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Eine Pflegekraft geht in einem Pflegeheim mit einer älteren Dame über einen Korridor.
© Christoph Schmidt/dpa

Zuwanderung: Zahl der ausländischen Fachkräfte in Pflegeberufen steigt

Jährlich kommen immer mehr ausländische Pflegefachkräfte nach Deutschland. Zwischen 2012 und 2017 stieg die Zahl fast um das Sechsfache.

In deutschen Krankenhäusern und Altenpflegeeinrichtungen arbeiten immer mehr Fachkräfte aus dem Ausland. Die Zahl der zugewanderten Pflegefachkräfte hat sich einer am Freitag veröffentlichten Studie der Hans-Böckler-Stiftung zufolge binnen fünf Jahren versechsfacht. Kamen 2012 knapp 1500 ausländische Fachkräfte nach Deutschland, waren es 2017 gut 8800.

Die meisten Pflegekräfte stammten im Berichtsjahr aus den EU-Ländern Rumänien, Kroatien, Polen und Ungarn. Auch aus den benachbarten Drittstaaten Bosnien-Herzegowina, Serbien und Albanien sowie den Philippinen wanderte viel Pflegepersonal zu

Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern ist der Anteil der im Ausland ausgebildeten Pflegekräfte der Studie zufolge in Deutschland relativ gering. 2010 hatten knapp sechs Prozent des Personals ihre Ausbildung im Ausland absolviert, während es in Großbritannien oder der Schweiz zwei bis dreimal so viele waren.

Die Zuwanderung soll dem Fachkräftemangel entgegenwirken, birgt aber auch Konflikte aufgrund von unterschiedlichen Ausbildungen, dem beruflichem Selbstverständnis und der Arbeitsorganisation. Blieben diese Konflikte ungelöst, könnten sie der Studie zufolge dazu führen, dass die Fachkräfte in ihre Herkunftsländer zurückkehrten.

Verdi: Pflegekräfte aus dem Ausland besser eingliedern

Die Gewerkschaft Verdi dringt auf eine bessere Eingliederung von Fachkräften aus dem Ausland in der Pflege. Damit zugewanderte und einheimische Kräfte Hand in Hand arbeiten könnten, brauche es eine gute Vorbereitung und Begleitung aller Beteiligten, sagte Verdi-Vorstandsmitglied Sylvia Bühler am Freitag. Grundlage für eine gedeihliche Zusammenarbeit und ein gutes Arbeitsklima seien auch genug Personal und faire Bezahlung. Beschäftigte, die aus ihren Heimatländern andere fachliche Erfahrungen mitbrächten, müssten systematisch und mit ausreichend Zeit eingearbeitet werden. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sprach sich dafür aus, bei Pflegekräften aus dem Ausland möglichst früh mit Deutschunterricht zu beginnen. „Idealerweise, bevor sie nach Deutschland kommen“, sagte er in einem am Freitag vom Ministerium verbreiteten Video.

Bei der Zusammenarbeit in Altenpflegeheimen und Krankenhäusern gibt es laut der Studie Konfliktpotenzial. Hier ausgebildete Kräfte kritisierten, dass zugewanderte Kollegen schon wegen mangelnder Sprachkenntnisse im getakteten Arbeitsalltag nicht voll einsetzbar seien. Eine akademische Ausbildung im Ausland werde zudem oft als „praxisfern“ kritisiert. Es fehlten Kompetenzen, etwa bei der Körperpflege von Patienten und im „Sozialverhalten“.

Manche zugewanderte Kräfte hatten dagegen laut Studie das Gefühl, „unter Wert“ zu arbeiten - in vielen Herkunftsländern wurden sie an Hochschulen ausgebildet. Sie fühlten sich häufiger von Informationen ausgeschlossen oder von Vorgesetzten schlechter behandelt. Für die Studie ausgewertet wurden knapp 60 Interviews - mit nach Deutschland gekommenen Pflegekräften, einheimischen Kräften und Vorgesetzten. (Reuters/dpa)

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