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Die Anhänger von Pegida halten die Kunst-Aktion in Dresden zur Erinnerung an den Krieg in Syrien für "Heuchelei".
© Sebastian Kahnert/AFP
Update

Monument-Eröffnung in Dresden: Rechter Mob gegen Aleppo-Kunstprojekt

Drei ausrangierte Buswracks ließ der Deutsch-Syrer Manaf Halbouni in Dresden als Brücke zum Nahen Osten aufstellen. Hunderte protestieren und beschimpfen Politiker als "Volksverräter".

Das bereits im Vorfeld kontrovers diskutierte Dresdner Kunstprojekt „Monument“ ist am Dienstag unter massiven Störungen eröffnet worden. Auf dem zentralen Neumarkt vor der Frauenkirche ließ der Deutsch-Syrier Manaf Halbouni drei ausrangierte Buswracks hochkant aufstellen. Sie sollen eine Brücke zum Nahen Osten schlagen, an den Krieg in Syrien und das Leid der Zivilbevölkerung erinnern. Mehrere hundert Gegner protestierten lautstark gegen die Eröffnung des „Monuments“.

Reden zur Eröffnung, unter anderem des Dresdner Oberbürgermeisters Dirk Hilbert (FDP), wurden von Buhrufen und Parolen wie "Haut ab", "Volksverräter" oder "Schande" begleitet. Auch der stellvertretende Ministerpräsident und SPD-Landesvorsitzende Martin Dulig wurde von Demonstranten verbal angegangen.

Die rechten Demonstranten - laut Augenzeugen waren es gut 200 - hatten Megafone, Trillerpfeifen und Fahnen bei sich, wie die "Dresdner Neuesten Nachrichten" berichteten. Auch Fotografen wurden demnach angegriffen. Ein Reporter des Twitter-Projekts "Straßengezwitscher", der die Auseinandersetzungen dokumentierte, wurde von einem Polizisten geschubst, gepackt und festgehalten. Am Rande des Platzes stand eine angezeigte Kundgebung der fremdenfeindlichen "Wellenlänge"-Bewegungen mit einigen Teilnehmern. Weniger lautstark, aber in der knappen Mehrzahl waren die Anhänger der Kunst-Aktion.

Das Zeigen eines Plakates von Pegida-Gegnern mit der Aufschrift "Euer Rassimus kotzt uns an" wurde von der Polizei schnell unterbunden. Allerdings wurden auch die rechten Demonstranten aufgefordert, ihre Transparente einzurollen.

Pegida-Anhänger und Rechtsextreme hatten bereits am Montagabend gegen die Kunst-Aktion demonstriert. "Entartete Kunst ist das", rief ein Teilnehmer und nutzte bewusst die nationalsozialistische Diffamierung moderner Kunst.

Halbouni zeigte sich"sehr traurig" und "erschrocken" über die Störung der Eröffnungsfeier für sein "Monument". Er sagte dem Tagesspiegel: "Ich bin immer noch geplättet. Während der Veranstaltung hat niemand das Gespräch gesucht. Es wurde nur geschrien." Ein Dialog könne nicht entstehen, wenn man die Leute nicht reden lasse. "Jeder hat das Recht, seine Meinung zu sagen. Und dass wir nicht alle einer Meinung sind, ist okay. Aber wir müssen einander zuhören." Er hoffe weiter, mit den Menschen in Dresden ins Gespräch zu kommen, um sein Projekt zu erklären. Ziel der Installation sei zu zeigen, "dass wir in Deutschland in einem intakten Land, ganz glücklich und ohne Probleme leben können".

Hilbert bezeichnete das Kunstwerk als "große Bereicherung" für die Stadt. Es bedürfe manchmal "ungewöhnlicher Mittel", einem das Weltgeschehen vor Augen zu führen. Die Skulptur erinnere die Dresdner daran, "dass auch in unserer Stadt Menschen verfolgt, erniedrigt und getötet wurden". "Die Rechtspopulisten, die nicht nur in unserer Stadt, sondern überall in Europa an Zuspruch gewinnen, bauen auf das Vergessen", warnte Hilbert. Umso wichtiger sei es, dem Erinnern ein "Monument" zu setzen.

Der Oberbürgermeister war zuvor bereits für das Projekt angefeindet worden. Im Internet gab es Morddrohungen gegen ihn, sein Privathaus wird deshalb von der Polizei bewacht. Die Hetze gegen Hilbert war losgebrochen, nachdem sich der Politiker im Vorfeld des Gedenktages zur Zerstörung des Stadt im Zweiten Weltkrieg kritisch zum Opfermythos geäußert hatte. "Dresden war keine unschuldige Stadt", sagte er unter anderem.

Die Störung der Einweihung der Aleppo-Kunstaktion erinnert an die Pöbeleien und Proteste während der offiziellen Festlichkeiten zum Tag der deutschen Einheit am 3. Oktober vergangenen Jahres in Dresden. In den sozialen Netzwerken war wie schon am 3. Oktober von Anhängern der fremdenfeindlichen Pegida-Bewegung zu einer "Rauchpause" aufgerufen worden.

Vorlage für die temporäre Installation von Manaf Halbouni - sie soll bis zum 3. April stehen bleiben - ist ein Bild aus dem zerstörten Aleppo, das 2015 um die Welt ging. Damals hatte die Zivilbevölkerung drei Busse ebenso hochkant aufgerichtet, um sich vor Angriffen des Militärs zu schützen. Der Künstler versteht seine die etwa zwölf Meter hohe Skulptur als moderne Freiheitsstatue.

Die Aktion steht im Zusammenhang mit dem Dresdner Gedenken an die Opfer von Krieg und Gewalt. Am 13. Februar wird in der sächsischen Landeshauptstadt mit zahlreichen Veranstaltungen und einer Menschenkette an die Zerstörung durch alliierte Bomber vor 72 Jahren erinnert. Zwischen dem 13. und 15. Februar 1945 hatten alliierte Bomberverbände tausende Sprengsätze und Brandbomben über Dresden abgeworfen. Rund 25.000 Menschen wurden damals getötet, weite Teile der historischen Altstadt zerstört. Die später wieder aufgebaute Frauenkirche gilt heute als Symbol für Frieden und Versöhnung. (mit AFP, epd)

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