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Abschied von der EU: Angela Merkel bei ihrem wohl letzten Gipfel in Brüssel
© Reuters/Johanna Geron

EU verabschiedet Merkel: „Wie Rom ohne den Vatikan oder Paris ohne Eiffelturm“

Nach 16 Jahren und mehr als 100 Gipfeln verlässt Angela Merkel die politische Bühne Europas. Sie bekommt stehenden Applaus und viele warme Worte.

Ganz sicher ist es nicht, dass es wirklich der letzte EU-Gipfel mit Kanzlerin Angela Merkel war. Sollte der Zeitplan der Ampel-Koalitionsverhandlungen aus dem Ruder laufen, könnte die CDU-Politikerin zum nächsten Treffen Mitte Dezember doch noch einmal nach Brüssel zurückkehren.

Trotzdem ließ Gipfelchef Charles Michel es sich am Freitag nicht nehmen, das mit Abstand dienstälteste Mitglied des Europäischen Rats mit einer kleinen Abschiedsfeier zu würdigen. Als Einführung zeigte er ein rund zweiminütiges Video mit Gipfelszenen aus 16 Jahren Merkel.

An mehr als 100 Gipfeln hat Merkel teilgenommen. Als Abschiedsgeschenk bekam die Kanzlerin eine Skulptur des Europagebäudes, in dem seit 2017 die EU-Gipfel stattfinden.

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In seiner Laudatio überschlug sich Michel geradezu mit Metaphern, um zu zeigen, dass die Bedeutung Merkels für Europa gar nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. „Der Europäische Rat ohne Angela ist wie Rom ohne den Vatikan oder Paris ohne den Eiffelturm“, sagte der Belgier. „Du bist ein Monument.“ Das war dann aber immer noch nicht alles. Auch der frühere US-Präsident Barack Obama durfte noch per Video Merkels „guten Humor, weisen Pragmatismus und unerbittlichen moralischen Kompass“ loben.

Am treffendsten würdigte aber Luxemburgs Ministerpräsident Xavier Bettel, was Merkel in 16 Jahren für Europa geleistet hat - mit nur einem Wort: „Kompromissmaschine“.

Entscheidende Zitate europäischer Staats- und Regierungschefs und anderer Politiker über die deutsche Kanzlerin alphabetisch zusammengestellt:

Alexander De Croo, belgischer Premierminister: „Sie ist jemand, der 16 Jahre lang Europa wirklich gezeichnet hat. Sie hat uns 27 mit viel Menschlichkeit geholfen, die richtigen Entscheidungen zu treffen, auch in schwierigen Zeiten.“
Alexander Schallenberg, österreichischer Bundeskanzler: „Sie wird eine Lücke hinterlassen. Jemand, der so lange in dieser Position ist, so prägend mitgestaltet hat, bei der Europäischen Union, wird natürlich eine Lücke hinterlassen. Sie war ein Ruhepol (...). Und sie war zweifellos eine große Europäerin.“

Andrej Plenkovic, kroatischer Premierminister: „Sie hatte großen Einfluss auf die Entwicklung ihres eigenen Landes, aber auch auf die gesamte Europäische Union. Wir sind gute Freunde. Ich glaube, es gibt bereits ein allgemeines Gefühl des Vermissens.“
Barack Obama, ehemaliger Präsident der USA per Videobotschaft: „So viele Menschen, Mädchen und Jungen, Männer und Frauen, haben ein Vorbild gehabt, zu dem sie in schwierigen Zeiten aufschauen konnten. (...) Über viele Jahre hinweg kann man sich nur auf wenige politische Führer verlassen, die ihre Prinzipien über jede enge Definition von Eigeninteresse stellen.“

Charles Michel, Präsident des Europäischen Rates, direkt an Merkel gerichtet: „Du bist ein Monument. (...) Der Europäische Rat ohne Angela ist wie Rom ohne den Vatikan oder Paris ohne den Eiffelturm. Wir werden deine Weisheit vermissen, besonders in schwierigen Zeiten. (...) Du bist ein Kompass und eine Lichtgestalt unseres europäischen Projekts.“
Gitanas Nauseda, Präsident von Litauen: „In kritischen Momenten war es Angela, die intervenierte und uns half, eine Lösung zu finden. Ich schätze die Tätigkeit von Angela sehr und hoffe und wünsche ihr alles Gute für die Zukunft.“
Kyriakos Mitsotakis, griechischer Premierminister: „Sie war im Rat immer eine Stimme der Vernunft.“
Xavier Bettel, luxemburgischer Premierminister: „Ich muss Ihnen sagen, die meisten Leute wissen das nicht, aber Frau Merkel war so eine Kompromissmaschine. (...) Also ich werde sie vermissen. Europa wird sie vermissen. Und wir als Luxemburger, als Nachbarn, auch. Es ist eine große Person, die uns verlassen wird.“ (dpa)

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