Alte Kameraden – und vielleicht der Sohn: Wer wird was in Trumps Kabinett?
Nach der Wahl machen die ersten Personalien die Runde. Auch einige bekannte Namen finden sich auf der Liste für die höchsten Regierungsämter.
Zum ersten Mal nach seinem Wahlsieg hat der designierte US-Präsident Donald Trump am Donnerstag sein künftiges Heim besucht, das Weiße Haus. Mit dem scheidenden Amtsinhaber Barack Obama sprach Trump über die Machtübergabe, die bis zum Amtseid des neuen Staatsoberhauptes am 20. Januar abgeschlossen sein soll. Zur Trumps Vorbereitungen gehört die Auswahl von Beratern und Kabinettsmitgliedern – insgesamt sind 4000 Regierungsposten neu zu besetzen. Schon jetzt zeichnet sich ab, worauf es Trump bei engen Mitarbeitern besonders ankommt: Loyalität ist wichtiger als Fachwissen.
Dass er sich vor allem im eigenen Umfeld nach Mitarbeitern umsieht, geschieht nicht ganz freiwillig. Denn nachdem er im Wahlkampf viele Bevölkerungsgruppen und besonders die politische Elite mit schweren Beleidigungen überzogen hat, findet der 70-jährige Politik-Neuling in Washington kaum fähige Frauen und Männer, die Mitglieder seiner Regierung sein wollen.
John Bolton ist im Rennen
Deshalb richtet sich der Blick auf Trumps Gefährten. Newt Gingrich, ehemaliger Chef der Republikaner im Repräsentantenhaus, wird als potenzieller neuer Außenminister genannt. Da der Washingtoner Insider Gingrich vielleicht aber auch als Stabschef im Weißen Haus gebraucht wird, werden für das Amt des Chefdiplomaten auch andere Namen genannt, darunter der von Bob Corker, der den Auswärtigen Ausschuss im Senat leitet und bereits öffentlich sein Interesse an dem Ministerposten bekundet hat. Auch John Bolton, ein als außenpolitischer Hardliner bekannter früherer US-Botschafter bei den Vereinten Nationen unter George W. Bush, ist im Rennen.
Für das Amt des Verteidigungsministers taucht in Berichten von US-Medien unter anderem der Name des Senators Jeff Sessions auf; auch der frühere Senator Jim Talent und Stephen Hadley ein früherer nationaler Sicherheitsberater von Bush, werden genannt. Ein weiterer Kandidat wäre Michael Flynn ein Ex-Offizier und früherer Chef des militärischen Geheimdienstes DIA, der schon jetzt als Trump-Berater arbeitet. Allerdings müsste Trump für Flynn eine Sondergenehmigung des Kongresses einholen, weil Ex-Soldaten nach dem Ausscheiden aus der Armee sieben Jahre lang warten müssen, bis sie einen Regierungsposten übernehmen dürfen. Flynn ist zudem ein aussichtsreicher Kandidat für den Posten des nationalen Sicherheitsberaters im Weißen Haus.
New Yorks Ex-Bürgermeister hofft auf neuen Job
Der prestigeträchtige und einflussreiche Posten des Stabschefs im Weißen Haus ist einer der ersten, die von Trump besetzt werden dürfte. Laut Medienberichten strebt Corey Lewandowsky den Posten mit besonderem Ehrgeiz an. Lewandowsky war Trumps erster Wahlkampfmanager und baute im vergangenen Jahr die ungewöhnliche Kandidatur des Milliardärs auf, bevor er von Trump gefeuert wurde. Auch nach seiner Entlassung blieb Lewandowsky jedoch im Dunstkreis des Populisten.
Favorit für das Amt des Finanzministers ist Steven Mnuchin ein Banker und Filmproduzent, der schon länger zu Trumps Umfeld gehört. Wilbur Ross Investor und Milliardär, hat Chancen auf das Handelsministerium. Auch andere Top-Posten der neuen Regierung dürften an Vertraute des neuen Präsidenten gehen. Der frühere Staatsanwalt und New Yorker Bürgermeister Rudy Guiliani kann sich möglicherweise auf den Posten als neuer Justizminister freuen – wo er eine Schlüsselposition bei der von Trump angedrohten strafrechtlichen Verfolgung von Hillary Clinton spielen würde. Im Wahlkampf war Guiliani eine Art Wadenbeißer für Trump und für seine Ausfälle gegen Clinton bekannt. Trump bedachte ihn bei seiner Siegesrede in der Nacht zum Mittwoch mit lobenden Worten.
Trumps Sohn will Innenminister werden
Von Christ Christie Gouverneur von New Jersey und Chef von Trumps Team zur Vorbereitung der Regierungsübernahme, wird ebenfalls angenommen, dass er vom neuen Präsidenten mit einem hohen Posten als Berater oder als Minister belohnt wird. Laut einer Version könnte Christie neuer Justizminister werden, wenn Guiliani das Amt des für die Terrorabwehr zuständigen Heimatschutzministeriums übernimmt. Der 65-jährige Neurochirurg und frühere Rivale Trumps vom Vorwahlkampf, Ben Carson, ist als Gesundheitsminister im Gespräch. Carson ist einer der wenigen Afro-Amerikaner unter den Bewunderern des neuen Präsidenten. Für den Posten des Innenministers interessiert sich laut Medienberichten unter anderem Trumps Sohn Donald Trump Junior.
Auch in Trumps engerem Beraterstab im Weißen Haus dürfte sich so mancher Getreue wiederfinden. Seine Wahlkampfmanagerin, die Demoskopin Kellyanne Conway, sowie der Wahlkampfchef und Journalist Stephen Bannon sind als Präsidentenberater im Gespräch. Trumps Medienberater Jason Miller und Pressesprecherin Hope Hicks könnten zu Präsidentensprechern aufsteigen.
Priebus könnte Stabschef werden
Von besonderer Bedeutung für die neue Regierung werden die Beziehungen zum Kongress sein: Beide Kammern, Senat und Repräsentantenhaus, werden zwar von Trumps Republikanern beherrscht, doch sorgte die Kandidatur des Außenseiters in den vergangenen Monaten für erhebliche Spannungen zwischen dem Präsidentschaftsbewerber und der Parteiführung. Eine wichtige Rolle könnte Reince Priebus spielen, der Generalsekretär der Republikaner. Priebus kennt sich aus im Washingtoner Polit-Betrieb und ist deshalb ein potenziell wichtiger Verbindungsmann zwischen der Regierung und den Republikanern im Parlament. Priebus gehört deshalb zu den möglichen Kandidaten für den Posten des Stabschefs im Weißen Haus.
Priebus könnte auch für eine andere Aufgabe wichtig werden. Als Vertreter der jüngeren Generation der Republikaner wird er ich zusammen mit Paul Ryan, dem ranghöchsten Vertreter der Partei im Repräsentantenhaus, um die Aufgabe kümmern müssen, was langfristig aus der Partei werden soll.
Trumps Wahlkampf hat die Republikaner tief gespalten und das konservative Fußvolk gegen die gemäßigtere Parteiführung siegen lassen. Den Parteistrategen ist allerdings klar, dass Trumps Wahlsieg, der sich vor allem auf die weiße Mittelschicht stützte, kein tragfähiges Zukunftsmodell ist. Die Republikaner müssen einen Weg finden, Minderheiten wie die Hispanier oder die Afro-Amerikaner anzusprechen, ohne die weißen Nationalisten abzuschrecken.
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