Matthies meint: Womit die Grünen so draußen sind
Interessanter als bei den Gewinnern geht es nach der Saarland-Wahl bei den Verlierern zu. Da liegen die Grünen weit vorn mit einem Satz, den wir einer ehemaligen Kirchentagspräsidentin nicht zugetraut hätten. Eine Glosse.
Nach der Wahl ist vor der Wahl. Aber nach der Wahl ist vor allem: lustig. Denn Wahlen sind Abrechnung, ihre Prozente die letzten Fakten im postfaktischen Zeitalter. Und wenn sie feststehen, ist Bußfertigkeit gefragt oder Häme, je nachdem. Und natürlich vor allem überschäumender Jubel, wie ihn keiner so lebensecht rüberbringt wie die Kanzlerin mit ihrem Satz: „Der Sonntag war erst mal so okay.“ (Mehr Anti-Trump geht nicht, das ist Absicht bei ihr.)
Es gibt natürlich Sprachregelungen. „Erst hieß es, Herr Schulz könne übers Wasser gehen“, feixt Volker Bouffier von der CDU, „dann fiel er in die Saar“ – der Satz wird, weil er so schön ist, auch gleich noch Jens Spahn zugeschrieben. Herr Tauber, Ihr Einsatz?
Spannender geht es allemal auf der Verliererstraße voran. Und auf der liegen die Grünen diesmal weit vorn mit einem Satz, den wir der ehemaligen Kirchentagspräsidentin Katrin Göring-Eckardt nicht zugetraut hätten in seiner Mischung aus szenemäßiger Härte und, ja ... Selbstironie? „Offensichtlich ist es auch so, dass die Themen, mit denen wir im Moment draußen sind, nicht gerade wahrgenommen werden als der heiße Scheiß der Republik.“
Göring-Eckardts Satz erinnert auch ein wenig an die Piraten
Wie war das? Heißer Scheiß? Themen, mit denen wir draußen sind? Der Satz klingt ein wenig so, als versuche ein 17-jähriger Skateboarder, sein Scheitern bei den Niederlausitz Open zu entschuldigen. Aber die christliche Obergrüne? Was bedeutet das überhaupt?
Eine Erklärung für unsere szenefernen Leser finden wir bei „Mundmische“ im Internet. Heißer Scheiß: „Das jeweils Aktuellste, oft derogativ gemeint, aber keinesfalls immer.“ Aha, abfällig oder nicht, das liegt also im Ohr des Betrachters. Der Satz könnte deshalb, auf Deutsch übersetzt, dies bedeuten: „Die Wähler sorgen sich gerade besonders um irgendwelche Nebensächlichkeiten wie Flüchtlinge, Armut, Kriegsgefahr, aber das sind nicht die Themen, die uns besonders am Herzen liegen.“
So hätte das die nette Frau Göring-Eckardt natürlich nie gesagt. Aber wie das so ist: Sie hat vom Wähler einen Tritt in den Hintern bekommen, ihr Job stinkt ihr gerade ziemlich, und da macht sie nun mal aus ihrem Herzen keine Biogasanlage. Sympathisch eigentlich, wenn Politiker mal Klartext reden. Aber wenn das Ergebnis so rüberkommt?
Ihr Satz erinnert übrigens ein wenig an die Piraten, die inzwischen zum ziemlich kalten Sch... Wie auch immer: Bei den Grünen sind ihre Wähler offenbar trotzdem nicht gelandet.