Demonstranten trotzen Ausgangssperre: Viele Tote im Irak bei Protesten gegen Korruption
Der Irak kommt nicht zur Ruhe: Die Proteste richten sich gegen die Korruption, die hohe Arbeitslosigkeit und die schlechte Strom- und Wasserversorgung.
Trotz der Verhängung einer Ausgangssperre in mehreren irakischen Städten durch Ministerpräsident Adel Abdel Mahdi ist es am Donnerstag erneut zu blutigen Zusammenstößen gekommen, bei denen fünf Menschen getötet wurden. In der südirakischen Stadt Amarah wurden bei den Protesten gegen Korruption und Arbeitslosigkeit vier Demonstranten erschossen, wie von Rettungskräften und aus Sicherheitskreisen verlautete. Ein weiterer Demonstrant starb bei Ausschreitungen in der Provinz Dhi Kar, wie der örtliche Chef der Gesundheitsbehörde mitteilte.
Bei den gewaltsamen Protesten in Bagdad und anderen Städten wurden damit binnen drei Tagen 18 Demonstranten und ein Polizist getötet. Mehr als 700 Menschen seien verletzt worden, teilte die irakische Hohe Menschenrechtskommission am Donnerstag mit. Die Proteste richten sich gegen die verbreitete Korruption, die hohe Arbeitslosigkeit und die schlechte Strom- und Wasserversorgung.
In der Hauptstadt Bagdad feuerte die Polizei erneut in die Luft, um mehrere dutzend Demonstranten auf dem zentralen Tahrir-Platz zu vertreiben, wie ein AFP-Reporter berichtete. "Wir haben hier geschlafen, damit die Polizei den Platz nicht einnimmt", sagte ein Demonstrant, bevor er von der Polizei in eine Seitenstraße abgedrängt wurde. Die Sicherheitskräfte hatten am Mittwoch Tränengas, Wasserwerfer und scharfe Munition eingesetzt, um die Demonstranten vom Tahrir-Platz fernzuhalten. Der komplette Ausfall des Internets erschwerte ihnen die Koordination und den Austausch von Informationen.
In der Nacht zu Donnerstag wurden in der südirakischen Stadt Kut zwei Demonstranten beim Versuch getötet, ein Regierungsbüro zu stürmen, wie Sicherheitskräfte sagten. Zwei weitere Demonstranten starben bei Zusammenstößen in Nassirija, wo insgesamt acht Demonstranten und ein Polizist ums Leben kamen. Auch in Bagdad wurden bei Zusammenstößen zwei Demonstranten getötet, womit die Gesamtzahl der Toten auf 13 stieg.
Vor dem Morgengrauen gab es den Sicherheitskräften zufolge zwei Explosionen in der Grünen Zone in Bagdad, wo viele Ministerien und Botschaften liegen. Die Grüne Zone war erst vergangene Woche von zwei Raketen getroffen worden. Die Polizei riegelte sie am Mittwoch komplett ab. Anhänger des radikalen Predigers Moktada al Sadr hatten sie 2016 bei Protesten im Irak besetzt. Am Mittwoch rief er zu einem landesweiten Generalstreik auf. (AFP, dpa)