Chronologie der historischen Bilder: Wie der Mob sich den Weg durchs Kapitol bahnte
Die Erstürmung ins Herz der US-Demokratie vollzog sich in Szenen wie aus einem schlechten Film. Diese Bilder werden in schmerzlicher Erinnerung bleiben.
Die Erstürmung des Kapitols durch einen demokratiefeindlichen Mob nimmt seinen Anfang mit einer Rede des Noch-Präsidenten Donald Trump. Er ist es, der die Menge zum Marsch auf den Parlamentssitz anstachelt.
„Wir werden nicht aufgeben, wir werden eine Niederlage nicht einräumen. Das wird nicht passieren. Man gibt nicht auf, wenn etwas gestohlen wurde“, sagt er.
„Ich weiß, dass jeder hier bald zum Kapitol marschieren wird, um seine Stimme friedlich und patriotisch zu erheben“, fordert Trump. Und fügt hinzu: „Dein Land bekommst du nicht mit Schwäche zurück, du musst stark sein.“
Dann lässt der Mob den Worten Taten folgen. Eine große Gruppe von Pro-Trump-Demonstranten durchbricht Barrikaden und in das Kapitol ein. Scheiben klirren, die Vandalen sind ins Herz der amerikanischen Demokratie eingedrungen.
Es ist das erste Mal seit 1812, dass der Zugang zum Kapitol durchbrochen wird. Während des damaligen Kriegs mit den Briten stürmten diese das Gebäude und setzen es in Brand. Im Januar 2021 soll der Kongress eigentlich den Wahlsieg von Joe Biden als neuem US-Präsidenten bestätigen. Doch als kurz nach dem Beginn der Debatte die Protestierenden in das Parlamentsgebäude eindringen, wird die Sitzung unterbrochen.
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Im Parlamentsgebäude werden Waffen gezogen – der Mob steht sich mit den Sicherheitskräften in gruseligen Szenen gegenüber, die an Szenen aus einem Wild-West-Film erinnern. Der Senatssaal ist nicht länger sicher. Ein Polizeibeamter drängt die Abgeordneten, sich besser unter ihre Stühle zu ducken. Sicherheitsbeamte fordern die Senatoren schließlich auf, den Saal zu verlassen. Senatoren fliehen mit bewaffneten Eskorten durch die Tunnel des Kapitols.
Abgeordnete sowie ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schnappen sich Kisten mit den Stimmen der Wahlmänner. Ihr Ziel: die Vandalen sollen die Wahl nicht im wahrsten Sinne des Wortes stehlen können. Der demokratische Senator Jeff Merkley aus Oregon sagt der „New York Times“: “Wenn unsere fähigen Mitarbeiter sie nicht gegriffen hätten, wären sie vom Mob verbrannt worden.“
Später fallen die ersten Schüsse. Im Parlamentsgebäude wird eine Frau angeschossen, später stirbt sie im Krankenhaus. Es sterben drei weitere Menschen im Zusammenhang mit den Unruhen. 52 Menschen werden festgenommen.
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Die Präsidentin des Repräsentantenhauses, die Demokratin Nancy Pelosi, muss in Sicherheit gebracht werden - Trump-Fans dringen bis in ihr Büro vor. Pelosi wird aus dem Gebäude gebracht.
Der Mob hinterlässt Pelosi eine Nachricht. "Wir werden nicht zurückweichen", schmieren sie auf einen Arbeitsordner.
Die Nationalgarde rückt mit 500 Mann aus, der Bundesstaat Virginia schickt weitere 200 Landespolizisten in die benachbarte Hauptstadt.
Es werden zwei Rohrbomben gefunden und entschärft. Eine davon in der Nähe des Kapitols. Anschließend wird eine Ausgangssperre bis zum nächsten Morgen um 6.00 Uhr verhängt.
Trump wendet sich in einem Video auf Twitter an die Demonstranten: "Sie müssen jetzt nach Hause gehen. Wir brauchen Frieden." Aber: Er wiederholt die Lüge über die Wahlfälschung. Der Kurzbotschaftendienst sperrt sein Konto für zwölf Stunden, vielleicht sogar dauerhaft. Auch Facebook sperrte die Seite des Präsidenten für zunächst 24 Stunden.
In der Nacht nimmt der Senat dann seine Arbeit wieder auf. Vize-Präsident Mike Pence, der lange an der Seite Trumps stand, bekennt: „Heute war ein dunkler Tag in der Geschichte des Capitol.“
Schließlich stimmen der Senat und das Repräsentantenhaus gegen eine Aberkennung des Wahlsiegs von Joe Biden. Trump will zwar sich seinerseits zwar offiziell nicht weiter gegen die Machtübergabe an den Nachfolger sperren. Die Amtsgeschäfte würden am 20. Januar geordnet übertragen, betont Trump. Aber er bekräftigt: Mit dem Ausgang der Wahl ist er nicht einverstanden.