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Missbraucht. Der achtjährige Moses im Jahr 2004. Er ist eines von zehntausenden Kindern, die von Joseph Kony (unten im Jahr 2006) zu Kindersoldaten gemacht wurden.
© picture-alliance/ dpa

Suche nach ugandischen Rebellenchef: Wo ist Joseph Kony?

Er ist einer der meistgesuchten Menschenschlächter Afrikas: Joseph Kony, Führer der ugandischen "Widerstandsarmee des Herrn" (LRA). 2012 wurde er durch ein Video in sozialen Netzwerken weltberühmt. Gefasst ist er immer noch nicht. Jetzt gibt es einen neuen Anlauf.

Von Lutz Haverkamp

Massenmörder, Kinderschänder, Vergewaltiger: Joseph Kony gehört vor Gericht. Im Jahr 2012 startete die Hilfgsorganisation "Invisible Children" eine große Suche mit dem Ziel, Kony noch im selben Jahr zu fassen und vor den Internationalen Strafgerichtshof zu stellen. Um das zu erreichen, müsse man Kony berühmt machen, so die Theorie der Organisation und veröffentlichte über soziale Netzwerke wie Youtube, Facebook und Twitter ihren Clip "Kony 2012", der über 100 Millionen Mal angeklickt wurde.

"Digitale Revolution"

Ein Erfolg, den Invisible Children als "digitale Revolution" bezeichnet. Unterstützt wurde die Kampagne von Angelina Jolie, George Clooney und Rihanna. Und trotzdem - der Erfolg blieb aus.

Joseph Kony.
Joseph Kony.
© REUTERS

An dem Video gab es aber auch heftige Kritik. Die Fakten seien dünn, zum Teil falsch, die Darstellung allzu oberflächlich. Außerdem gab es Bedenken an der Finanzierung des halbstündigen Clips..

Jetzt wollen die USA wollen nach Medienberichten die Suche nach dem ugandischen Rebellenführer und Kriegsverbrecher weiter verstärken. Der berüchtigten Anführer der "Widerstandsarmee des Herrn" (LRA) wird seit 2005 vom Internationalen Strafgerichtshof gesucht. Präsident Barack Obama habe den Befehl gegeben, weitere rund 150 Spezialkräfte nach Ost- und Zentralafrika zu entsenden, um Kony festzunehmen, berichtete die "Washington Post" am Montag. Zudem sollten vier militärische Mehrzweckflugzeuge des Typs CV-22 Osprey nach Uganda geschickt werden.

Damit wären insgesamt fast 300 amerikanische Spezialkräfte im Einsatz. Die USA hatten im Oktober 2011 damit begonnen, Truppen der Afrikanischen Union bei der Suche nach Kony zu unterstützen. Wo sich der Warlord mit einer Kerngruppe der LRA derzeit aufhält, ist unklar. Es wird vermutet, dass er sich im Dschungel der Zentralafrikanischen Republik versteckt hält.

Die LRA hatte seit 1987 den Norden Ugandas, den heutigen Staat Südsudan und den Nordosten des Kongos terrorisiert. Der Rebellenchef stilisierte sich zu einer Art Messias und behauptete, mit dem Heiligen Geist zu kommunizieren. Die Gruppe hatte Tausende Kinder als Soldaten zwangsrekrutiert und Mädchen als Sexsklavinnen missbraucht.

Selbst ernannter "Sprecher Gottes"

Als selbst ernannter "Sprecher Gottes" seiner "Lord's Resistance Army" soll Kony - vermutlich ist er jetzt 51 Jahre alt - zudem in Uganda, im Sudan und im Kongo Tausende getötet und vertrieben und Vergewaltigungen angeordnet haben. Über ihn selbst ist wenig bekannt, lange gab es nicht einmal Fotos. Wahrscheinlich wurde er 1961 in ärmlichen Verhältnissen geboren, ministrierte, brach die Schule ab und entwickelte sich zum christlichen Fundamentalisten. (mit dpa)

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