Afghanistan: Zahlreiche Opfer bei Selbstmordanschlag in Kabul
In der afghanischen Hauptstadt sind bei einem Anschlag auf Sicherheitskräfte und Zivilisten mindestens 20 Menschen getötet und dutzende weitere verletzt worden.
Bei einem Selbstmordanschlag auf einen Sicherheitsposten in der afghanischen Hauptstadt Kabul sind mindestens 20 Menschen getötet worden. Das bestätigte am späten Donnerstagabend Ortszeit ein Sprecher des Gesundheitsministeriums, Wahidullah Madschroh. 30 Menschen seien bisher verletzt in Kliniken gebracht worden. Unter den Toten seien sowohl Sicherheitskräfte als auch Zivilisten.
Der Kabuler Polizeichef Basir Mudschahid sagte, dass es der Attentäter nach ersten Erkenntnissen auf einen provisorischen Sicherheitsposten im Viertel Makroroian abgesehen hatte. Makroroian ist eine Wohngegend nahe dem Zentrum. Die Sicherheitskräfte waren für eine Demonstration dorthin abgestellt. Kabuler Reporter sagten, es habe auch Opfer unter den Demonstranten gegeben. Den hatte die Polizei laut Mudschahid aufgestellt, weil es am Donnerstag in der Gegend zuerst Kämpfe mit Alkohol- und Drogenverkäufern und dann Proteste lokaler Händler gegen Razzien der Sicherheitskräfte gegeben hatte. Die meisten Toten seien Polizisten.
Über 500 Tote bei Anschlägen im vergangenen Jahr
Hinweisen in sozialen Medien zufolge bekannte sich die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zu dem Anschlag. Sie ist in Afghanistan noch recht neu und hat im Osten des Landes eine relativ kleine territoriale Basis. Sie wird von der afghanischen Regierung, den USA und auch den rivalisierenden Taliban schwer bekämpft. In Kabul hat sie allerdings laut dem IS-Experten des Rechercheinstituts International Crisis Group (ICG) 2017 allein 16 Anschläge mit mehr als 270 Toten für sich beansprucht.
Der Anschlag war der erste schwere im neuen Jahr. 2017 hatte es in Kabul mehr als 20 große Anschläge mit mehr als 500 Toten gegeben. Die Gesamtzahl der Toten und Verletzten lag wohl bei mehr als 1.000. Wer hinter der Tat steckte, blieb zunächst unklar. Die Sicherheitskräfte sind ein bevorzugtes Ziel sowohl der radikalislamischen Taliban als auch der Terrormiliz Islamischer Staat (IS). 2016 hatten sie mehr als 8.000 Soldaten und Polizisten getötet und mehr als 14.000 verletzt. 2017 hatte die afghanische Regierung die Zahl der Opfer zum ersten Mal zensiert. (dpa)