Bürger für Demokratie begeistern: Wir brauchen eine neue Kultur der politischen Entscheidungsfindung
Mehr als die Hälfte der Deutschen ist unzufrieden mit der Demokratie. Um das zu ändern, ist politische Phantasie gefragt. Ein Kommentar.
Die gespaltene Gesellschaft – jetzt zeigt sie sich. Viel zu viele sehen sich weder als politisch noch sozial eingebunden an, fühlen sich nicht wahrgenommen. Der Zusammenhalt wird infrage gestellt, die Richtung, in die sich alles entwickelt, auch.
Wie steht es da um die Politik? Über die denkt weit mehr als die Hälfte der Bundesbürger kritisch. 52 Prozent sind unzufrieden mit der deutschen Demokratie.
Woraus folgt: Weltoffenheit, kritisches Denken, Bürgersinn, gesellschaftliches Miteinander – das alles ist dringend zu verteidigen. Eine große Aufgabe. Was könnte sich auszahlen? Die Währung ist Wertschätzung, verbunden mit Gerechtigkeit.
In seinen Nöten gesehen zu werden, darum geht es. Und um neue „Formate und Narrative“, die dazu passen, wie die befragende Organisation erklärt. Alle sind hier gefordert, die Regierenden sowieso. Sie müssen nämlich eine neue Kultur der Teilhabe an politischer Entscheidungsfindung etablieren. Von den Kommunen lernen, heißt, die repräsentative Demokratie noch mehr zu einer machen.
Bürgerversammlungen bis hin zu den ganz Jungen, Bürgerhaushalte – politische Phantasie ist gefragt. Alles hilft, was Menschen mit Interessen zusammenbringt, damit die in Teams Kompromisse für die Parlamente mit vorbereiten. Um es auf eine Formel zu bringen: inhaltliche Arbeit, politische Führung und ein ideeller Überbau, genannt „Heimat“.
Wohlgemerkt Beheimatung, nicht Behausung. Ein Dach über dem Kopf haben die meisten. Nur ein Zuhause für den Kopf fehlt. Zu viele sind da unbehaust. Und das, im Übrigen, 30 Jahre nach dem Mauerfall. Dafür ist eine übergeordnete, zur Sinnstiftung berufene Institution gut. Herr Bundespräsident, übernehmen Sie!