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Die Angeklagte Beate Zschäpe im Oberlandesgericht in München.
© dpa
Update

NSU-Prozess in München: Zschäpe bestreitet, Berliner Synagoge ausgespäht zu haben

Beim NSU-Prozess geht es am Mittwoch um die Frage, ob die Rechtsextremisten auch Ziele in der Hauptstadt im Visier hatten. Beate Zschäpe gibt lediglich zu, im Jahr 2000 in Berlin gewesen zu sein.

Seit diesem Mittwoch steht fest: eine Spur der Terrorzelle "Nationalsozialistischer Untergrund" führt nach Berlin. Beate Zschäpe hat im NSU-Prozess am Oberlandesgericht München einen Aufenthalt in Berlin zugegeben. Sie sei mit Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt ungefähr zwei Jahre nach dem Untertauchen, "etwa im Sommer 2000", in der Stadt gewesen, lässt Zschäpe am Mittwoch von ihrem Verteidiger Mathias Grasel vortragen.

Zschäpe erwähnt das Brandenburger Tor und den Alexanderplatz, außerdem war sie beeindruckt vom KaDeWe, "weil ich so ein Kaufhaus noch nicht gesehen hatte". Aber an einen Besuch der Gaststätte "Wasserturm" in Prenzlauer Berg kann oder will sich die Angeklagte nicht erinnern. Und sie bestreitet vehement, die benachbarte Synagoge in der Rykestraße ausgespäht zu haben. Doch der Verdacht bleibt.

Zeuge sah Zschäpe in der Nähe der Synagoge

Im Mai 2000 hatte der Polizist Frank G. dem Berliner Landeskriminalamt berichtet, er habe Zschäpe und Mundlos in der Gaststätte nahe dem jüdischen Gotteshaus gesehen. Der Objektschützer war damals im Bereich der Synagoge eingesetzt. Im Biergarten des Lokals Wasserturm fiel ihm am Mittag des 7. Mai eine Gruppe von zwei Frauen und zwei Männer mit zwei Kindern auf. Eine Frau habe ihm einen "giftigen Blick" zugeworfen, sagte Frank G. dem LKA. Stunden später war er sicher, das sei Zschäpe gewesen.

Am Abend des 7. Mai lief im Fernsehen die MDR-Sendung "Kripo Live", in der die drei untergetauchten Rechtsextremisten gezeigt wurden. Frank G. erkannte Zschäpe und Mundlos wieder und benachrichtigte sofort das Thüringer Landeskriminalamt. Am nächsten Tag vernahm das Berliner LKA den Objektschützer. Bei einer Vorlage von Fotos zeigte er auf Mundlos und Zschäpe.

Die Geschichte wurde im Oktober im Prozess durch den Beweisantrag des Nebenklage-Anwalts Yavuz Narin bekannt. Der Vorsitzende Richter Manfred Götzl fragte dann Zschäpe, ob sie im Mai 2000 in Berlin gewesen sei. Und wenn ja, wo genau, und wer sie gegebenenfalls begleitet habe. Die Antwort formulierten Zschäpe und ihr neuer Verteidiger Grasel, wie gewohnt, schriftlich.

Keine Aussage zu ungeklärtem Sprengstoffanschlag auf jüdischen Friedhof

Zschäpe gab nun an, Mundlos, Böhnhardt und sie hätten mal aus Chemnitz herausgewollt. In Berlin hätten sie sich die meiste Zeit in der Innenstadt aufgehalten. Sie habe mit Mundlos und Böhnhardt in einer Pension übernachtet. Zu der Zeit hatte die Terrorzelle, die sich zunächst in Chemnitz versteckt hielt, bereits mehrere Raubüberfälle und einen Sprengstoffanschlag in Nürnberg verübt.

Zu dem Verdacht, der NSU könnte auch die bis heute ungeklärten Sprengstoffanschläge auf den jüdischen Friedhof in Charlottenburg verübt haben, äußert sich Zschäpe nicht. 1998 wurde zweimal das Grab von Heinz Galinski, dem ehemaligen Präsidenten des Zentralrats der Juden, durch Explosionen beschädigt. 2002 flog eine Rohrbombe in den Eingangsbereich des Friedhofs. Die Trauerhalle war demoliert.

Frank G. kann sich am Mittwoch im Prozess nur teilweise an den 16 Jahre zurückliegenden Vorgang in der Rykestraße erinnern. Er spricht von einer attraktiven Frau, die eine auffällig bunte Bluse im 60er-Jahre-Stil getragen habe. Die Frau habe mit zwei schlanken, kurzhaarigen Männern in dem Lokal nahe der Synagoge gesessen. Das könnte auf Zschäpe sowie Mundlos und Böhnhardt passen.

Auch der Fall Peggy K. kommt im Prozess zur Sprache

Opferanwälte vermuten, außer Zschäpe, Mundlos und Böhnhardt seien am 7. Mai 2000 auch der sächsische Neonazi Jan W. und eine Freundin mit ihren Kindern im "Wasserturm" gewesen. Das wäre brisant – Jan W. geriet schon 1998 in Verdacht, er wolle den untergetauchten Mundlos, Böhnhardt und Zschäpe Waffen beschaffen.

Im Prozess kommt am Mittwoch noch ein weiterer Fall zur Sprache, der für Zschäpe unangenehm werden könnte. Götzl fragt, ob sie Informationen zum Fall der kleinen Peggy K. habe, "die nicht aus den Medien stammen". Die bayerische Polizei hatte kürzlich mitgeteilt, bei der im Juli in Thüringen gefundenen Leiche des 2001 in Bayern verschwundenen Mädchens sei eine DNA-Spur von Uwe Böhnhardt entdeckt worden. Götzl will auch wissen, was Zschäpe zu dem Computer sagen kann, der in der von ihr angezündeten Wohnung in Zwickau stand und auf dem sich kinderpornografische Bilder fanden. Die Verteidiger werden auch diesmal mit Zschäpe schriftliche Angaben formulieren und dann vortragen.

Den Opferanwälten Mehmet Daimagüler und Seda Basay reicht das nicht. Sie beantragen, sämtliche Akten der Staatsanwaltschaft Bayreuth zum Fall Peggy K. im NSU-Prozess beizuziehen. Daimagüler und Basay vermuten, Mundlos, Böhnhardt und Zschäpe könnten ihr Leben im Untergrund auch mit Kinderpornografie finanziert haben.

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