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Demonstration für die Freilassung in der Türkei inhaftierter Journalisten in Berlin (Archivbild)
© imago/Christian Mang

Terrorverrdacht: Wieder ein Deutscher in der Türkei festgenommen

Die türkischen Behörden werfen einem Sozialarbeiter aus Köln laut dem "Spiegel" vor, Mitglied einer Terrororganisation zu sein. Der Mann sitzt demnach seit Freitag in Haft.

Die türkischen Behörden haben am Freitag offenbar einen weiteren Deutschen in Haft gesetzt. Dies berichtet der "Spiegel" und beruft sich dabei auf eine Stellungnahme des Auswärtigen Amts sowie Aussagen der Anwältin des Festgenommenen. Der 33-jährige Kölner Sozialarbeiter Adil Demirci ist demnach am 7. April mit seiner Mutter in Istanbul in die Türkei eingereist. Am frühen Freitagmorgen vergangener Woche hat die türkische Polizei die Wohnung der beiden gestürmt und den deutsch-türkischen Doppelbürger in Haft genommen.

Zunächst war unklar, was Demirci vorgeworfen wird. Das Auswärtige Amt in Berlin teilte in einer ersten Stellungnahme mit, man sei mit der Familie in Kontakt, wisse aber nicht, ob die Festnahme politisch motiviert gewesen sei. Seine Anwältin sagte dem "Spiegel", die Behörden bezichtigten ihren Mandanten, Mitglied der Marxistisch-Leninistischen Kommunistischen Partei (MLKP) zu sein, die vom türkischen Staat als Terrororganisationen eingestuft werde.

Demirci wird demnach vorgeworfen, dass er in den Jahren 2013, 2014 und 2015 an der Beerdigung von MLKP-Mitgliedern teilgenommen hat. Diese hatten auf Seiten der kurdischen Miliz YPG in Syrien gekämpft. Am Dienstag soll der Kölner gegenüber der Istanbuler Staatsanwaltschaft aussagen. In spätestens eineinhalb Wochen muss ein Richter entscheiden, ob er in Untersuchungshaft kommt oder freigelassen wird.

Die Festnahme dürfte die Beziehungen zwischen Deutschland und der Türkei erneut belasten, nachdem sie sich mit der Freilassung der Journalisten Mesale Tolu und Deniz Yücel sowie des Menschenrechtlers Peter Steudtner wieder etwas normalisiert hatten. Demirci besitzt laut "Spiegel" neben dem türkischen auch einen deutschen Pass. Er hat für einen Verein in Nordrhein-Westfalen gearbeitet, der sich um Migranten kümmert. Nebenbei war er für die linke Nachrichtenagentur Etha tätig, für die auch Mesale Tolu geschrieben hat. Tolu machte die Razzia, bei der zwei weitere Etha-Mitarbeiter festgesetzt wurden, am Freitag auf Twitter öffentlich. (Tsp)

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