Spahn moniert Klima des Misstrauens in der CDU: „Wir sind an vielen Stellen zerrissen“
CDU-Vize Jens Spahn findet beim Deutschlandtag der Jungen Union deutliche Worte über den Zustand der Partei. Das Wahlergebnis sei „beschissen“, die Lage auch.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat eine Zerrissenheit innerhalb der CDU beklagt. „Wir sind an vielen Stellen zerrissen“, sagte Spahn, der auch Vize-Chef der CDU ist, beim Deutschlandtag der Jungen Union am Samstag in Münster. „Wir haben an vielen Stellen, und das nicht erst seit ein paar Wochen, ein Klima des Misstrauens, das sich breit gemacht hat, und auch eine Krise des Zusammenhalts.“
So herrsche schon seit längerer Zeit ein spürbares Unbehagen der Mitlieder gegenüber der Parteiführung. „Aber die Entscheidung zur Kanzlerkandidatur, so wie wir sie getroffen haben, die hat für viele den Bruch bedeutet“, sagte Spahn. Deswegen sei es richtig und wichtig, dass der gesamte Bundesvorstand den Weg frei gemacht habe für Vorstandsneuwahlen.
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Es gebe innerhalb der CDU auch schon seit geraumer Zeit eine Zerrissenheit zwischen West und Ost sowie zwischen Flügeln und Ansichten. „Die Art und Weise, wie wir miteinander umgehen und manchmal reden, ist nicht eine Frage der letzten sechs Wochen oder auch nur der letzten sechs Monate“, sagte Spahn.
Nun komme es darauf an, miteinander eine neue „Kultur des Vertrauens“ aufzubauen. Zudem müssten innerhalb der Partei wieder bessere Debatten geführt werden.
Das Abschneiden der Union bei der Bundestagswahl beschrieb Spahn mit klaren Worten: „Es war ein beschissenes Wahlergebnis und die Lage ist es auch. Da gibt es nichts drum herum zu reden. Es hat körperlich wehgetan.“
Spahn rief nach dem Wahldesaster für die Union zu mehr Teamgeist auf. „Es geht hier doch nicht um Armin, Friedrich, Jens, Ralph oder wen auch immer“, sagte er. „Die Union ist größer als jeder von uns.“
Der CDU-Bundesvorstand soll demnächst bei einem Sonderparteitag neu gewählt werden. CDU-Parteichef Armin Laschet hatte angekündigt, er werde seine politischen Ambitionen zurückstellen. Als Anwärter für seine Nachfolge werden unter anderem Spahn, der Wirtschaftsexperte Friedrich Merz oder auch Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus genannt. Spahn mahnte: „Eine Zukunft kann es nur geben für die Union, wenn wir aufhören mit Schaulaufen und wenn wir mehr Teamarbeit machen an ganz ganz vielen Stellen.“ (dpa)