Nach der Berlin-Wahl: Wie Mario Czaja sein Rekord-Ergebnis schaffte
Mario Czaja ließ mit seinem Wahlerfolg alle anderen Direktkandidaten weit hinter sich. Ein Rundgang in Marzahn-Hellersdorf.
Jawohl, na klar kennt sie den Mann. „Bei diesem Politiker hat man echt das Gefühl, der ist ehrlich, hört interessiert zu, setzt sich für die Leute ein. Der ist für sie da“, sagt Buchhändlerin Ute Kohlhoff in ihrem Laden an der Fritz-Reuter-Straße in Mahlsdorf. „Und zu Weihnachten, da liest er beim Bürgerfest hier im Geschäft alljährlich für die Kinder vor.“
Ute Kohlhoff findet jede Menge lobende Worte für den erfolgreichsten Direktkandidaten der Abgeordnetenhauswahl, Mario Czaja. Spektakuläre 47,4 Prozent aller Erststimmen bekam der 41-jährige CDU-Spitzenkandidat im Wahlkreis 5, zu dem die Ortsteile Mahlsdorf und Kaulsdorf-Süd von Marzahn-Hellersdorf gehören. Damit ließ Czaja die Ergebnisse aller anderen gewählten Direktkandidaten weit hinter sich. Und das, obwohl er als Gesundheits- und Sozialsenator wegen des Lageso-Chaos 2015/16 heftig in der Kritik stand.
Was ist sein Erfolgsrezept? Man muss nur vom Bahnsteig am S-Bahnhof Mahlsdorf die Treppen zur Hönower Straße hintergehen, um eine erste Antwort zu finden. Da hängen am Montag noch an vielen Laternenpfählen seine speziellen Plakate. Ausschließlich Kiezthemen greifen sie frontal auf. „Damit unsere Tram alle 10 Minuten zum Bahnhof fährt. Mario Czaja“, heißt ein Slogan. Oder: „Damit unsere Oberschule wirklich zügig gebaut wird.“ Und spricht man in Mahlsdorf oder Kaulsdorf-Süd Passanten auf den CDU- Mann an, so kennt ihn nahezu jeder Zweite – und äußert sich anerkennend.
Die CDU stürzt ab - Czaja holt einen Mega-Erfolg
Er selbst gibt sich eher bescheiden. „Das ist ein Erfolg unserer jahrelangen konsequent bürgernahen, kiezorientierten Arbeit“, sagt er. Aber das gelte nicht nur für seinen Wahlkreis, sondern für ganz Marzahn-Hellersdorf, wo sich die CDU ja stabil gehalten habe. Quelle seines unermüdlichen Einsatzes ist gewiss auch die Familie. „Die Czajas gehören doch zu den Ureinwohnern von Mahlsdorf“, sagt eine ältere Frau, die vor seinem „Bürgerbüro“ in der Nähe des S-Bahnhofs steht und gerade die Termine der nächsten Sprechstunden studiert. Mario Czaja ist in Mahlsdorf aufgewachsen, wohnt bis heute mit Familie in der Nähe. „Für Kaulsdorf und Mahlsdorf schlägt mein Herz ganz besonders“, schreibt der Diplom-Betriebswirt auf seiner Website.
Vielleicht zeigt Czajas Mega-Erfolg ja auch, dass die Flüchtlingspolitik der Kanzlerin längst nicht die einzige Erklärung für den ansonsten fast berlinweiten Absturz der CDU ist. Nah und pragmatisch an Bürgerthemen dran sein, und das nicht nur vor Wahlen, dies haben die Wähler hier offenbar honoriert und anderswo vermisst.
Mahlsdorf und Kaulsdorf-Süd sind geprägt von Ein-Familienhaus-Siedlungen. Wer Kaulsdorf-Süd über Google Earth heranzoomt, sieht ein riesiges Netz kleiner Karrées, in deren Mitte jeweils ein Dachfirst aufragt, drumherum Gartengrün. Schmal sind die Straßen, fast dörflich. Astern stehen in voller Blüte, Schaukeln quietschen, Kindergeschrei.
Der Kontrast könnte nicht größer sein zu den nahen Hellersdorfer Plattenbausiedlungen. In den vergangenen Jahren sind außergewöhnlich viele junge Familien nach Kaulsdorf gezogen, ein mittelständisches Klientel, das auch die SPD stark umwirbt. Aber hier zeigt Czajas Präsenz nachhaltig Wirkung.
Was er für dne Bezirk getan hat
Wofür hat er sich schon erfolgreich eingesetzt und dafür eng mit dem Bezirk zusammengearbeitet? Zum Beispiel mit einer „Kita-Offensive“ für den Bau neuer Tagesstätten, Mit einer Unterschriftenaktion und anderen Initiativen für den inzwischen begonnen Bau einer Oberschule in Kaulsdorf/Mahlsdorf sowie für die Sanierung maroder Grundschulen. Doch besonders viel Sympathien hat ihm in den neuen Villenvierteln vermutlich sein vehementer Kampf gegen das 2006 in Kraft getretene Straßenausbaubeitragsgesetz gebracht.
Anlieger mussten sich danach am Ausbau ihrer Straße finanziell beteiligen. 2012 wurde das Gesetz abgeschafft.
Mario Czaja organisierte für seine Ziele Bürgerversammlungen – und ging im Wahlkampf noch persönlicher auf die Leute zu. Er lud 50 Mal rund 100 Anwohner eines Kiezes zu lokalpolitischen „Grillgesprächen“ an irgendeiner Straßenecke ein. Da hat er dann allerdings als Senator auch zur Flüchtlingspolitik Position bezogen und gesagt, dass unter Merkel doch schon etliche Kurskorrekturen wirkungsvoll vollzogen worden seien. Das dringe nur zu den Menschen nicht durch, sagt er. „Wegen der ständigen CSU-Attacken“.