Waffenkauf im Darknet: Wie kommt ein 18-Jähriger an eine Waffe?
Der Attentäter von München, David S., hat seine Waffe im Darknet gekauft. Es gilt als gesetzesfreier Raum im Tiefwasser des Internets. Ist das so einfach?
Auf den Videos der Tat in München sieht man den Täter vor McDonalds mit der Handwaffe feuern, mit der er sich später erschoss. Eine Glock 17, wie sich später herausstellte, eine österreichische Waffe, die auch die Amokläufer Robert Steinhäuser und Anders Breivik nutzten und die als beliebteste Behördenpistole der Welt gilt.
Laut LKA hat sich David S. die Waffe im Internet gekauft. Eine unscharf gemachte Theaterwaffe mit slowakischem Prüfzeichen und abgekratzter Seriennummer. Ob David S. sie selbst instand setzte ist unklar. So oder so: Wie kommt ein 18-jähriger Schüler im Internet an eine scharfe oder reaktivierbare Pistole?
Darknet ist viel mehr als nur Untergrundnetzwerk
Die Ermittler verwiesen auf einen Chatverlauf im Darknet, einem ungeordneten Teil des Internets, der nicht über herkömmliche Browser angesteuert werden kann. Der Attentäter soll sich hier die Waffe beschafft haben. In Berichten liest man von Drogen-, Waffen- und Kinderpornohandel, von einem geheimbündlerischen Untergrundnetzwerk.
Dabei ist das Darknet weder geheim noch durchgehend kriminell. Im „normalen“ Internet finden sich Anleitungen für den Zugang, es gibt dort Facebook und Wikipedia, vor allem aber ist es wichtig für Journalisten, Whistleblower oder Oppositionelle. Der Tor-Browser, über den man auf das Darknet zugreifen kann, gilt als effektiv zur Verschleierung der Nutzeridentität und zum Schutz der Privatsphäre.
Das Darknet ist wiederum nur ein kleiner Teil innerhalb des Tor-Netzwerks. Laut Tor-Entwicklern gehen 96,4 Prozent der Verbindungen des Tor-Netzwerks auf ganz normale Seiten, die den Browser zum Schutz ihrer Identität nutzen. Nur 3,6 Prozent des Datenverkehrs verteile sich auf sogenannte Hidden Services, also das Darknet.
Darknet-Waffenhändler im Januar 2015 aufgeflogen
Der Anteil krimineller Seiten ist kaum zu beziffern. In einer Studie des Institute for Strategic Studies scannten Forscher das Netzwerk nach bestimmten Wortkombinationen, die einen Rückschluss auf den Inhalt der Seite erlauben. Von den rund 200000 gefundenen Seiten klassifizierten die Wissenschaftler 423 als mögliche Drogenhandelsplätze, 327 als Finanzdienstleister, 140 als extremistische Seiten verschiedener politischer Ausrichtungen. Auf 42 Seiten wurden Anzeichen für Waffenverkauf gefunden. Das sind Ergebnisse unterhalb des Promillebereichs, aber dennoch gibt es sie.
Auf einer der Handelsplattformen wird sich David S. wohl die Waffe gekauft haben. Ein Einblick, wie einfach das ist, gibt der Fall Christoph K., der im Januar 2015, damals 25 Jahre alt, auf dem Campus der Schweinfurter Fachhochschule festgenommen wurde. Der Vorwurf: Verstoß gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz. Er soll mehrere Jahre lang Waffen über das Darknet verkauft haben. Vor Gericht erklärte er sein Vorgehen. Er kaufte rückgebaute Pistolen für rund 250 Euro aus der Slowakei. Auf YouTube fand er Anleitungen zur Reaktivierung der Waffen, „keine zwei Stunden“ habe es gedauert, bis die Waffe wieder scharf war. Für rund 1500 Euro verkaufte er sie im Darknet weiter. Der Versand zwischen Käufer, Mittelsmann und Kunde lief ganz problemlos - mit der Post.
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