Werbung: Werbeverbot für Tabak rückt näher
Zwei Drittel der Deutschen wollen keine Zigarettenplakate mehr sehen. Die Drogenbeauftragte freut sich über „Rückenwind“.
Der Ruf nach einem vollständigen Werbeverbot für Tabak in Deutschland wird lauter. Nach einer Forsa-Umfrage sprechen sich mehr als zwei Drittel der Bundesbürger dafür aus, Tabakwerbung komplett zu verbieten. Nur 27 Prozent sind dagegen.
Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler, wertete das Umfrageergebnis als Bestätigung für ihren Kurs. „Die meisten Bürgerinnen und Bürger wollen keine Tabakaußenwerbung mehr sehen – das ist erfreulich und gibt Rückenwind“, sagte die CSU-Politikerin dem Tagesspiegel. In der vorigen Wahlperiode war ein Gesetz zum Verbot von Tabakaußenwerbung am Widerstand von CDU und CSU gescheitert.
Doch nun mehren sich auch in der Unionsfraktion die Forderungen nach einem Tabakwerbeverbot. Fachpolitiker sind sich einig, dass es zumindest zu stärkeren Beschränkungen kommen muss. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zeigte am Montag erneut Sympathie für eine Einschränkung der Tabakwerbung. „Rauchen ist eine der Hauptursachen für Krebs“, sagte er dieser Zeitung. „Das kann mir als Gesundheitsminister nicht egal sein.“ Zuvor hatte Spahn bereits bereits angekündigt, sich für ein weitreichendes Werbeverbot für Zigaretten einzusetzen.
Raucherquote stark gesunken
Laut Drogenbericht der Bundesregierung gab die Tabakwirtschaft in Deutschland im Jahr 2016 mehr als 87 Millionen Euro für Tabakaußenwerbung aus. Mit Promotion und Sponsoring summierten sich die Werbeausgaben auf knapp 212 Millionen Euro. Experten beziffern die Zahl der Tabaktoten pro Jahr auf 121000 und die der volkswirtschaftlichen Folgekosten auf 100 Milliarden Euro. Dabei ist die Raucherquote von Erwachsenen seit 2003 um 30 Prozent gesunken, der Anteil rauchender Jugendlicher hat sich um zwei Drittel verringert.
Außer in Deutschland ist Plakatwerbung für Tabakprodukte EU-weit nur noch in Bulgarien erlaubt. Alle anderen Mitgliedstaaten richten sich nach der Tabakrahmenkonvention der WHO, die ein komplettes Werbeverbot vorsieht. Die SPD macht den Koalitionspartner dafür verantwortlich, dass Tabakwerbung in Deutschland immer noch erlaubt ist. Der SPD-Fraktionsvize und Gesundheitsexperte Karl Lauterbach appellierte an Gesundheitsminister Spahn, „einen Gesetzesentwurf für ein komplettes Tabakverbot vorzulegen und auch in den eigenen Reihen durchzusetzen“. Es gehe darum, kommende Generationen vor der Sucht und ihren tödlichen Folgen zu bewahren. Auch die Grünen drängen auf ein Werbeverbot. Sie hoffe, dass die Umfrage neuen Druck bringe, sagte Fraktionsvize Katja Dörner. Die Union müsse „aufhören, sich wegzuducken, und der einflussreichen Tabaklobby endlich die rote Karte zeigen“.
Die Drogenbeauftragte Mortler wies auf die Gefahren des Rauchens hin. Rauchen sei „das mit Abstand größte vermeidbare Gesundheitsrisiko“, sagte sie. „Wer raucht, lebt durchschnittlich zehn Jahre weniger. Dazu kommen 121000 Tote jedes Jahr und knapp 100 Milliarden Euro volkswirtschaftliche Kosten.“ Und gerade junge Leute würden durch Werbung angesprochen. Diese Fakten hätten mittlerweile die meisten ihrer Kollegen in der Fraktion überzeugt, das Thema zu überdenken. „Dass der Gesundheitsminister mit dabei ist, freut mich als Drogenbeauftragte sehr“, sagte die CSU-Politikerin.
Der Forsa-Umfrage im Auftrag des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft zufolge würde eine Mehrheit von 58 Prozent auch ein Komplettverbot von Alkoholwerbung begrüßen.
- bbbbbb
- Brandenburg neu entdecken
- Charlottenburg-Wilmersdorf
- Content Management Systeme
- Das wird ein ganz heißes Eisen
- Deutscher Filmpreis
- Die schönsten Radtouren in Berlin und Brandenburg
- Diversity
- Friedrichshain-Kreuzberg
- Lichtenberg
- Nachhaltigkeit
- Neukölln
- Pankow
- Reinickendorf
- Schweden
- Spandau
- Steglitz-Zehlendorf
- Tempelhof-Schöneberg
- VERERBEN & STIFTEN 2022
- Zukunft der Mobilität