zum Hauptinhalt
Auch in der Hauptstadt Bagdad kommt es zu großen Demonstrationen.
© Ahmad al Rubaye/AFP
Update

Proteste gegen Korruption: Zahl der Toten im Irak steigt auf mehr als 90

Es sind die schwersten Unruhen im Irak seit 2017: Dutzende Menschen sind bereits gestorben, mehr als 3200 wurden offiziellen Angaben zufolge verletzt.

Die Zahl der Toten bei den mehrtägigen Protesten im Irak ist weiter gestiegen. Seit Beginn vor vier Tagen seien 93 Menschen ums Leben gekommen, unter ihnen 35 Demonstranten, teilte die staatliche Menschenrechtskommission in Bagdad am Samstag mit. Demnach wurden fast 4000 Menschen verletzt. Bei der überwiegenden Zahl der Opfer handele es sich um Demonstranten.

Außerdem seien Dutzende Gebäude beschädigt worden. 540 Demonstranten wurden festgenommen, ein Großteil sei aber bereits wieder auf freien Fuß gesetzt worden.

In der Hauptstadt sowie in mehreren anderen Provinzen vor allem im Süden des Landes waren am Dienstag Proteste ausgebrochen. Sie richten sich gegen die verbreitete Korruption, die immer wieder auftretenden Stromausfälle und die hohe Arbeitslosigkeit. Sicherheitskräfte gingen mit Tränengas und Schüssen gegen die Demonstranten vor.

Am Samstag will das Parlament zu einer Krisensitzung zusammenkommen. Es sind die schwersten Unruhen seit 2017, als der Irak den Sieg über den extremistischen sogenannten "Islamischen Staat" (IS) erklärte.

Regierungschef Adel Abdel Mahdi hob am Morgen zudem die Ausgangssperre auf, die vor zwei Tagen begonnen hatte, wie die staatliche Agentur INA meldete. UN-Generelsekretär António Guterres rief die Regierung und die Demonstranten zu einem Dialog auf. Alle Beteiligten müssten „äußerste Zurückhaltung“ zeigen, erklärte er in New York.

Der Druck auf die Regierung wächst zugleich weiter. Der einflussreiche schiitische Geistliche Muktada al Sadr forderte ihren Rücktritt. Sein Block hatte bei der Parlamentswahl im vergangenen Jahr die meisten Sitze im Parlament gewonnen.

Am Freitag hatte der Schiitenführer die Regierung zum Rücktritt aufgerufen. "Um weiteres Blutvergießen zu vermeiden, muss die Regierung zurücktreten", schrieb der Geistliche in einem Brief. Seine Partei gehört der Regierungskoalition an. Er forderte auch vorgezogene Neuwahlen unter UN-Aufsicht. (dpa, AFP, Reuters)

Zur Startseite