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Der kanadische Premierminister Justin Trudeau sprach auf der Münchner Sicherheitskonferenz.
© Thomas KIENZLE / AFP

Im Einsatz für mehr Vielfalt: Wie Justin Trudeau auf der Sicherheitskonferenz beeindruckt

Für einen Moment war auf der Münchner Sicherheitskonferenz die Welt eine andere. Das lag an Kanadas Premier und einem Plädoyer, wie man es nicht oft hört.

Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen - so spröde, wie Helmut Schmidt die Welt sah, ist sie heute nicht mehr. Visionen sind geradezu erwünscht, in einer Zeit, die von Unrast und Düsternis geprägt ist. Da fallen nur schon die bunten Strümpfe des Justin Trudeau auf, mehr noch aber seine Vorstellungen von der Welt von morgen.

Der kanadische Premierminister hat sich auf der Münchner Sicherheitskonferenz in einer Weise für Vielfalt eingesetzt, dass es seine Art hatte. Auf einem Panel mit Norwegens Erna Solberg und Österreichs Sebastian Kurz pries er die Vorzüge nicht nur unterschiedlicher Sichtweisen, sondern forderte dazu auf, diese gleichsam zu suchen. Das mache Entscheidungen für eine Gesellschaft breiter, besser.

Trudeau band das, Kanadas Selbstverständnis entsprechend, an Migration. Die mit voller Kraft bei der Integration zu unterstützen, die gekommen seien, zahle sich in späteren Jahren tausendfach aus.

Diversität als Schlüsselwort für Weltzugewandtheit, Modernität und gesellschaftliche Entwicklung: Trudeau sah gerade in der Verbindung die größte Chance. Gender, Hautfarbe, jung, alt, akademisch gebildet oder handwerklich, je unterschiedlicher, desto mehr Erfahrungen könnten eingebracht werden. Und genutzt.

Ungewöhnliche Worte

Ein Plädoyer, wie man es nicht oft hört, erst recht nicht von gleichsam staatlicher Seite. Worte, die nur ungewöhnlich auf einer Konferenz klingen, die sich der Sicherheit widmet. Und doch, wie einzelne Experten im Publikum anerkennend verzeichneten, zu den Bedingungen für eben diese Sicherheit gehören können.

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Das erinnerte an Trudeaus Aufruf im eigenen Land, sich mit dem Feminismus auseinander zu setzen. Dass das Kabinett des 48-Jährigen, der jugendlich wirkt, divers und paritätisch mit Frauen und Männern besetzt ist. Auch daran, dass er sich in der Opposition bereits mit Konzepten zu Jugendpolitik, Multikulturalismus und Einwanderung befasste.

Oder dass er sich als Premier 2017 schon für die jahrzehntelange berufliche und soziale Diskriminierung von Lesben, Schwulen, Bi- und Transsexuellen durch den Staat entschuldigt hat.

Und wo doch in München auf der Sicherheitskonferenz über Krieg gesprochen und über Frieden mindestens am Rande verhandelt wird: Kanada hat aus dem Bürgerkriegsstaat Syrien besonders alleinstehende Frauen, Familien oder Menschen, die wegen ihrer politischen Überzeugung oder sexuellen Identität verfolgt wurden, aufgenommen. Die zumindest sind in Sicherheit.

Einen Moment war darum in diesem Plenum die Welt anders. Da war die Vision, dass sie sich, wenn sie das Bunte, die Vielfalt lebt, selbst heilen könnte.

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