zum Hauptinhalt
Diese Aufnahme aus Aleppo aus dem Jahr 2015 zeigt die Barrikade mit der Flagge der islamistischen Gruppe Ahrar ash-Sham.
© REUTERS

Debatte um Mahnmal in Dresden: Wer baute die Straßensperre von Aleppo?

Eine Bus-Skulptur in Dresden soll ein Zeichen für den Frieden setzen. Vorbild des "Monument" war eine Barrikade in Syrien. Nun gibt es Hinweise, dass militante Salafisten sie errichteten, nicht Zivilisten.

Das Kunstwerk aus drei aufgerichteten Bussen vor Dresdens Frauenkirche ist ein Mahnmal für zivile Opfer militärischer Gewalt. Inspirationsquelle für den Künstler Manaf Halbouni war eine ebensolche Barrikade in Aleppo. Nach Angaben des Kunsthauses Dresden zum Werk handelte es sich dabei um eine Straßensperre, "die Zivilisten während der Kampfhandlungen in der Stadt errichteten, um das Leben von Menschen zu schützen".

Nun sind Hinweise aufgetaucht, dass diese Darstellung womöglich nicht korrekt ist: Es existiert ein Foto der Barrikade in Aleppo, aufgenommen vom Reuters-Fotografen Amar Abdullah unmittelbar nach deren Errichtung im März 2015. Darauf ist als Krönung der Sperre die Flagge einer islamistischen Rebellengruppe zu sehen, der Ahrar ash-Sham. Diese wird vom Verfassungsschutz der Bundesrepublik als "Terroristische Vereinigung" eingestuft. Der Stiftung Wissenschaft und Politik zufolge gehört sie "zum islamistisch-salafistischen Spektrum des Aufstands. Sie wollen das Asad-Regime stürzen und durch einen islamischen Staat ersetzen, der auf dem islamischen Recht der Scharia beruhen soll."

Der Künstler Manaf Halbouni vor seinem Werk an der Frauenkirche in Dresden.
Der Künstler Manaf Halbouni vor seinem Werk an der Frauenkirche in Dresden.
© Reuters

Ein Fotografenkollege von Amar Abdullah, der Syrer Karam Almasri, war während der Errichtung der Barrikaden anwesend. Er bestätigt: "Ja, die Busse wurden von Ahrar ash-Sham aufgestellt." Seinen Beobachtungen zufolge hätten die Rebellenkämpfer "Seile, Winden und eine Menge Männer benutzt, um die Busse aufzurichten und den Scharfschützen des Regimes die Sicht zu versperren." Allerdings „haben die Ahrar ash-Sham die Fahrzeuge aufgestellt zum Schutz für Zivilisten, nicht zu ihrem eigenen Schutz“. Die Behauptungen gewisser deutscher Ideologen wie der Ein-Prozent-Bewegung, nach der die Barrikade eine "strategische Sperre" der Terrormiliz sei, sind laut dem Augenzeugen Almasri nichts als "obskure Märchen".

Tatsächlich zeigen seine Aufnahmen ebenso wie die von Amar Abdullah einen noch völlig intakten Straßenzug, in dem Anfang 2015 offensichtlich noch keine schweren Kämpfe zwischen Regierungstruppen und Rebellen in Syrien stattfanden. Es ist zumindest ein Indiz dafür, dass die Sperre wirklich als Schutz für Zivilisten vor einzelnen Scharfschützen in den umgebenden Gebäuden gedacht gewesen sein könnte.

Dieser Text erschien zuerst in der "Sächsischen Zeitung".

Oliver Reinhard

Zur Startseite