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Josef Schuster, Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland.
© Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Josef Schuster kritisiert Fahrlässigkeit: Zentralrat und Jüdischer Weltkongress fordern mehr Polizeischutz

Dass die Synagoge in Halle an Jom Kippur nicht geschützt war, sei skandalös, erklärte Präsident Schuster. Der Jüdische Weltkongress will bessere Überwachung.

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, hat nach dem Angriff auf eine Synagoge in Halle/Saale schwere Vorwürfe gegen die Polizei erhoben. „Dass die Synagoge in Halle an einem Feiertag wie Jom Kippur nicht durch die Polizei geschützt war, ist skandalös“, teilte Schuster am Mittwochabend mit. „Diese Fahrlässigkeit hat sich jetzt bitter gerächt.“ Nur glückliche Umstände hätten ein Massaker verhindert, sagte Schuster in Würzburg.

Mit Blick darauf, dass am vergangenen Freitag in Berlin ein Mann mit Messer vor einer Synagoge gestoppt wurde, appellierte Schuster zudem an strengeres Vorgehen der Justiz nach Angriffen und Angriffsversuchen. In letzter Zeit sei eine „Verschiebung der roten Linie“ zu beobachten, und auf Worte folgten Taten, sagte Schuster.

Der Präsident des Jüdischen Weltkongresses (WJC), Ronald Lauder, dankte den deutschen Behörden für ihre Unterstützung, forderte aber weitergehende Maßnahmen. Es sei leider an der Zeit, dass alle jüdischen Einrichtungen verschärft und rund um die Uhr von der Polizei überwacht werden müssten, teilte Lauder mit. „Wir müssen außerdem sofort eine vereinte Front gegen Neonazis und andere Extremistengruppen gründen, die unser Wohlergehen bedrohen.“

Bei dem Angriff am Mittwochnachmittag hatte der Täter zwei Menschen erschossen. Die Leiche einer Frau lag nahe einer Synagoge, ein Mann wurde in oder an einem Döner-Imbiss getötet. Außerdem soll der Täter selbstgebastelte Sprengsätze vor der Synagoge abgelegt und versucht haben, in das jüdische Gotteshaus zu gelangen. In der Synagoge feierten zu dem Zeitpunkt 70 bis 80 Menschen den höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur. In mehreren deutschen Städten wurde der Schutz von Synagogen verstärkt.

Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Halle, Max Privorozki, warf der Polizei eine zu langsame Reaktion beim versuchten Angriff auf die Synagoge vor. „Die waren zu spät vor Ort“, sagte Privorozki in einem Video, das am Mittwoch vom Jüdischen Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus auf Twitter veröffentlicht wurde. Mindestens 10 Minuten hätten sie gebraucht, als er angerufen und gesagt habe: „bewaffneter Anschlag gegen die Synagoge“.

Privorozki machte deutlich, dass mehrfach auch in Sachsen-Anhalt der Wunsch nach Polizeischutz für Synagogen geäußert worden sei - „genauso wie in großen Städten wie Berlin, München Frankfurt“.

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