Atomabkommen mit dem Iran: Wie China profitiert
China hat beim Abschluss des Atomabkommens eine wichtige Rolle gespielt. Mit dem Ende der Sanktionen kann das energiehungrige Land die Öl-Importe aus dem Iran erhöhen.
Nicht viele Chinesen haben das iranische Atomprogramm als Bedrohung angesehen. Genau genommen nur acht Prozent, wie eine aktuelle Umfrage des Pew-Institutes ergab, das ist unter den befragten 40 Ländern der niedrigste Wert (USA 62 Prozent, Israel 53 Prozent, Deutschland 39 Prozent). Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen hat sich das ständige UN-Sicherheitsratsmitglied China nach eigener Auskunft bei den Verhandlungen in Wien sehr um den Abschluss eines Abkommens mit dem Iran bemüht. Denn das Reich der Mitte zieht selber Vorteile aus der Aufhebung der Wirtschaftssanktionen gegen den Iran.
„Zu den Profiteuren des historischen Abkommens gehört auch China“, berichtet am Mittwoch die „Volkszeitung“, Sprachrohr der Kommunistischen Partei Chinas. Die Islamische Republik zählt zu Chinas wichtigsten Lieferanten von Rohöl und Eisenerz. Es wird erwartet, dass das energiehungrige Land die Einfuhr von iranischem Rohöl demnächst deutlich erhöhen wird. Bereits 2014 ist das Handelsvolumen zwischen China und dem Iran um 31,5 Prozent auf ein neues Rekordhoch von 51,8 Milliarden Dollar gestiegen. „Der Iran kann auch aufgrund seiner wichtigen geopolitischen Lage bei der Umsetzung von Chinas Seidenstraßen-Initiativen eine zentrale Rolle spielen“, schreibt die „Volkszeitung“. China startet gegenwärtig riesige Infrastrukturprojekte, um die wirtschaftlichen Verbindungen zwischen Europa und Asien zu intensivieren.
China sieht das Abkommen auch als Vorbild für den Umgang mit Nordkoreas Atomprogramm. „Weil es schwierig ist, wenn kleine und mittelgroße Länder ihre nuklearen Programme nach eigenem Willen kontrollieren, wäre es in ihrem nationalen Interesse ratsam, wenn sie das gesamte Bild im Blick hätten“, schreibt die staatliche Zeitung „Global Times“. China hat sich in der Vergangenheit mitunter gegen Nordkorea-Sanktionen gewehrt und stattdessen für Verhandlungen plädiert. Nun gehe eine „Botschaft der Hoffnung“ von dem Abkommen aus, schreibt die „Volkszeitung: „Es hat sich gezeigt, dass Verhandlungen der einzig richtige und effektive Weg sind, um das iranische Atomproblem zu lösen.“ Hingegen seien Drohungen „gewisser Länder“, Gewalt anzuwenden und einseitige Sanktionen zu verhängen, „nicht zu akzeptieren“. Das gilt aus chinesischer Sicht offenbar auch für Nordkorea.
Benedikt Voigt