Masken für Italien, Schutzschilde für Spanien: Wie die Nato in der Coronakrise Hilfsgüter-Transporte organisiert
Italien und Spanien haben über die Nato Schutzkleidung angefordert und bekommen. Doch die Corona-Pandemie stellt auch das Bündnis vor Probleme.
Es ging um Beistand in einem Krisenfall, also baten Italien und Spanien angesichts der Ausbreitung des Coronavirus die Nato um Hilfe. Beide Staaten schickten eine Liste mit dringend benötigter medizinischer Ausrüstung. Prompt lieferte Tschechien jeweils 10.000 Schutzanzüge.
Aus der Türkei machte sich ein Frachtflugzeug, das mit Masken, Schutzausrüstung und Desinfektionsmitteln beladen war, auf den Weg nach Spanien und Italien. Eine auf 3D-Druck spezialisierte Firma in Lettland bot über das Verteidigungsministerium in Riga an, medizinische Schutzschilde nach Spanien zu liefern – die Regierung in Madrid hatte bei der Nato 5000 Stück angefragt.
Die Niederlande wiederum wollen Schutzausrüstung aus China nach Montenegro fliegen und kommen damit einer Bitte des Nato-Verbündeten nach. Von der Öffentlichkeit weitgehend unbeachtet koordiniert die Nato seit mehr als einer Woche Hilfen für vom Coronavirus betroffene Länder, während es innerhalb der EU noch diverse Unstimmigkeiten gibt.
Die Anfragen und auch die Angebote von hilfswilligen Staaten laufen im Nato-Koordinationszentrum für Katastrophenschutz zusammen. Neben Italien, Spanien und Montenegro haben bisher Albanien sowie das gerade erst dem Bündnis beigetretene Nordmazedonien um Unterstützung gebeten, weitere Anfragen kamen aus den Partnerstaaten Ukraine und Moldau.
Bei der Nato wird auch auf den deutschen Beitrag verwiesen. Die Bundeswehr hatte insgesamt mehr als 100 schwer an Covid-19 erkrankte Patienten aus Italien und Frankreich in „MedEvac“-Spezialmaschinen zur Behandlung nach Deutschland geflogen. Ein solches Angebot hat Deutschland auch Spanien unterbreitet.
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Das Bündnis will nun die Unterstützung besser koordinieren und besonders beim Lufttransport von Hilfsgütern noch mehr tun. „Die Nato wurde geschaffen, um mit Krisen umzugehen, deshalb können wir helfen“, sagte Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg nach einer Videokonferenz der Außenminister des Bündnisses. Noch im April wollen außerdem die Nato-Verteidigungsminister über die mittel- und langfristigen Auswirkungen der Coronakrise auf die Belastbarkeit des Bündnisses und auf die geopolitische Situation beraten.
Denn das Coronavirus wird auch für die Nato selbst zur Herausforderung. Im Irak wurde die Ausbildung von Sicherheitskräften vorerst gestoppt, die dort stationierten Bundeswehrsoldaten verließen das Land. Die Terrormiliz „Islamischer Staat“ nutze die Ausbreitung des Virus, um ihre Position in der Region wieder zu stärken, sagte Außenminister Heiko Maas am Donnerstag.
Maas fordert Gegenmaßnahmen im Kampf gegen Desinformation
Aus dem von den Deutschen geführten Nato-Bataillon in Litauen wurden bereits mehr als 20 Infektionen mit dem Coronavirus gemeldet. Das US-geführte Manöver „Defender 2020“ ist wegen der Pandemie ganz abgesagt worden.
„Die Fähigkeit der Nato, Operationen durchzuführen, wurde nicht unterminiert“, sagte Stoltenberg. Aus einer Gesundheitskrise dürfe allerdings keine Sicherheitskrise werden, die Nato werde weiter „glaubwürdige Abschreckung“ zeigen. Zugleich verwies der Nato-Generalsekretär auf ein Manöver im Westen Russlands sowie auf die Präsenz russischer Marineschiffe in der Nordsee.
Mit Blick auf die Corona-Krise sieht das Bündnis auch Desinformation aus Russland und China mit Sorge. Es gebe einige, die versuchten, „diese Lage propagandistisch auszunutzen“, sagte Maas. Im Fall von Desinformation mit staatlichem Hintergrund forderte der deutsche Außenminister sowohl von der EU als auch von der Nato „Gegenmaßnahmen“, die auf Fakten basierten. Die EU hatte Russland in der Coronakrise eine Desinformationskampagne vorgeworfen, mit der „Verwirrung, Panik und Angst“ geschürt werden sollten.