unter Intelligenzminderung, 24 Prozent sind Epileptiker und zehn Prozent haben das Down-Syndrom.

Doch das System ist vor allem auf Ältere, auf Demenz oder Schlaganfall ausgerichtet. Junge Pflegebedürftige seien „die Stiefkinder der Pflegeversicherung“, sagt Barmer-Chef Christoph Straub. Ihre Situation müsse dringend verbessert werden.

Wunsch nach selbstbestimmtem Wohnen

So bleibe für die Jüngeren der Wunsch nach selbstbestimmtem Wohnen oft unerfüllt. Einer Befragung zufolge würden beispielsweise 35 Prozent der Zehn- bis 29- Jährigen gern in eine Wohngruppe ziehen. Gleichzeitig gab aber jeder Zweite dieser Altersgruppe an, dass sich sein Umzug in eine solche Wohngruppe oder auch in ein Pflege- oder Behindertenheim zerschlagen habe, weil dort kein Platz gewesen sei. Und ein 30-jähriger Pflegebedürftiger habe in einer Wohngruppe mit 80-Jährigen auch „nichts verloren“, sagte Straub.

Gleichzeitig klaffen in Kurzzeit- und Tagespflege Versorgungslücken. Der Studie zufolge würde jeder Fünfte von den Jüngeren das Angebot gerne nutzen. Jedoch kämen bei der Kurzzeitpflege nur neun Prozent, bei der teilstationären Pflege lediglich 13 Prozent zum Zuge. Der Grund: Für 43 beziehungsweise 40 Prozent der Betroffenen gab es kein altersspezifisches Angebot, für 31 beziehungsweise 27 Prozent keine Ausrichtung auf die spezielle Erkrankung.

Pflegeexperte: Koalition darf sich nicht mit dem Erreichten begnügen

Mit Blick auf die Sondierungsgespräche für eine Jamaika-Koalition sagte Straub, dass mehr Pflegestellen und eine höhere Bezahlung der Pflegekräfte unabdingbar seien. Dafür müssten die Parteien nun auch die Voraussetzungen schaffen.

Der Studienautor und Bremer Gesundheitsökonom Heinz Rothgang betonte, dass sich die Regierenden keinesfalls mit den Pflegereformen der vergangenen Legislatur begnügen dürften. Nach seinen Berechnungen blieben schon 2030 rund 350.000 Stellen unbesetzt, wenn nichts getan werde. Außerdem reiche es nicht, sich auf eine neue Bewertung von Pflegebedürftigkeit verständigt zu haben. Das Ganze müsse nun auch in der Pflegepraxis umgesetzt werden.

Techniker Krankenkasse will digitale Pflegehilfen im Leistungskatalog

Die Techniker Krankenkasse forderte einen "Masterplan Pflegeberufe". Ziel müsse es unter anderem sein, mehr Fachkräfte im Job zu halten, sagte Vorstandsvize Thomas Ballast. Die durchschnittliche Verweildauer im Beruf betragebei examinierten Krankenpflegern 13,7 Jahre - in der Altenpflege seien es sogar nur 8,4 Jahre.

Zudem sollen digitale Smart-Home-Lösungen im Leistungskatalog der Pflegeversicherung berücksichtigt werden, mit denen man pflegende Angehörige entlasten und Pflegebedürftigen möglichst lange ein selbstständiges Wohnen in den eigenen vier Wänden ermöglichen könne.

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