AfD: Wie Konrad Adam an die Türken-Bezwinger von 1571 erinnert
AfD-Sprecher Konrad Adam hat in der "FAS" einen launigen Artikel über die Seeschlacht von Lepanto 1571 geschrieben. Will er damit spielerisch die Geschichte instrumentalisieren? Für eine Konfrontation mit dem Islam? Auch andere Abendland-Bewegte suchen sich inzwischen historische Vorbilder.
Die Berufung auf historische Schlachten kann Gefühle mobilisieren, die politisch ausgenutzt werden können. Normalerweise funktioniert das nur dann gut, wenn das Publikum die Geschichte kennt. Aber warum nicht einmal probieren? Konrad Adam, neben Bernd Lucke und Frauke Petry Sprecher der "Alternative für Deutschland" (AfD), hat das getan. In der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" (FAS) schildert er unter der Überschrift "Wie die Christen schon einmal die Türken schlugen" im Plauderton eine Begebenheit.
Es war vor vielen Jahren, als er in Rom bei einem Marchese in dessen Palazzo eingeladen war. Der Marchese besaß eine alte Fahne, die er seinem Besucher beiläufig zeigte. Es war die Fahne von Don Juan de Austria, Befehlshaber der christlichen Seestreitmacht, die 1571 die türkische Flotte besiegte - an der Festung Lepanto, die den Zugang zum Golf von Patras bewacht. In dieser Schlacht verloren die Türken 180 Schiffe, die christliche Liga nur zwölf.
Konrad Adams Text kommt zunächst ganz harmlos als Schnurre daher. Er beschreibt, was für tolle Leute er in Rom kennt. Erst nach und nach entfaltet die Geschichte die Absicht. Das wichtigste kommt zum Schluss: Die christliche Liga "befreite an die 12.000 christlichen Galeerensklaven, die für die Türken hatten rudern müssen".
Warum erzählt Konrad Adam das alles? Der Besuch beim Marchese ist, wie er schreibt, einige Jahre her, für die Schlacht selber liegt kein Jahrestag an, es gibt keinerlei aktuellen Grund, darüber zu schreiben.
Wenn nicht "Pegida" wäre, die "Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes". Will er Ihnen die Geschichte liefern, die sie brauchen? Eine weitere Frage stellt sich. Was ist das journalistische Interesse der FAS an dieser Geschichte? Oder ist es ein politisches?
"Pegida" sucht sich bereits eine andere Schlacht aus
Und noch eine andere Schlacht wird von den Abendland-Bewegten derzeit aus der historischen Versenkung geholt: Der Kampf der Spartaner gegen eine persische Übermacht am Thermopylen-Pass im Jahr 480 v.Chr. Vor allem konservative Historiker haben stets gern betont, dass die Griechen die westliche Welt damals angeblich vor einem orientalischen Despotismus bewahrt haben.
Popularisiert wurde der Stoff zuletzt durch Zack Snyders Krawall-Film „300“ aus dem Jahr 2007. Aus diesem Streifen stammt auch der Spartaner-Schlachtruf „Ahu“ – der sich bei rechten Hooligans inzwischen einiger Beliebtheit erfreuen soll. Zu hören war der Ruf Medienberichten zufolge auch bei Demos von „Pegida“ und ihren inoffiziellen Ablegern in anderen Städten.