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Nur Mann und Frau können heiraten, meint Beatrix von Storch, Europaabgeordnete der AfD.
© p-a

Feminismus: Die Escort-Begleiterinnen der AfD

Mit der AfD kehrt der Anti-Feminismus zurück auf das politische Parkett. Und das in einer Zeit, in der sich Frauen so uneins sind wie selten. Ein Kommentar.

In diesen Wochen erregt eine Aktion im sozialen Netzwerk „Tumblr“ unter amerikanischen Feministinnen einige Aufmerksamkeit. Unter dem Stichwort „Women against Feminism“ zeigen sich Frauen auf Selbstporträts mit Schildern, auf denen sie in wenigen Sätzen begründen, warum sie den Feminismus „nicht brauchen“. Die Begründungen reichen von „weil Männer nicht das Böse sind“ bis zu Kritik am Rigorismus mancher prominenten Feministinnen. Diese fühlen sich angegriffen und schießen zurück, mit scharfer Munition. Nina Burleigh etwa schreibt in ihrem Blog auf den Seiten des „New York Observer“, die Aktion sei „eine Handpuppe“ einer „pädophilen und misogynen Männerrechte-Truppe“. Die Frauen, die sich dort zeigten, sähen alle aus wie Escort-Begleiterinnen.

Die "Junge Alternative", Quasi-Jugendorganisation der AfD, übernahm die Anti-Feminismus-Kampagne

Es hat schon interessantere Impulse für Debatten über den Feminismus aus den USA gegeben. Tatsächlich kamen viele Denkanstöße zuletzt aus Amerika. Mit der eher flachen Tumblr-Aktion ist ihnen gemein, dass eingefleischte Feministinnen in den USA, aber auch hierzulande, vieles davon nicht gern hörten. In ihrem Buch „Lean In“ forderte im vergangenen Jahr etwa die Facebook-Managerin Sheryl Sandberg junge Frauen auf, selbst stärker zu Gestalterinnen der eigenen Karriere zu werden. Nicht „das System“ oder eine ominöse „gläserne Decke“ seien der Grund dafür, dass es immer noch weniger Frauen als Männer in Spitzenpositionen gebe. Sondern das mehr oder wenige bewusste mangelnde Engagement der Frauen, die einen familienbedingten Karriereknick von vornherein antizipieren würden. 2012 veröffentlichte Anne-Marie Slaughter, die bis 2011 politische Chefstrategin im US-Außenministerium gewesen war, ein Essay mit dem Titel: „Warum Frauen nicht alles haben können“. Slaughter hatte, wie sie schrieb, aus familiären Gründen ihren Dienst in Washington quittiert und war an ihre Universität zurückgekehrt. Der Text löste eine enorme Debatte aus, die auch in Deutschland ihr Echo fand. Die Tiefe der Debatte etwa um Slaughter wird „Women against Feminism“ wohl nicht erreichen.

Dennoch ist die derzeitige Debatte in den USA interessant, denn es gibt Verbindungen nach Deutschland. Die Urheber der Aktion „Women against Feminism“ bleiben im Dunkeln, gestartet und verbreitet wurde das Schlagwort aber offenbar schon im Juli 2013, auch wenn jetzt erst darüber berichtet wird. Früher bemerkt als die amerikanischen Feuilletons hatte es offenbar die „Junge Alternative“, eine AfD-nahe Jugendorganisation. Im März 2014, während des Europawahlkampfes, veröffentlichte auch sie auf Facebook eine Reihe von Fotos, in denen sich zumeist junge Frauen mit Slogans gegen den Feminismus zeigten. Auf den Schildern stand zum Beispiel: „Ich bin keine Feministin, weil ich meine Ziele durch Leistungen erreichen werde und nicht durch eine Quote.“ „Emma“ empörte sich. Die „Junge Alternative“ freute sich.

Frauen sind sich heute uneins über die Ziele von Frauenpolitik

Wie ernst zu nehmen virale Kampagnen tatsächlich sind, inwieweit sie gesellschaftliche Stimmungen spiegeln oder gesteuert sind, ist schwer zu sagen. Auch der Antifeminismus der AfD und der „Jungen Alternative“ ist bislang schwer zu bewerten. Die „Junge Alternative“ steht für die kindische Seite des Antifeminismus. Sie postet gern Bilder von nackten Hintern und fühlt sich als Provokateur. Prominente AfD-Mitglieder wie Beatrix von Storch allerdings vertreten Positionen, von denen man gehofft hatte, sie seien politisch tot: Von Storch ist Abtreibungsgegnerin, Frauke Petry fordert die Drei-Kind-Familie. Im Europawahlprogramm hieß es: "Die AfD lehnt ein 'Gender Mainstreaming', das auf eine Aufhebung der Geschlechteridentitäten zielt, ab." Auf Wahlkampfseiten war auch zu lesen: "Gender-Wahn stoppen".

„Genderwahn“. Vermutlich war dieses Thema für die meisten Wähler nicht entscheidend. Liest man die Programmpunkte der AfD aber als Verweis auf all die kleinen und großen Unzufriedenheiten derer, die sich bei den übrigen Parteien nicht mehr wiederfinden, lässt sich der Antifeminismus der AfD auch nicht mehr als Sektiererei abtun.

Dem gegenüber steht leider – und vor allem darauf verweist die Debatte in Amerika – ein Feminismus, der seinen Zusammenhalt verloren hat. Nachdenkliche Stimmen dominieren hier wie drüben. Die Emanzipation ist irgendwie geschafft, aber irgendwie auch nicht richtig. Der größte Leidensdruck aber, der die Bewegung stets geeint hat, ist weg. Sollte die AfD an Stärke gewinnen und antifeministische Positionen wieder in das Zentrum politischer Debatten tragen, müssen die Frauen in Deutschland wieder stärker zusammenstehen, als sie es in den letzten Jahren getan haben.

In einer früheren Fassung dieses Textes hieß es, dass Wort "Genderwahn" finde sich auch in den politischen Leitlinien der Partei. Das trifft nicht zu.

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