Selbstmordanschläge in Afghanistan: Zahl der zivilen Opfer deutlich gestiegen
2343 Zivilisten starben dieses Jahr bei Selbstmordanschlägen in Afghanistan – das war ein Zuwachs von 46 Prozent.
Die Zahl der zivilen Opfer durch Selbstmordanschläge in Afghanistan ist stark angestiegen. In den ersten neun Monaten dieses Jahres wurden bei Selbstmordanschlägen mit Sprengsätzen 2343 Zivilisten getötet oder verletzt, wie die UN-Unterstützungsmission in Afghanistan (Unama) in einem am Sonntag veröffentlichten Bericht schreibt. Das war ein Zuwachs von 46 Prozent. Werden Sprengfallen hinzugerechnet, wurden 3634 Zivilisten getötet oder verletzt.
Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) wird in dem Bericht für rund die Hälfte der zivilen Opfer verantwortlich gemacht. Die radikalislamischen Taliban sind demnach für 40 Prozent verantwortlich. Viele der Angriffe richten sich dem Bericht zufolge gegen Angehörige der schiitischen Minderheit.
Die UN-Mission beklagte "schwere Verletzungen des internationalen humanitären Rechts" in dem Bürgerkriegsland. "Die Unvorhersehbarkeit solcher Angriffe, häufig entfernt von den Kampfgebieten und in von Zivilisten bewohnten Gegenden, sorgt dafür, dass Afghanen in ständiger Angst vor der nächsten Explosion leben."
Taliban drohen mit Angriffen auf Parlamentswahl
Am Montag haben die radikalislamische Talibankämpfer angekündigt, die bevorstehenden Parlamentswahl behindern zu wollen. In einer Mitteilung bezeichneten sie die Wahl am 20. Oktober als „amerikanische Verschwörung zur weiteren Rechtfertigung der ausländischen Besetzung“. Die Extremisten kündigten an, jeden anzugreifen, der die Wahl unterstütze, vor allem die afghanischen Sicherheitskräfte. Die Abstimmung widerspreche nicht nur islamischem Recht, sondern stehe auch im Widerspruch zu den nationalen Interessen des südasiatischen Landes.
Die unabhängige Wahlkommission hatte zuvor angekündigt, am Wahltag mindestens 54.000 Truppen zur Sicherung der landesweit 5100 Wahllokale einsetzen zu wollen. In den vergangenen zwei Monaten wurden mindestens acht Parlamentskandidaten getötet.
Bei einem Selbstmordanschlag der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) auf einer Wahlkampfveranstaltung in der östlichen Provinz Nangarhar waren in der vergangenen Woche mindestens 18 Menschen getötet und knapp 50 verletzt worden. (AFP, dpa)