Gesundheitsbehörde warnt vor neuem Lockdown: Zahlreiche US-Bundesstaaten steuern direkt in eine zweite Pandemiewelle
Knapp die Hälfte der US-Bundesstaaten verzeichnet steigende Infektionszahlen. Die Gesundheitsbehörde CDC sagt: Strikte Ausgangsbeschränkungen „könnten wieder nötig werden“.
Die USA gehören zu den Ländern, die am stärksten vom Coronavirus betroffen sind. Laut Zahlen der „New York Times“ haben sich bis Mitte Juni mehr als 2.059.500 Menschen in den Vereinigten Staaten mit dem Coronavirus infiziert und mindestens 114.700 Menschen sind am Virus gestorben.
Doch die Ansteckungen verteilen sich ungleichmäßig über das Land. So haben sich in New York und New Jersey, den beiden am härtesten von der Pandemie betroffenen US-Bundesstaaten, mehr als eine halbe Million Menschen mit dem Coronavirus infiziert.
In einigen dünn besiedelten westlichen Staaten, darunter Alaska und Montana, gab es bisher insgesamt weniger als 1.000 Infizierte. In wenigen entlegenen Bezirken gab es hingegen bisher kaum einen positiven Test.
Nun aber, nachdem viele Bundesstaaten Lockerungen der Corona-Maßnahmen eingeführt haben, steigen die Fälle in vielen Teilen der USA wieder. Und das teilweise dramatisch. Rund die Hälfte der Bundesstaaten ist betroffen.
Corona-Regeln sollen trotz geplanter Lockerungen eingehalten werden
Darunter sind große Bundesstaaten wie Kalifornien, Texas und Florida. Mit dabei sind auch Bundesstaaten, die das Virus weitgehend im Griff zu haben schienen wie eben Florida, Washington oder Missouri; diese erleben jetzt ihre zweite Welle an Infektionen.
Die andere Hälfte der US-Bundesstaaten scheint das Virus aber weiterhin erfolgreich zurückzudrängen. Die USA sind in diesen Tagen also nicht nur politisch extrem gespalten, sondern auch was die Pandemie angeht.
Angesichts der anhaltenden Coronavirus-Neuinfektionen hat auch die US-Gesundheitsbehörde Centers for Disease Control and Prevention (CDC) alle Bewohner der USA dazu aufgerufen, die Situation weiter ernst zu nehmen. Die Pandemie sei noch nicht vorbei, sagte der bei der CDC für Infektionskrankheiten zuständige Jay Butler am Freitag. Auch neue strikte Ausgangsbeschränkungen „könnten wieder nötig werden“. Das müsse auf lokaler Ebene je nach Infektionsgeschehen entschieden werden.
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Nachdem die Corona-Pandemie und ihre Auswirkungen seit März dominierendes Thema in den USA war, rückte sie nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd und den darauf folgenden Protesten und Unruhen in den Hintergrund. Nun melden einige Staaten Höchststände an Neuinfektionen.
So teilte etwa Gesundheitsministerium in North Carolina mit, am Freitag seien mit 1768 Neuinfektionen so viele wie noch nie seit Beginn der Pandemie innerhalb eines Tages nachgewiesen worden. CDC-Direktor Robert Redfield rief alle US-Amerikaner dazu auf, sich weiter an Abstands- und Hygieneempfehlungen zu halten. „Wir machen echte Fortschritte, aber es bleibt noch viel Arbeit.“
Nachdem so gut wie alle Bundesstaaten als Reaktion auf die Pandemie Beschränkungen angeordnet hatten, gab es zuletzt fast überall Lockerungen. Die CDC verfolge den Anstieg der Neuinfektionen in zahlreichen Bundesstaaten genau und sei „sehr besorgt“, sagte Butler. „Wir verstehen, dass wir alle keine Lust mehr darauf haben, zu Hause zu bleiben, und das Leben zurückhaben wollen, das wir im Dezember hatten.“ Die Rückkehr zum normalen Leben müsse aber „so sicher wie möglich“ geschehen.
„Die New Yorker waren schlau – und müssen schlau bleiben“
Einer Umfrage zufolge, die die CDC am Freitag veröffentlichte, unterstützt eine große Mehrheit der Amerikaner die Abstands- und Hygieneempfehlungen und gibt an, sich nicht sicher zu fühlen, sollten alle Beschränkungen nun sofort wieder aufgehoben werden.
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Der Gouverneur des Bundesstaates und einstigen Corona-Brennpunkts New York, Andrew Cuomo, sagte, sein Staat habe mittlerweile die niedrigste Übertragungsrate des Virus. Er lobte am Freitag die Anstrengungen der Bürger: „Sie waren schlau, sie waren diszipliniert, sie wissen, was zu tun ist.“ Cuomo fügte hinzu: „Wir müssen schlau bleiben.“
Trotz der Sorge vor Ansteckungen bei Massenveranstaltungen will US-Präsident Donald Trump kommenden Freitag bereits wieder einen Wahlkampfauftritt abhalten.
Am Donnerstagabend (Ortszeit) hatte ein Hinweis bei der Registrierung für die Veranstaltung im Bundesstaat Oklahoma Aufsehen erregt, wonach die Teilnehmer die Organisatoren nicht haftbar für eine Covid-19-Erkrankung und mögliche Folgen machen können.
Wer sich registriere, erkenne an, dass an jedem öffentlichen Ort, an dem Personen anwesend sind, Ansteckungsgefahr bestehe, hieß es darin. (dpa/ AFP/ Tsp)